Wir können es überall lesen: Die Einsamkeit ist zu einem gesellschaftlichen Problem geworden. Medizinische Studien belegen, dass Vereinsamung nicht nur das Wohlbefinden mindert, sondern sich auch negativ auf die Gesundheit auswirkt. Die Autorin Franziska Muri kennt solche Schreckensmeldungen und ärgert sich darüber, dass hauptsächlich die negativen Seiten des Alleinseins hervorgehoben werden. Ihrer Meinung nach hat das „Für-sich-sein" zu Unrecht einen schlechten Ruf. Die Kulturwissenschaftlerin lebt allein, arbeitet allein – und sie liebt es. Während sie meist relativ gut mit dem Alleinsein klarkam, bekam sie von der Außenwelt immer wieder gespiegelt, dass etwas mit ihr nicht stimme, dass sie nur mit Partner richtig sei. Die Folge: Sie fühlte sich nicht zugehörig. Irgendwie am Rand.
Statt weiter gegen das Alleinsein anzukämpfen, beschloss sie, es anzunehmen. Sie begann sich dem Thema tiefer zu widmen und ging auf die Suche. In ihrem Buch „21 Gründe, das Alleinsein zu lieben", spart sie die problematischen Seiten nicht aus, zeigt aber dennoch einen positiven Blick auf das zeitweilige Alleinsein, welches Menschen helfen könne, zu wachsen und zu einer tiefen Lebens- und Selbstliebe zu finden. Das habe inzwischen sogar die Wissenschaft akzeptiert. Bei ihren Recherchen stieß sie auch auf Studien, die zeigen, dass es durchaus sozial gut eingebettete Menschen gibt, die gern und viel alleine sind. Darunter besonders viele Introvertierte oder Hochsensible, die mit ihren empfindlichen Antennen leichter unter Reizüberflutung leiden.
Das Alleinsein hat auch Tradition. Denker und Künstler priesen über Jahrhunderte die Einsamkeit. Der Rückzug in die religiöse Einkehr war lange hoch geschätzt. Für Muri fördert das Alleinsein die Kreativität und die persönliche Weiterentwicklung. Zeiten der Einsamkeit nutzt sie als Lernphase für neue Beziehungen. Auch sei eine geringere Anzahl von Kontakten nicht zwangsläufig negativ. Denn nicht auf die Quantität komme es an – sondern auf Qualität.