Ein Buchtitel stand Pate für den Namen des Wanderwegs „Auf fremden Pfaden". Karl May hat niemals das Saarland bereist, allerdings, so ist es auf einer Infotafel zu lesen, hätte er sicherlich Gefallen gefunden an den Wiesen, Wäldern, Schluchten und Höhen des Sulzbachtals.
Vom Parkplatz im Schürer Weg sind es nur wenige Schritte zum Portal des Wanderweges. Ein dunkler Tann mit viel Wurzelwerk am Boden lässt uns sofort in eine abwechslungsreiche Waldlandschaft eintauchen. Wenige Sekunden später passieren wir die Anlage rund um das Ausflugslokal „Bayrisch Zell", es folgt ein kleines Biotop und die Überquerung des Ruhbachs. Dann sind wir endgültig für mehrere Stunden im Wald unterwegs. Dort erwarten uns am Wegesrand sehr viele Informationen über das Leben und Werk Karl Mays.
An der ersten Infotafel erfahren wir, dass Karl May aus ärmsten Verhältnissen stammte. Danach lernen wir den lyrischen und musikalischen Karl May kennen und erfahren einige Details über seine Weltreisen.
Spannende, neue Infos über den Schriftsteller
Der Weg schlängelt sich mit etlichen Richtungswechseln durch unterschiedliche Waldformationen. Wer sich auf die spannenden Informationen über den Schriftsteller einlässt, erfährt enorm viel aus seinem Leben. So zum Beispiel, dass Karl May in jungen Jahren auf die schiefe Bahn geraten war. Unterschlagungen, Betrügereien und Hochstapeleien brachten ihm über sieben Jahre Gefängnis ein. Während der Inhaftierung standen ihm sehr umfangreiche Bibliotheken zur Verfügung. Das Studium dieser Quellen bildete die Grundlage für seine spätere Schriftstellerei.
An einer weiteren Informationstafel lesen wir Details über den Vielschreiber Karl May: „Nach seiner Haftentlassung 1874 begann Karl May zu schreiben: Erzgebirgische Dorfgeschichten, Humoresken, belehrende Schriften wie beispielsweise die ‚Geografischen Predigten‘, aber auch erste kleinere Reiseerzählungen, aus denen schon bald die Reiseromane entstehen sollten. Die Veröffentlichung erfolgte in verschiedenen Wochenzeitschriften, Marienkalendern und anderen Periodika. Daneben verfasste er ab 1882 billige Heftchenromane. Da sich diese Hintertreppen-Erzählungen literarisch auf niedrigem Niveau bewegten, brachte er sie anonym zu Papier. Doch damit war gutes Geld zu verdienen."
An anderer Stelle erfahren wir, dass Karl May durch seine Reiseromane (Ich-Erzählungen) zum Star avancierte. „Im Laufe der Jahre identifizierte sich der Schriftsteller jedoch immer mehr mit seinen Heldengestalten, posierte dafür auch in entsprechenden Kostümen. Seine Behauptung, 40 Sprachen zu sprechen und 1.200 Dialekte zu verstehen, wurde unbesehen geglaubt." Wo er auch auftauchte, wurde er als Star gefeiert.
Mal wandern wir auf breiten Forstwegen, mal auf schmalem Pfad. Anfangs steigt der Weg sanft nach oben. Ein kurzes Wegstück führt parallel zur Autobahn A 623. Auf einer Anhöhe finden wir eine kleine Kapelle, die der Heiligen Mutter Gottes geweiht ist. Vor der Kapelle in der Gemarkung Sandgrube befindet sich ein steinerner Altar im Freien. Wir befinden uns im Dreieck Altenwald, Schüren, Elversberg.
Später gelangen wir auf unserer Wanderung ins Ruhbachtal, wo der Bach linker Hand in seinem Bett still dahinplätschert. Zwischen den Karl-May Informationstafeln 10 und 11 stehen rechter Hand drei bunt bemalte Marterpfähle. Wenig später erreichen wir zwischen den Stationen 14 und 15 eine Infotafel, die darauf hinweist, dass hier, unmittelbar am Ruhbach, die Möglichkeit besteht, die Wanderung abzukürzen, denn von hier sind es gerade einmal 1,1 Kilometer zurück zum Parkplatz.
Wer den zweiten Teil des Weges auf sich nimmt, erhält weitere Einblicke in das Leben Karl Mays, vor allem werden die Weltreisen des Autors und seine musischen Ambitionen beleuchtet.
Ein steinerner Altar findet sich im Freien
Wir aber überqueren den Ruhbach und wandern für kurze Zeit entlang einer Pferdekoppel, bevor wir später nochmals im Ruhbachtal in fast völliger Waldeinsamkeit unterwegs sind. Nach geraumer Zeit entdecken wir ein Kulturdenkmal am Wegesrand, einen historischen Grenzstein zwischen Sulzbach und St. Ingbert. Auf einer Tafel lesen wir: „Die kleinen Dörfer Sulzbach und Sankt Ingbert wurden während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) völlig zerstört und starben aus. Im Jahre 1635 brannte Sulzbach nieder, 1637 äscherte eine Feuersbrunst Sankt Ingbert ein. Der Sulzbacher Bann unterstand seit 1549 der Herrschaft von Nassau-Saarbrücken. Sankt Ingbert war seit 1339 eine Vogtei, – ein weiterverliehenes Dorf – des Kurfürsten von Trier. Im Jahre 1661 wechselte Sankt Ingbert seinen Besitzer und wurde eine Enklave – ein von fremden Gebieten eingeschlossener Teil – der Grafschaft Von der Leyen zu Blieskastel. Das Dorf Sankt Ingbert entstand allmählich wieder. Die Landesherrschaft Nassau-Saarbrücken beschloss erst 1727, dass in dem Ort Sulzbach wieder ein tüchtiges Dorf aufgerichtet werden solle. Eine genaue Festlegung der gemeinsames Grenze fand erst 1768 statt, wobei alte Grenzzeichen und Steine durch 36 neue, zugehauene Grenzsteine mit den Hoheitszeichen der Landesherren gesetzt wurden."
Die gemeinsame historische Grenze zwischen Sulzbach und St. Ingbert verläuft etwa neun Kilometer von Elversberg über Schnappach und Sechseichen bis Rentrisch. Mehr als fünf Kilometer dienen Bachläufe wie der Ruhbach, der Sulzbach, der Schnappbach und der Gehnbach als natürliche Grenze. Der übrige Teil wurde 1768 mit Grenzsteinen versehen von denen einige an der historischen Grenze noch vorzufinden sind. Zwischen 1816 und 1919 verlief hier die Grenze zwischen Bayern und Preußen.
Anschließend sind wir oberhalb von Sulzbach im Waldgebiet unterwegs, ehe wir Richtung Schnappach wandernd, das Ende der Wanderung an Start und Ziel erreichen.