Das Cover von „Electric Babyland" ist wirklich niedlich, der Album-Titel augenzwinkernd zu verstehen. Aber wer ist dieser Peter Piek eigentlich überhaupt? Gut dass es das Internet gibt. Dort wird der Leipziger als Maler, Multi-Instrumentalist, Songschreiber, Performance-Künstler und Autor geführt. Aha.
Natürlich lassen sich dort auch seine farbenfrohen, kreisrunden Bilder („Bilder soll man drehen können!") bewundern und auch diverse Veranstaltungshinweise entnehmen.
Wenn man „Electric Babyland" zunächst ganz unvoreingenommen einige Male im Player hatte, ist das natürlich im Nachhinein amüsant … Wenn Piek ausschließlich Musik machen würde, hätte man jedenfalls kein Problem, das zu glauben. Er bewegt sich in diesem Metier mit Leib und Seele – leichtfüßig, einnehmend, souverän.
Peter Piek hatte sich nach einigen gitarrenlastigen Alben einen kleinen Synthesizer gekauft und experimentiert seither als Musiker nicht mehr mit Saiten, sondern ausschließlich mit Tasten. Diese krass gelebte künstlerische Freiheit gepaart mit Inspiration und einem ungemein breiten Horizont ergibt sehr lustvolle und zugleich klare Musik. „We Should Be High" oder „You And I Will Last" seien als Einstieg empfohlen. Wie köstlich es klackert, peitscht, blubbert – und sich verschiedene Melodiebögen ineinander verschlingen!
Gewiss handelt es sich bei dem zu Grunde liegenden Klangerzeuger nicht mehr um den kleinen Synthie der Anfangszeit. Denn das hier ist die denkbar prachtvollste elektronische Musik. Eine Prise Kraftwerk, eine Prise Depeche Mode. Und ganz, ganz viel Piek, der mit Charisma agiert und im Übrigen eine recht weibliche Stimme sein eigen nennt. Aber auch das ist eine Finesse, die bezaubert. Clubs: unbedingt herhören.
Problematisch sind nur „Colors", da zu nah an „Zombie" von den Cranberries, und „Rot Gelb", ein zwar grandios bollernder Track, der aber textlich – nun ja: ziemlich schräg geriet. „Electric Babyland" ist nichtsdestotrotz ein wunderbarer Trip und bezüglich Unmittelbarkeit und Tanzbodentauglichkeit dem aktuellen Roosevelt-Album definitiv vorzuziehen.