Sich langsam auf Heiligabend einstimmen beim Besuch eines Weihnachtsmarkts? In Berlin hat man die Qual der Wahl, denn das Angebot ist riesig – vom kleinen nostalgieverliebten Adventsmarkt hin zum bunt glitzernden Weihnachtsrummel. Wir stellen stellvertretend für alle sechs Märkte vor.
Weihnachtsmarkt im Jagdschloss Grunewald
Wo, wenn nicht im Jagdschloss Grunewald, könnte man sich beim Besuch eines Weihnachtsmarkts tatsächlich in eine längst vergangene Zeit zurückversetzt fühlen? Berlins ältester Schlossbau mit Teilen aus dem 16. Jahrhundert liegt von Wald umgeben am Ufer des Grunewaldsees. Eine geradezu märchenhafte Kulisse für den Weihnachtsmarkt am zweiten Adventswochenende. Am besten reist man mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Bus) an, denn die Parkplätze vor Ort sind knapp, und der etwa 20 Minuten lange Spaziergang durch den Wald – teilweise illuminiert – sorgt für einen stimmungsvollen Auftakt.
Zwischen Schloss und Nebengebäuden sind Dutzende Stände aufgebaut, hier gibt es süße und salzige Leckereien – vom mittelalterlich zubereiteten Fackelspieß über Raclette bis hin zu heißen Maronen und Honigwein. Holzschnitzer und Töpfer, Buchbinder und Spielzeugbauer bieten kleine und größere Geschenke an. Und die Akteure des Wandertheaters Schwalbe mischen sich als Märchenfiguren verkleidet unters Publikum, lassen Frau Holle, Aschenputtel und Hänsel und Gretel lebendig werden. Für die Kinder gibt es Mitmach- und Bastelaktionen, und bei kühleren Temperaturen kann man sich nicht nur am Lagerfeuer oder mit einem Punsch aufwärmen, sondern auch einen Abstecher ins Schloss oder das daneben liegende Jagdzeugmuseum machen. Im Schloss selbst gibt es eine hochkarätige Sammlung von Cranach-Werken, im Jagdzeugmuseum wird die Geschichte der höfischen Jagd dokumentiert. Durch den dunklen Wald muss man übrigens nicht allein zur Bushaltestelle zurücklaufen: Begleitet werden die Besucher dabei von historisch kostümierten Nachtwächtern.
Märchenhafter Weihnachtsmarkt im Jagdschloss Grunewald am 8.und 9. Dezember von 11 bis 19 Uhr. Eintritt: drei Euro mit Schlossbesichtigung. www.spsg.de
In der Stadt der höchste Weihnachtsmarkt
Vor fünf Jahren ist der Klunkerkranich auf dem Parkdeck eines Neuköllner Shopping-Centers gelandet und hat die öde Betonfläche in einen quirligen Kulturdachgarten verwandelt. Zu dessen Programm gehört neben Konzerten und Record Releases, neben Lesungen und Kinoabenden auch ein Weihnachtsmarkt. Den bezeichnen die Veranstalter voller Stolz als den „höchst gelegenen Weihnachtsmarkt Berlins". Klar, dass das Angebot hier ein bisschen anders als in den Etagen des darunter liegenden Einkaufszentrums ist. Upgecyceltes findet sich neben fair Gehandeltem, und vieles an den Ständen stammt von Künstlern und Kreativen aus dem Kiez. Auch das kulinarische Angebot spiegelt die multikulturelle Zusammensetzung des Bezirks wieder: Knödel gibt es hier ebenso wie pikant gewürzte Quesadillas oder hausgemachte Pizza, dazu Apfelpunsch, Glühwein und eine spezielle Cocktailkarte. Ein Kinderprogramm sorgt dafür, dass sich auch die jüngeren Besucher auf dem Kulturparkdeck wohl fühlen, und für Überraschungsmomente ist das Ensemble Entourage die richtige Besetzung. Die Artisten verwandeln sich mal in von LED-Ketten durchzogenen Kostümen in fantastische Wesen, jonglieren oder zeigen beeindruckende Akrobatik. Gegen Abend stehen beim Klunkerkranich-Weihnachtsmarkt Live-Konzerte und DJ-Sets auf dem Programm.
„Vom Himmel hoch – der höchste Weihnachtsmarkt der Stadt" ab dem 30. November an jedem Adventswochenende. Öffnungszeiten und Infos unter www.klunkerkranich.org
Weihnachtszauber auf dem Gendarmenmarkt
Imposanter könnte die Kulisse wohl kaum für einen Weihnachtsmarkt sein: Zwischen Konzerthaus, dem Französischen und dem Deutschen Dom verwandelt sich der Gendarmenmarkt ab Ende November in ein Meer aus weißen Pagodenzelten. Sterne leuchten auf den Zelt-spitzen, durch die Luft weht der Duft von gebrannten Mandeln, aber auch von deftigem ungarischen Langos.
Geschenke für den kleinen Geldbeutel finden sich hier eher nicht, der Schwerpunkt liegt auf hochwertigerem Kunsthandwerk – von der Schnitzerei über Handweberei bis hin zu ausgefallenen Lederwaren. Auch gastronomisch wird Wert auf Qualität gelegt und auf Produkte aus verschiedenen Regionen Europas. Da gibt es Konfitüren und Liköre auf Blütenbasis, Schinken und Käse aus Österreich, feine Schokoladen und Pralinen und dazu edle Weine und Sekt. Wenn es zu ungemütlich wird, wärmt man sich im beheizten „Kunsthandwerker-Glashaus" auf, während auf der Bühne Chöre wie die „Friedrichshainer Spatzen", Ballettschulen oder Ensembles wie das „Rufus Temple Orchestra" für vorweihnachtliche Stimmung sorgen. Abgerundet wird das Programm mit Alt-Berlinerischem vom „Lieder-Schulze" und Märchen-Aufführungen für die Kleinsten.
„Weihnachtszauber" auf dem Gendarmenmarkt – vom 26. November bis zum 31. Dezember täglich von 11 bis 22 Uhr (am 24. Dezember bis 18 Uhr). Der Eintritt beträgt einen Euro für das Bühnenprogramm und Charity. www.weihnachtsmarkt-berlin.de
Weihnachtsmarkt vor dem Schloss Charlottenburg
Quasi das Pendant im „alten Westen Berlins" zum „Weihnachtszauber" auf dem Gendarmenmarkt ist der Weihnachtsmarkt am Schloss Charlottenburg. Die Idee für den aufwendig illuminierten Markt am 1999 auf, 2007 konnte er das erste Mal vor der barocken Schlossanlage veranstaltet werden. Und er sorgte bei den Besuchern auf Anhieb für Begeisterung, denn dank eines ausgeklügelten Beleuchtungskonzepts werden die Schlosskulisse und die Zeltpagoden des Markts bunt erleuchtet und verwandeln sich in eine geradezu magische Kulisse.
Auch hier bewegen sich Gastronomie und Kunsthandwerk preislich im gehobenen Segment – neben Ständen unter anderem mit Waffeln, kandierten Früchten oder Backkartoffeln mit Grünkohl lädt ein Restaurant mit österreichischer Küche vom Marillenknödel bis zu Schupfnudeln zum Probieren ein. Ähnlich wie auf dem Gendarmenmarkt ist auch hier ein Bereich mit Verkaufsständen in einem beheizbaren „Glashaus" untergebracht. Und so kann man sich bei ungemütlicher Witterung aufwärmen und dabei nach kleinen Geschenken Ausschau halten – vom Keramikbecher über Holzspielzeug bis hin zur Naturkosmetik. Eine große im Dunklen angestrahlte Weihnachtspyramide sorgt für Nostalgie, ebenso wie Auftritte von Posaunenbläsern Weihnachtsengeln, die sich unters Publikum mischen.
Weihnachtsmarkt vor dem Schloss Charlottenburg vom 26. November bis zum 26. Dezember – geöffnet montags bis donnerstags von 14 bis 22 Uhr und freitags bis sonntags von 12 bis 22 Uhr. www.wvdsc.de
Alt-Rixdorfer Weihnachtsmarkt
„Böhmisch Rixdorf" – das war eine kleine im 18. Jahrhundert gegründete Gemeinde protestantischer Flüchtlinge aus Böhmen bei Berlin. Sie bestand aus dem alten Kern des heutigen Bezirks Neukölln, dessen Zentrum der Richardplatz, der ehemalige Dorfanger mit Kirche, historischer Schmiede und einer Reihe denkmalgeschützter Häuser ist. Hier findet am zweiten Adventswochenende traditionell der Alt-Rixdorfer Weihnachtsmarkt statt – mit Dutzenden von Ständen von Einrichtungen und Vereinen aus dem Bezirk.
Lichterketten schmücken die Bäume am Platz, würzig duftet es nach unterschiedlichsten Glühweinvarianten aus einer Vielzahl an Kesseln. Hier kann man reichlich Selbstgebasteltes und -gebackenes zu kleinem Preis finden, denn Kitas, Schulen, Fördereinrichtungen und Vereine haben in den vergangenen Monaten genäht, gehäkelt und geschnitzt. Wie wäre es mit ausgefallenen Marmeladensorten, Sets aus recycelten Textilien oder bedruckten Shirts? Nicht alles ist perfekt, mancher Stich schief, doch gerade das ist charmant, und die Erlöse sind sowieso für einen guten Zweck.
Alt-Rixdorfer Weihnachtsmarkt auf und rund um den Richardplatz in Berlin-Neukölln vom 7. bis zum 9. Dezember. Am Freitag von 17 bis 21 Uhr, am Sonnabend von 14 bis 21 und am Sonntag von 14 bis 20 Uhr. www.weihnachteninberlin.de
Adventsmarkt auf der Domäne Dahlem
Manche nennen ihn den stimmungsvollsten Weihnachtsmarkt in Berlin, auf jeden Fall aber kann man sich hier wie auf einem Gutshof vor Hunderten von Jahren fühlen. Die Domäne Dahlem ist das historische Rittergut des ehemaligen Dorfes Dahlem im Südwesten Berlins und heute ein Freilandmuseum mit ökologischem Schwerpunkt. Viele Feste werden hier das Jahr hindurch gefeiert, der Adventsmarkt an allen vier Adventswochenenden lockt jedes Jahr Tausende Besucher aus ganz Berlin und von außerhalb an. Denn zwischen den Ständen auf dem Innenhof, den ehemaligen Scheunen und Wohngebäuden kann man bei einem Becher Bio-Glühwein herrlich entschleunigen. Zudem kann man weihnachtlichen Klängen von Chören oder Musikgruppen auf der Bühne lauschen, sich von einer Feuershow verzaubern lassen, hausgemachte Leckereien von Lebkuchen bis Nougat probieren. Und die Kinder sind glücklich, wenn sie die strubbeligen Ponys des Museumshofs kraulen oder vielleicht sogar eine Runde auf ihnen reiten dürfen.
Adventsmarkt auf der Domäne Dahlem an allen Adventswochenenden von jeweils 11 bis 19 Uhr. Der Eintritt kostet drei, ermäßigt 1,50 Euro. Informationen unter www.domaene-dahlem.de