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WAS MACHT EIGENTLICH...

Der frühere Showmaster Rainer Holbe schreibt derzeit über seine Kindheitserinnerungen.
Foto: picture alliance / dpa

… Rainer Holbe?

Durch Sendungen wie „Starparade" (ZDF), „Die Woche" und „Unglaubliche Geschichten" (RTL) wurde er in den 80ern zu einem der bekanntesten TV-Gesichter. Der 78-Jährige ist noch Mitarbeiter beim „Luxemburger Wort" und schreibt derzeit über seine Kindheitserinnerungen.

Nachdem Rainer Holbe mit dazu beigetragen hat, 1984 die Fernsehsparte RTL Plus seines damaligen Arbeitgebers Radio Luxemburg aus der Taufe zu heben, war er einige Jahre lang einer der beliebtesten Moderatoren des jungen TV-Senders. 1988 war er mit „Die Woche" einer der deutschen Talkshow-Pioniere. „Programmchef Dr. Helmut Thoma bat mich zur Geburtshilfe, weil ich schon Kameraerfahrung gesammelt hatte", sagt Holbe. Beim ZDF gehörte seine Show „Starparade" von 1968 bis 1990 zu den erfolgreichsten Sendungen und brachte Holbe 1987 den Fernsehpreis „Goldene Kamera" ein.

Holbe ist Luxemburg, wo er ab 1974 fast drei Jahrzehnte gelebt hatte, immer noch verbunden: „Ich bin ständiger Kulturkorrespondent beim ‚Luxemburger Wort‘. Ich berichte von aktuellen Ereignissen, bespreche Neuerscheinungen vom Büchermarkt und habe die regelmäßige Kolumne ‚Rainer Holbes Tagebuch‘." Mit seinem damaligen RTL-Kollegen Frank Elstner ist er bis heute befreundet und RTL-Chef-Nachrichtensprecher Peter Kloeppel konnte er anlässlich dessen 60. Geburtstag kürzlich interviewen.

Sieht sich oft Talkshows an

Rainer Holbe moderiert 1982 „Rund um die Welt“.
Rainer Holbe moderiert 1982 „Rund um die Welt". - Foto: imago / United Archives

Rainer Holbe war in verschiedenen Medien und Sendeformaten zu Hause. Noch immer findet er Radio und Fernsehen gleichermaßen interessant, macht aber keinen Hehl daraus, dass er privat kein Vielgucker ist: „Ich wähle sehr bewusst aus, weil ich ein leidenschaftlicher Leser bin und meine Zeit vor allem Zeitungen, Magazinen und Sachbüchern widme." Das Fernsehen schalte er meist erst ab 22 Uhr ein, „zumal ich als Nachtmensch lange dabei bleiben kann!", verrät Holbe im FORUM-Interview. Als einer der frühen TV-Talker sieht er sich bis heute öfters Talkshows an: „Ich finde alle diese Formate sehenswert, zumal ich als ehemaliger Talk-Moderator um alle Details weiß, die mit einem solchen Projekt zusammenhängen. Außerdem erfahre ich gern etwas über meine Mitmenschen." Insgesamt findet er das heutige Fernsehprogramm so vielseitig, dass er nicht wirklich etwas vermisst. „Für die Nachrichten bevorzuge ich die Öffentlich-Rechtlichen. Des Weiteren schaue ich mir Dokus und Filme bei Arte an", setzt Holbe seine Bildschirm-Prioritäten, zu denen auch „Rach, der Restauranttester" gehört.

Wenn Holbe auf seine eigenen Sendungen zurückblickt, hat die Talk-Runde „Ortsgespräche" für ihn einen besonderen Stellenwert: „Ich habe sie sehr gern moderiert, zusammen mit Kollegen wie Peter Scholl-Latour oder Hanns-Joachim Friederichs." Heute gibt er sich bei Moderationsangeboten und Einladungen zu Diskussionsrunden wählerisch: „Solche Anfragen beantworte ich immer erst nach längerem Nachdenken."

Ohnehin hält Holbe es inzwischen mehr mit dem Lesen und Schreiben. Bei der Lektüre ist ihm der erste Teil von Goethes „Faust" das wichtigste Buch. Er habe es mit acht Jahren von seiner Mutter geschenkt bekommen und es mit zehn auswendig gekonnt. „Bei der Belletristik lese ich langsam. Sonst beraube ich mich ja des Inhalts. Sachbücher lese ich aber schon mal quer." Er selbst hat bereits über 30 Bücher verfasst, meist dokumentarische Romane oder Sachbücher, die sich mit übernatürlichen Phänomenen und Grundfragen unserer Existenz befassen. Beim Schreiben könne er gut über sich selbst nachdenken: „Ich bin eigentlich ein langsamer Mensch, arbeite und recherchiere aber schnell."

„Ich war nie urlaubsreif"

Derzeit bringt der 78-Jährige seine Kindheitserinnerungen über seine ersten Jahre in Böhmen zu Papier, die nach Abschluss unter dem Titel „Der Onkel mit dem Holzvergaser" als Buch veröffentlicht werden sollen. Außerdem schreibt Holbe Reisereportagen für verschiedene Zeitungen und Magazine. Ein Rentnerdasein kann sich der Ex-Moderator noch nicht vorstellen, denn auch früher habe er noch nie Urlaub im Sinne von faul herumliegen gemacht: „Eigentlich war ich auch noch nie urlaubsreif, weil ich den schönsten Beruf der Welt habe, der mich noch nie gestresst oder überfordert hätte", bekundet Holbe gegenüber FORUM. Auch Hobbys und Ehrenämter brauche er nicht: „Ich bin Großvater von drei Enkelbuben. Das ist ein wichtiges Ehrenamt." 2011 hat er darüber das Buch „Wir neuen Großväter" geschrieben und dafür plädiert, die Chance auf möglichst viel Nähe zu den Enkeln zu nutzen. „Das ändert sich auch nicht, wo meine Klientel jetzt im Teenageralter ist. Leo, Max und Ferdinand kommen regelmäßig zum Mittagessen und zu gemeinsamen Ferien." Auch angesichts der vielen neuen Medien hält Holbe in Bezug auf seine Enkel Lesen und Vorlesen, Bewegung in der Natur und Besuche im Museum und ­Restaurant für sehr wichtig: „Das beste Geschenk für Enkel ist Zeit! Und ich lerne von ihnen mehr als sie von mir."

Zu einigen ehemaligen Kollegen hält Holbe bis heute guten Kontakt. Neben Frank Elstner gehört vor allem auch ZDF-Sportmoderator Dieter Kürten dazu. Und zu seinem 75. Geburtstag hatte er etliche Weggefährten aus alten Fernseh- und Radiotagen zu sich nach Frankfurt eingeladen.

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