Dr. Masyar Rahmanzadeh hat sich auf schonende Gelenkoperationen spezialisiert. Seine Zehenballen-Korrektur hat er sich sogar patentieren lassen. Privatpatienten verspricht er, schon nach wenigen Tagen wieder gehen zu können.
Berlin, Kurfürstendamm 170. „Gelenkzentrum Berlin – Dr. M. Rahmanzadeh" steht in blauer Leuchtschrift an der Naturstein-Fassade unter zwei Fenstern im ersten Stock. Hier berät Dr. Masyar Rahmanzadeh Frauen und Männer, die unter schmerzenden Füßen, Knien und Hüften und den damit einhergehenden Einschränkungen leiden.
Ausführlich informiert er sie, was gegen solche Beschwerden zu tun sei und welche Methode die am besten geeignete wäre. Alles nach dem Motto: „Beweglichkeit und Mobilität sind Grundvoraussetzungen für ein aktives Leben." Ein solches wünschen sich wohl alle, und deshalb kommen sie zu ihm, auch von weit her.
Chirurg im Trainingsanzug
Also hinauf in die erste Etage und ins große, bequem möblierte Beratungszimmer, zum Interview. Es ist 18 Uhr, und schon klingelt es an der Tür. Ein junger schlanker Mann im blauen Pulli und dunkler Sporthose kommt herein und drückt mir kräftig die Hand. Es ist Masyar Rahmanzadeh, der Fußspezialist, und sogleich erklärt er sein überraschend sportliches Outfit. „Viermal wöchentlich stehe ich um fünf Uhr auf und mache von sechs bis sieben Uhr Crossfit, ein modernes Ausdauer- und Krafttraining, das Fett reduziert und die Muskulatur erhöht". Auch habe er sein Gewicht von 89 auf 79 Kilo reduziert. Dass er gerade 50 geworden ist, sieht ihm wohl niemand an. Pure Eitelkeit ist das nicht. Als Arzt, der an vier Tagen pro Woche mindestens acht Stunden operiert, will er auch körperlich voll leistungsfähig sein. „Wenn ich nach diesem Training in den OP-Saal komme, bin ich gleich voll da", lacht er. Das ist er auch noch am Abend, hat nach der letzten OP geschwind eine Sportjacke übergestreift und ist direkt aus dem Urban-Krankenhaus in Kreuzberg zum Gelenkzentrum in Charlottenburg geeilt, um den Interview-Termin nicht zu verpassen.
Wie der Vater, so der Sohn
Studiert hat Rahmanzadeh an der FU Berlin, und dort 1995 promoviert. Zusammen mit seinem Vater, Prof. Dr. Rahim Rahmanzadeh, von 1975 bis 2001 Ordinarius für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie an der FU-Berlin, hat er 2001 dieses Gelenkzentrum gegründet, eine inzwischen hoch spezialisierte Einrichtung für den Hüft- und Kniegelenkersatz sowie für Fußchirurgie. Rahmanzadeh Senior galt als Pionier der modernen Hüft- und Kniegelenkchirurgie. „Schon als Kind habe ich ihn bei Visiten begleitet und seit dem 14. Lebensjahr regelmäßig bei Operationen zuschauen dürfen", erzählt Masyar Rahmanzadeh und strahlt. Bald habe er sich als Hakenhalter bei den OPs betätigt und regelmäßig den Schwestern auf der Station geholfen. „Schon vor dem Beginn meines Studiums kannte ich die Namen aller Knochen und Muskeln auswendig. Mein Vater war und ist ein sehr besonderer Mensch. Er hat mich geprägt, er war trotz seiner vielen Arbeit immer für mich erreichbar. Ich war sein letzter Schüler." Stolz und dankbar klingen diese Worte.
Patentierte OP am Zeh
Eine universitäre Laufbahn wie sein Vater wollte er jedoch nie einschlagen, sondern sich rein der operativen Tätigkeit an Patienten widmen, ohne die zum Teil sehr zeitaufwendigen administrativen Verpflichtungen eines Universitätsalltages. Also hat sich Rahmanzadeh spezialisiert und hat in der Fußchirurgie bei der Ballen-Korrektur (Hallux valgus und Hallux rigidus) Neuland betreten. Seine neue Methode: Nach einer speziellen Sägetechnik und vorsichtiger Weichteilbehandlung wird der korrigierte Ballen mit einer schmalen, leicht gebogenen und auf den Knochen geschraubten Titanplatte fixiert. Auf einem gläsernen Modell ist das genau zu erkennen. Die bereits in der vierten Generation weiterentwickelte Platte, sowie vor allem die eigene Sägetechnik, sind seine Erfindungen und seit 17 Jahren patentiert. Durch diese OP-Methode könnten die Patienten nach drei Tagen wieder laufen, ganz ohne Gehstützen oder Entlastungsschuh, verspricht der Arzt. Kaum zu glauben, doch die aufgenommenen Filme zeigen es. Diese schnell wiedergewonnene Mobilität ist auch der Grund dafür, dass oft beide Füße gleichzeitig operiert werden.
Weltbekannt dank Social Media
Rahmanzadeh zieht sein Smartphone aus der Hosentasche. Zu sehen ist die Operation, die er heute als letzte gemacht hat. Fast alle seine OPs sind auf diese Weise dokumentiert. Im Internet auf Instagram wird das Prozedere in Wort und Bild ausführlich erklärt und bebildert sowie das Vor- und Nachher gezeigt. So verbreitet sich seine Methode weltweit, weckt starkes Interesse. „Über 80 Prozent der Patienten kommen nicht aus Berlin, zehn Prozent davon aus dem Ausland, einige sogar aus den USA und Australien", berichtet Rahmanzadeh. Insgesamt habe er in den vergangenen 17 Jahren mehr als 11.000 solcher Ballen-Korrekturen durchgeführt. Besonders die Mund-zu Mund-Propaganda machte ihn bekannt.
„Auch im Fußbereich arbeiten wir auf höchstem qualitativen Niveau", so Rahmanzadehs Begründung für so viel Zuspruch. Da die Operierten schnell wieder laufen könnten, erübrige sich auch eine Anti-Thrombose-Behandlung nach der Entlassung drei Tage postoperativ. Wichtig sei jedoch die Wundpflege zu Hause. Wasser sollte anfänglich nicht in die Wunde geraten, da dies zu Infektionen führen könnte. Die Operierten könnten binnen einer Woche in ihrem normalen Alltag integriert sein, könnten Autofahren und Kardiotraining auf dem stehenden Fahrrad ausüben. Jedoch sollten die Operierten drei Monate (für die Zeit der Knochenheilung) nicht joggen, hüpfen und springen, um einen Korrekturverlust zu vermeiden. Wer das befolge, könne das OP-Ergebnis nicht gefährden.
Dass etwa 80 Prozent der Hilfesuchenden Frauen sind, verwundert nicht. Doch die geliebten High Heels tragen nicht unbedingt die Schuld an den Fußverformungen. „Die sind zum größten Teil genetisch bedingt", so Rahmanzadeh. Bedeutsam seien auch hormonelle Veränderungen und die Gewichtszunahme während der Schwangerschaft. Bei den Männern benötigen vor allem Fußballer und Langstreckenläufer eine Korrektur. Die leiden oft unter Hallux rigidus, der Arthrose des Großzehengelenkes. Rahmanzadeh operiert an zwei Orten: von Montag bis Mittwoch im schon erwähnten Urban-Krankenhaus (offizielle Bezeichnung: Vivantes Klinikum Am Urban). Dort ist er Leiter der Sektion Fußchirurgie. Auch Knie- und Hüftoperationen stehen auf seinem Programm, alles für Privat- und Kassenpatienten. Donnerstags operiert er in der Klinik Sanssouci in Potsdam, einer Privatklinik.
Knochenschonende Hüft-OP
Bei den Hüftgelenkersatz-Operationen gibt es zwei Methoden, erklärt er. Weithin praktiziert wird nach wie vor das herkömmliche Verfahren, bei dem der Hüftkopf entfernt wird und ein Titanschaft mit einem Keramikkopf in den Oberschenkelknochen eingesetzt wird. „Die andere Variante ist der Oberflächenersatz des schadhaften Hüftgelenks nach McMinn, bei welcher der Hüftkopf nicht entfernt wird", fügt er hinzu. „Dabei wird der geschädigte Gelenkkopf nur wie ein Zahn überkront. Eine knochensparende OP, die sich bei entsprechend günstiger Anatomie und Knochenqualität empfiehlt." Dabei bleibe auch genügend Knochensubstanz übrig, falls später mal eine Vollprothese nötig wird. „Doch diese Methode ist in Fachkreisen durchaus umstritten", sagt Rahmanzadeh sogleich und nimmt Modelle des Gelenkkopfes und der Gelenkpfanne in die rechte und linke Hand, um das genau zu erläutern. Einige biomechanisch ungünstig konzipierte Modelle unterschiedlicher Hersteller hätten diese Möglichkeit in Misskredit gebracht. Jedoch seien die Ergebnisse mit den derzeit nach wie vor im Einsatz befindlichen Modellen, die dem original McMinn-Verfahren entsprechen, sehr erfolgreich und gemäß wissenschaftlicher Publikationen vor allem bei jüngeren, männlichen Patienten, die aktiver sind, den Schaftimplantaten sogar im Langzeitergebnis (über 15 Jahre) überlegen. Mit großem Erfolg arbeite er auch nach dieser Methode.
Nun schaut Masyar Rahmanzadeh auf die Uhr, ist er doch auch Vater von einem 13-jährigen Jungen und zwei Mädchen, fünf beziehungsweise zwei Jahre alt. „Meinem Sohn muss ich gleich noch ein bisschen bei einer Schularbeit helfen", sagt er. Wenn der auch Chirurg wird, will er ihn in die bisher gehüteten Geheimnisse seiner erfolgreichen Fuß-Korrektur einweihen. Wenn nicht, „gebe ich diese Methode meinen Töchtern weiter, so sie mir folgen sollten." Vielleicht bleibt an diesem Abend sogar noch etwas Zeit für sein Hobby, das Gitarrespielen.