Die Jahresrückblicke sind allerorten bereits in der Mache. Leerstellen für Erwartbares wie womöglich die erste Saarländerin an der Spitze der Bundes-CDU und die wahrscheinliche Ablehnung des Brexit-Vertrags in London sind eingeplant. Ansonsten haben die Aufführungen auf der politischen Hauptstadtbühne reichlich Stoff geliefert für politische Proseminare, Grundkurs: politisches Vertrauen. Sollte das Jahr als Werbekampagne für den politischen Nachwuchs geplant gewesen sein, ist es gründlich danebengegangen – könnte man meinen. Denn während einerseits der Verdruss über politisches Gezänk geradezu ein Boomjahr erlebt hat, entwickelt sich gleichzeitig erstaunlicherweise ein neues Interesse an Politik. Das allerdings sucht sich neue Ausdrucksformen.
Dass Politik Inszenierung und Events braucht, mag den Puristen, der die akribische Ausformulierung von Programmen für die einzig wahre Form politischen Bewusstseins hält, zur Verzweiflung treiben. Trotzdem wirken die noch etwas trist als „Regionalkonferenzen" bezeichneten Inszenierungen dreier Alphatiere im Kampf um die CDU-Spitze wie eine Befreiung.
Dass die Basis selbst allenfalls indirekt über die heimischen Delegierten mitbestimmen kann, sollte man nicht allzu nörglerisch bekritteln. Erstmal zählt das neu erwachte Interesse an dem, was da überhaupt abgeht. Die SPD hat so ihre eigenen Erfahrungen mit basisdemokratischen Entscheidungen in der Partei. In der ohnehin diskussionsfreudigen Partei haben solche Vorgänge zweifellos mobilisiert, aber auch Gräben aufgeworfen. Dann doch lieber „Debattencamp" mit „ganz viel Spaß". Nur wer selbst Spaß hat, kann anderen etwas davon vermitteln, könnte die Überschrift über diese Form von Polit-Events in Abwandlung eines alten Spruchs von Oskar Lafontaine lauten.
Die Kunst wird sein, sich von den kurzfristigen Euphorien nicht in die Irre führen zu lassen.
Politik ist etwas anderes als ein Popkonzert, an das Selfies erinnern als ein Stück Flucht vor tristen Alltagswidrigkeiten. Um Verbesserungen genau dieses Alltags hat sich Politik zu kümmern, alles andere ist Kür, die dann auch Spaß machen darf.