Brandschutz ist für so machen Schuldirektor zum Schreckenswort geworden. Vorschriften werden immer strenger, die Umsetzungen teurer und die Anforderungen unterschiedlich interpretiert. Misst man etwa nicht überall mit gleichem Maß? Vier Bundesländer, vier Schulen, vier Beispiele.
Thüringen: Die Kosten trägt der Steuerzahler
Thüringen blieb in jüngerer Vergangenheit von Kostenexplosionen rund um den Brandschutz nicht verschont. Ein Kostenfiasko um eine Schulsanierung im thüringischen Triptis deckte der Steuerzahlerbund auf und druckte es prompt in sein Schwarzbuch der Steuerverschwendungen. Der Saale-Orla-Kreis hatte 2016 im Haushalt für die Sanierung des Grundschulteils der Gemeinschaftsschule 1,58 Millionen Euro eingeplant. Bis zum Schuljahresbeginn 2017/2018 sollte die Maßnahme abgeschlossen sein – doch weder Termin noch Kostenkalkulation ließen sich halten. Hauptgrund: der Brandschutz. Die Kosten sollen mittlerweile mehr als das Doppelte betragen. Der Vorsitzende des Thüringer Steuerzahlerbundes, Justus Kehrl, zweifelte beim Eintrag ins Schwarzbuch die mathematischen Fähigkeiten des Landkreises an. Der Steuerzahler müsse für diese Nachlässigkeiten der öffentlichen Hand die Zeche zahlen. Kehrl forderte im gleichen Atemzug ein Umdenken und konkrete Ursachenanalysen.
Saarland: Finanzplanung ging nicht auf
Auch das könnte ein Fall für das Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes werden: Eigentlich waren für eine Sanierung der gebundenen Ganztagsschule auf dem Heidstock in Völklingen 800.000 Euro eingeplant. Eigentlich. Auch hier war es nicht ansatzweise möglich, die Kostenpläne einzuhalten. Allein die Brandschutzsanierung der Schule kostet hunderttausende Euro zusätzlich. Ob die Mängel beim Brandschutz vorher schon bekannt waren, ist unklar. Wegen eines Brandschutznachweises muss die Schule nun drei zusätzliche Außen-Fluchttreppen erhalten. Außerdem nötig: den Neben-Treppenraum im Inneren der Schule als zweiten Rettungsweg abzutrennen und als i-Tüpfelchen alle Klassenzimmer mit rauchdichten Türen auszustatten – Kostenpunkt 390.000 Euro. Die saarländische Architektenkammer vermutet, dass hier zu hohe Maßstäbe gelten und deutlich mehr als das Nötigste gemacht wird. Ein Fall von: Bloß nichts falsch machen.
Berlin: 15 Jahre Abmahnungen – nichts passiert
Nicht überall forciert die öffentliche Hand den Brandschutz offenbar in gleichem Maß. In Berlin zieht die siebenjährige Helen wegen Nachlässigkeiten beim Brandschutz mit ihren Eltern vor Gericht und will so einen Fluchtweg in ihrer Schule in Berlin-Wedding erzwingen. Vor etwas mehr als einem Jahr sorgte der Fall für viel medialen Wirbel. In Berlin hatte das Signalwirkung. Es gibt Berichte über lange Mängellisten für Schulen, die fehlende Türen anprangern, Fenster, die sich nicht öffnen lassen oder vollgestellte Elektroräume. Schulleitungen drohten schon ganze Etagen ihrer Schulen zu schließen, weil sie für den Brandschutz und Gefahr nicht mehr länger die Verantwortung übernehmen wollten. Im Fall von Helens Schule hat ein Gutachter den fehlenden Fluchtweg bereits vor 15 Jahren festgestellt, dann noch mal 2008 und 2013. Bei allen Terminen mahnte er Sofortmaßnahmen innerhalb von zwei Monaten an. Bislang ohne Erfolg.
Baden-Württemberg: Entflammbare Kunstwerke
Peter Burkhardt staunte nicht schlecht. Nach einer regelmäßigen Brandverhütungsschau forderte das Stuttgarter Schulverwaltungsamt den Schulleiter auf, die Brandlasten in den Gängen seiner Grundschule zu beseitigen. Gemeint waren die bunten Bilder, die die Kinder gemalt hatten und die die Wände zierten – sie sollten einer kahlen Fläche weichen. Doch die Stadt hatte eine Idee. Glaskästen um die Bilder herum sollten im Brandfall einen ausreichenden Schutz bieten. Das freute Peter Burkhardt zwar, die Kosten dafür ließen ihm aber die Kinnlade herunterkippen: 24.000 Euro. „Das ist der Jahresetat unserer Schule". Zum Glück übernahm das Amt die Kosten. Nun ist die Schule in der baden-württembergischen Landeshauptstadt sicher – abgesehen von den vielen Mänteln der Kinder, die im Gang hängen. Doch die beanstandete bei der Brandverhütungsschau niemand.