Mit Symbolen und Farben kennen sie sich aus, unsere französischen Nachbarn. Die stolze Trikolore aus alten Revolutionszeiten trägt das Königsweiß in der Mitte, eingezwängt von blau und rot, den Farben von Paris, symbolisch für das Volk. Und wenn mal kein Symbol zur Hand ist, dann nimmt man halt gelbe Westen. Das sei aber nur der Aktualität halber am Rand erwähnt.
Das Blau-Weiß-Rot soll man im Saarland jetzt öfter antreffen, möglichst als Schleife angeheftet. Auch wenn die Farben das hierzulande fast aufdrängen, steht es nicht in Zusammenhang mit Frankreichstrategie, ist auch keine Solidaritätsadresse an Mr. Macron, hat aber schon mit Solidarität zu tun.
Schleifen als Symbol für die Solidarisierung mit irgendwem oder irgendwas sind keine neue Erfindung. Gelb, rot, rosa, schwarz, türkis mit weißen Punkten, meergrün, als blue oder white ribbon, auch bunt gepuzzelt darf man sich solidarisieren wahlweise gegen häusliche Gewalt oder für Meinungsfreiheit und anderes mehr. Und jetzt in blau-weiß-rot mit den Einsatzkräften von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten. Man mag auf den ersten Blick über die Schleifenvielfalt lächeln, beim zweiten sagen sie einiges über unsere Gesellschaft. Wie will zusammenpassen, dass einerseits allen einschlägigen Umfragen zufolge diese Berufsgruppen – völlig zu Recht – höchstes Ansehen genießen, sich gleichzeitig dann, wenn’s drauf ankommt, mit Verhaltensweisen konfrontiert sehen, die vorsteinzeitlich anmuten? Ein Widerspruch, der im Übrigen nicht nur gefühlt in zunehmend mehr Lebensbereichen sichtbar wird und unweigerlich den alten Spruch vom homo homini lupus, der Mensch ist dem Menschen ein Wolf, in Erinnerung ruft.
Ich bin, zugegeben, kein großer Fan solcher Symbolik. Trotzdem kann ich dem Hinweis auf die „schweigende Mehrheit" etwas abgewinnen, die ihren Respekt, bekundet in anonymen Umfragen, damit sichtbar machen kann. Wenn das dann ein erster Schritt zur Selbstermutigung wäre, um im Zweifel auch mal den Mund aufzumachen, stelle ich meine übliche Symbolskepsis auch mal zurück.