Der KfW-Gründungsmonitor 2018 beklagt seit zwei Jahren weniger Selbstständige in Deutschland. Laut Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) soll sich das ändern.
Herr Altmaier, warum gründen immer weniger Menschen in Deutschland ein Unternehmen?
Der Haken an der ganzen Sache ist relativ einfach zu erklären: Es gibt zum einen derzeit sehr viele attraktive Arbeitsplätze, die Beschäftigung in Deutschland ist so hoch wie nie. Man muss also nicht selbstständig werden, um eine Arbeit zu finden. Zweitens: Viele Menschen scheuen sich vor Unternehmertum; auch, weil sie Angst haben, schief angeguckt zu werden, wenn sie dann als Chef einer Firma erfolgreicher sind als andere. Das ist, so glaube ich, derzeit in Deutschland ein Problem. Auch die Verantwortung für Beschäftigte oder unser gesellschaftlicher Umgang mit dem Scheitern haben einen Einfluss auf die Motivation, selbst zu gründen.
Darum habe ich jetzt alle Bürgermeister und Oberbürgermeister angeschrieben und sie gebeten, bei unserer Gründungsoffensive mitzumachen: Unternehmertum soll wieder wertgeschätzt werden. Dazu gehört zum Beispiel, zu Events wie einem Neujahrsempfang auch einen Unternehmer einzuladen, um ihm so zu zeigen, dass wichtig ist, was er macht. Denn es schafft Arbeitsplätze und dient so der Gemeinschaft und dem Gemeinwohl.
Das heißt, wir haben hier in Deutschland ein Mentalitätsproblem: Aus Angst vor Neid trauen sich die Leute keinen sichtbaren Erfolg zu haben?
Ja, offensichtlich ist auch das ein Problem für Menschen, die sich selbstständig machen wollen. Wir haben jetzt im Ministerium beschlossen, diesen Menschen den Rücken zu stärken und ganz offensiv zu sagen: Ihr leistet einen positiven Beitrag, und darauf könnt, ja müsst ihr stolz sein! In unserer Gründungsoffensive wollen wir ebenso klarmachen: Ihr habt selbst mehr vom Leben, wenn ihr euer eigener Chef seid, ihr seid mit euch selbst zufriedener. Aber es ist auch gut für dieses Land: Denn nur mit Unternehmensgründungen bleibt Deutschland wettbewerbsfähig und kann unseren Wohlstand weiter aufrechterhalten.
Nur moralische Unterstützung reicht bei einer Unternehmensgründung aber nicht – die zukünftigen Selbstständigen brauchen auch Geld.
Das ist richtig. Deswegen gibt es in meinem Haus mehrere gut laufende Programme in verschiedenen Bereichen, in einer Größenordnung von mehreren Milliarden Euro. Diese werden von der Wirtschaft sehr gut angenommen. Wir wollen vor allem jungen Menschen damit den Weg in die Selbstständigkeit ermöglichen, zum Beispiel durch den Hightech-Gründerfonds. Und wir stellen über die neue Beteiligungstochter KfW Capital der Kreditanstalt für Wiederaufbau in den nächsten zehn Jahren zwei Milliarden Euro für Wagniskapitalfinanzierungen zur Verfügung. Daneben gibt es aber zum Beispiel auch das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand „ZIM", das 2019 mit rund 555 Millionen Euro ausgestattet ist und damit das finanziell wichtigste auf mittelständische Innovationen ausgerichtete Förderprogramm des BMWi bleibt. Alle diese Programme tragen dazu bei, dass mittelständische Unternehmer sich ihren Traum verwirklichen können. Das werden wir in den kommenden drei Jahren noch weiter ausbauen.