An der Basis des deutschen Fußballs gärt es. Quer durch die Republik wird darüber diskutiert, wie man einen Spagat zwischen Kommerz und Tradition bewerkstelligen kann. Besonders emotional wird über die Zukunft der Regionalligen gestritten. Fünf gibt es derzeit von ihnen, es tummeln sich quer durch Fußball-Deutschland ehemalige Bundesligisten, ambitionierte „Retorten-Clubs", viele Zweite Mannschaften und zahlreiche Dorfclubs in ihnen. Wirklich glücklich ist damit niemand. Die Traditionsvereine fühlen sich zu Höherem berufen, die finanzstarken „Mini-Hoffenheims" klagen vor allem über die Aufstiegsregelung und die kleinen Clubs können die immer größeren infrastrukturellen Maßnahmen kaum bewerkstelligen. Der Deutsche Fußball-Bund hat unterhalb der beiden Profi-Ligen, die im eigenen Liga-Verband organisiert sind, viel versucht. Es war der Wunsch eine einheitliche „Dritte Liga" zu schaffen und zu vermarkten. Unter dem Motto „Rette sich wer kann" versuchten viele Vereine mit größtmöglichem finanziellen Einsatz dort hineinzukommen. Das Projekt ist mehr oder weniger gescheitert. Denn das Konstrukt wurde mit einem Verzicht auf einen direkten Aufstieg aus der Regionalliga erkauft. Seitdem sind zahlreiche Clubs in der Regionalliga hängen geblieben, obwohl sie Meister wurden. Den sportlichen Wettbewerb konterkariert das natürlich. In diesem Jahr greift erstmals eine Übergangslösung. Drei Meister steigen direkt auf, zwei weitere spielen die Entscheidungsspiele. Dafür wurde die Zahl der Absteiger aus der Dritten Liga auf vier erhöht. Über die Zukunft ab der Saison 2020/2021 wird nun gestritten. DFB-Vize Reinhard Koch ist für viele Fans die Hassfigur Nummer eins. Schließlich hat er seinem bayerischen Landesverband eine eigene Regionalliga erstritten. Dennoch muss man auch akzeptieren, dass Koch unlängst den besten Vorschlag zur Reform gemacht hat. Da viele Landesverbände eine Regionalliga oberhalb der reinen Amateurklasse wünschen, ist die einzige sinnvolle Lösung eine Zweiteilung der Dritten Liga. Das Nadelöhr des deutschen Fußballs darf dagegen keine Dauer-Einrichtung sein.
SPORT
Foto: imago / Matthias Koch
Nachspielzeit: Raus aus dem Nadelöhr
Sport - Kolumne
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