Anina Gepp (24) aus Luzern bloggt zum Thema Eco Fashion und begeistert damit nach nur einem Jahr schon über 63.000 Follower. Im Interview spricht die Schweizerin unter anderem darüber, warum man faire Mode kaufen sollte und woran man sich orientieren kann.
Anina, wann hast Du mit dem Bloggen begonnen und wie kamst Du dazu?
Meinen Blog gibt es erst seit etwas mehr als einem Jahr. Auf Instagram veröffentliche ich aber unter @aniahimsa schon seit mehr als drei Jahren fast täglich etwas. Begonnen hat alles mit meinem Studium – ich habe Multimedia Production studiert. Da ich von Zürich weggezogen bin, hatte ich plötzlich viel mehr Zeit, weil mein Freundeskreis ja nicht mehr direkt um die Ecke war. Ich habe also ein neues Hobby gesucht und es mit Aniahimsa gefunden.
Wie sahen Deine ersten Schritte aus?
Ganz am Anfang habe ich nur Rezepte auf Instagram geteilt. Das war eigentlich mehr für meine Freundinnen gedacht. Dann habe ich aber schnell gemerkt, dass das viel mehr Menschen interessiert und dann begonnen, regelmäßig hochzuladen. Ich kann mich daran erinnern, dass ich sogar früher die Vorlesungen verlassen habe, damit ich über Mittag ein Bild machen konnte.
Hast Du damals schon über Eco Fashion gebloggt?
Mit der Gründung meines Blogs war mir klar, dass meine Plattform mehr sein soll als nur eine Rezeptdatenbank. Ich habe vor und während des Studiums lange als Journalistin gearbeitet und immer gern geschrieben. Obwohl ich schon in dieser Zeit oft Themen behandeln konnte, die mich bewegen, hat es die Tagesaktualität nicht immer zugelassen, wirklich über Herzensanliegen zu schreiben. Mir war deshalb klar, dass ich das auf aniahimsa.com tun möchte. Und: Genau, dazu gehörte auch von Anfang an das Thema Fair Fashion.
Warum hast Du Dich entschieden, über Fair Fashion und veganen Lifestyle zu bloggen?
Vegan zu leben heißt für mich viel mehr, als nur auf tierische Produkte zu verzichten. Mir liegt das Thema Nachhaltigkeit sehr am Herzen. Klar, das Tierleid und die Gesundheit sind auch wichtige Faktoren dafür, dass ich vegan lebe. Aber gerade jetzt, wo die Klimaerwärmung aktueller ist denn je, sehe ich es als meine Aufgabe, die Menschen aufzuklären. Ich bin nicht perfekt, und diesen Anspruch habe ich auch nicht. Aber wenn ich meine Leserschaft dazu inspirieren kann, Schritt für Schritt ein nachhaltigeres Leben zu leben, dann ist das großartig.
Warum sollte man Fair Fashion kaufen?
Die Fast-Fashion-Industrie hat einen gigantischen ökologischen Fußabdruck zu verantworten. Sie ist – nach der Ölindustrie – die schmutzigste auf unserem Planeten. Billige Klamotten mit kurzer Tragbarkeit stimulieren den Massenkonsum und sorgen dafür, dass unnötig viele Ressourcen verschwendet werden. Ohne Fair-Trade-Verträge können ausländische Firmen auch ohne Rücksicht auf lokale Angestellte und Unternehmen schalten und walten wie sie wollen. Daran zerbrechen nicht nur Menschen, es leidet auch die Umwelt unter enormen Belastungen wie Chemikalien, Giftstoffen, zu hohem Wasserverbrauch und so weiter. Faire Kleidung heißt aber eben auch, dass sie unter fairen Bedingungen für die Angestellten und die Käufer hergestellt wird. Transparenz spielt hier eine wichtige Rolle. Der Endkunde hat ein Recht zu erfahren, wie sich der Preis zusammensetzt, woher seine Kleidung kommt und aus welchen Materialien sie geschaffen wurde.
Wo kann man sich über ökologisch korrekte Bekleidung informieren?
Auf meinem Blog habe ich eine ganze Liste mit fairen Labels, die ich immer wieder aktualisiere. Inzwischen sind das mehr als 60 Brands.
Woran kann man sich orientieren? Müssen zum Beispiel immer Siegel wie GOTS, IVN, Fairtrade oder das der Fair Wear Foundation erfüllt sein?
Auf die Siegel kann man sich leider nur bedingt verlassen. Es gibt keines, das alle Punkte abdeckt. Und viele kleine Brands könnten sich das auch gar nicht leisten. Wichtig ist, dass die ökologischen, aber auch die sozialen Ansprüche erfüllt werden. Und hier wird es dann eben etwas kompliziert: Ökologisch heißt beispielsweise, dass es Bio-Baumwolle sein muss. Wenn es synthetische Materialien sind, dann nur solche, die recycelt wurden. Auch in der Weiterverarbeitung dürfen keine Giftstoffe eingesetzt werden. Hier reden wir dann auch von geschlossenen Wasserkreisläufen. Und natürlich soll der Energieverbrauch ebenfalls reduziert werden. Beim zweiten Punkt geht es um Dinge wie Arbeitssicherheit, Arbeitszeiten, existenzsichernde Löhne und vieles mehr.
Wo shoppt man am besten? Welche Geschäfte und Onlineshops sind empfehlenswert?
Ich bin ein großer Fan von Glore. Den gibt es in Deutschland in mehreren Städten, aber eben auch bei uns in Luzern, wo ich wohne. Auch der Loveco-Store in Berlin ist toll. Online kaufe ich gern bei Jan ‘n June ein, das ist ein faires Label aus Hamburg. Oder bei Armed Angels. Es gibt inzwischen ganz viele tolle Stores – sowohl on- als auch offline.
Gehst Du selbst noch häufig shoppen oder trägst Du hauptsächlich das, was Du von Deinen Kooperationspartnern zugeschickt bekommst?
Weder noch. Ich trage hauptsächlich die Kleidung, die ich schon besitze. Ich habe früher auch viel Fast Fashion eingekauft und trage die Teile, die ich im Schrank habe, so lange es geht. Wenn ich dann doch einmal etwas Neues suche, dann kaufe ich gerne secondhand ein. Aber klar: Wenn ich ein neues Teil bei mir im Schrank aufnehme, dann ist das immer fair produziert. Übrigens schicke ich viele Sachen auch wieder zurück, wenn ich sie für meinen Blog fotografiert habe.
Auch die großen Bekleidungshäuser haben den Trend Fair Fashion für sich erkannt und bieten etwa Kleidung aus Bio-Stoffen an. Ist das wirklich Fair Fashion? Kann man diese Stücke ruhigen Gewissens kaufen?
Ich halte das meistens für Greenwashing. Dieses vermeintlich nachhaltige Angebot ist in den meisten Fällen einfach nicht konsequent. Aber dass immer mehr Fast-Fashion-Labels auf den grünen Zug aufspringen, zeigt, dass der Markt danach verlangt. Immer mehr wollen wir als Konsumenten wissen, wer unsere Kleidung wo produziert hat. Und wir sind bereit, dafür auch mehr Geld auszugeben. Es wäre ja sehr wünschenswert, wenn die Großen auch ernsthaft etwas ändern würden. Leider glaube ich aber noch nicht wirklich daran.
Für welches Stück in Deinem Kleiderschrank hast Du das meiste Geld ausgegeben?
Da muss ich lange überlegen. Wahrscheinlich für meine Winterjacke von Hoodlamb. Dafür ist sie vegan, fair und hält mich auch bei Minustemperaturen warm!
Hast Du Lieblings-Fair-Fashion-Labels und -Designer?
Da gibt es viele. Und ich träume von einer Stella-McCartney-Tasche.
Kaufst Du manchmal auch noch Marken, die nicht nach Fair-Trade-Kriterien produzieren?
Nein, inzwischen gelingt mir das wirklich gut. Da hätte ich ein schlechtes Gewissen.
Wie würdest Du Deinen Kleidungsstil beschreiben? Oder experimentierst Du häufig?
It’s all about the basics. Ich setze auf Teile, die nicht in der nächsten Saison wieder vorbei sind. Es geht vor allem darum, Klassiker immer wieder neu kombinieren zu können. Meinen Stil würde ich als sportlich-elegant beschreiben.
Hast Du durch Dein Blogger-Dasein gute Modetipps bekommen, die Du weitergeben würdest?
Weniger ist mehr. Lieber in ein paar gute Teile investieren und diese dann möglichst lange und mit Freude tragen.
Was ist für Dich guter Stil? Wie entwickelt man ein Stilgefühl?
Ich weiß nicht, ob ich das selbst überhaupt besitze. Ich trage einfach, was mir gefällt und womit ich mich wohlfühle. Das ist wahrscheinlich das Wichtigste: Dass man sich selbst in seiner Haut wohlfühlt.
Hast Du Beauty-Must-haves für den Winter – etwa besonders empfehlenswerte Gesichtscremes, Shampoos oder Make-up-Artikel?
Ganz ehrlich? Ich bin da total unkompliziert. Das Gesicht wasche ich mir mit einem Stück Seife und reibe es danach mit Kokosöl ein. Für die Haare verwende ich, was gerade in der Dusche steht. Natürlich sind all meine Produkte vegan und natürlich. Auch bei der dekorativen Kosmetik bin ich umgestiegen. Hier habe ich aber einen Favoriten: Pure Deutschland.
Von welchen Kleidungsstücken und Beauty-Produkten würdest Du Dich nie trennen?
Von meinen Veja-Schuhen. Ich trage diese weißen Sneakers fast jeden Tag. Mittlerweile sehen sie echt etwas traurig aus, aber ich liebe sie über alles. Bei den Beautyprodukten bin ich weniger kompliziert. Solange es Naturkosmetik ist, kann ich mit fast allen Produkten irgendwie leben.
Was waren die Highlights Deiner Blogger- und Instagram-Karriere?
Menschen, die meinen Blog lesen, persönlich zu treffen und mich mit ihnen auszutauschen ist immer wieder ein Highlight für mich. Deshalb finde ich es auch wichtig, mich nicht nur in der Onlinewelt zu bewegen, sondern eben auch offline Events oder Workshops zu veranstalten. Das ist unglaublich bereichernd.
Womit bist Du aktuell beschäftigt? Und was wird uns als Nächstes auf Deinem Blog erwarten?
Ich will noch nicht zu viel verraten, aber ich nehme schon bald eine neue Ausbildung in Angriff und gerade arbeite ich auch an neuen Ideen für Workshops. Auf dem Blog plane ich fürs kommende Jahr viele spannende Interviews und Reportagen rund ums Thema Nachhaltigkeit. Auch Zero Waste wird dabei eine große Rolle spielen. Die Ideen gehen mir nie aus, im Gegenteil. Ich habe immer eine ziemlich lange Liste mit neuen Ideen.
Weitere Infos: www.aniahimsa.com und