Seit über 20 Jahren leitet die Dirigentin, Komponistin und Musikpädagogin Sabine Wüsthoff den Berliner Mädchenchor (BMC). Der schon bei zahlreichen Wettbewerben in In- und Ausland erste und zweite Preise abgeräumt hat.
Frau Wüsthoff, die bekanntesten Chöre sind Knabenchöre wie die Regensburger Domspatzen oder der Thomanerchor in Leipzig. Sind Jungen die besseren Sänger?
Knabenchöre haben eine über tausendjährige Geschichte, die ersten Mädchenchöre in Deutschland gab es aber erst ab Mitte des 20. Jahrhunderts. Chorischer Frauengesang wurde bis ins 19. Jahrhunderts hauptsächlich in Frauenklöstern praktiziert. Junge Mädchen traten lange nicht auf oder nur in gemischten Chören. Als der Berliner Mädchenchor vor drei Jahrzehnten gegründet wurde, war er der erste Mädchenchor Westberlins. Im BMC singen heute 180 Mädchen und junge Frauen zwischen fünf und 28 Jahren. Das Niveau ist hoch.
Sie sind mit Musik aufgewachsen, Ihr Vater ist der Komponist Klaus Wüsthoff. Wie sieht es denn allgemein mit der musikalischen Erziehung in den Familien aus?
Leider können heute viele Eltern ihren Kindern kein Kinderlied mehr vorsingen. Trotzdem gibt es zumindest immerhin ein Bewusstsein, dass sich das ändern sollte. Und seit es sich herumgesprochen hat, dass Singen gut für die kindliche Entwicklung ist, haben wir einen enormen Zulauf.
Eine musikalische Ausbildung für die Kinder kostet einiges, nicht jeder kann sich das leisten. Wie sieht es beim BMC aus?
Unsere Sängerinnen kommen aus ganz unterschiedlichen Familien. Für einen monatlichen Mitgliedsbeitrag zwischen 10 und 21 Euro bieten wir professionelle Stimmbildung und Auftritte in der Philharmonie oder im Konzertsaal der Universität der Künste. Und über einen von Eltern finanzierten Förderverein können wir bei Bedarf auch Ermäßigungen geben und Zuschüsse für Konzertreisen.