Die Basketballabteilung des TuS Herrensohr ist mehr als 50 Jahre alt und erlebte ihre Hochzeit in den 1990er-Jahren, als das Frauenteam in der Regionalliga spielte. Aktuell sorgen die Herren überregional für Furore und locken zu ihren Oberliga-Heimspielen – bei freiem Eintritt – bis zu 300 Zuschauer in das Sportzentrum Dudweiler.
Der TuS Herrensohr rockt gerade die Basketball-Oberliga. 2016 gewann das Team von Trainer Martin Schmidt die Meisterschaft in der Landesliga und schaffte damit den Aufstieg in die überregionale Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar. Nach Platz drei im ersten Jahr nach dem Aufstieg – dem besten Ergebnis der Clubgeschichte – steht der TuS auch in der laufenden Saison weit vorne in der Tabelle. Herrensohr stellt damit das zweitbeste Herren-Basketballteam des Saarlandes hinter dem TV Saarlouis (Regionalliga), dem sich das Team aus dem Saarbrücker Vorort im letzten Pokalfinale nur knapp geschlagen geben musste.
„Keiner bekommt Geld vom Verein"
„80 Prozent unserer Spieler kommen aus der eigenen Jugend", betont Abteilungsleiter Moritz Winckel stolz. Der Rest setzt sich aus Studenten oder Spielern zusammen, die aus beruflichen Gründen ins Saarland gezogen sind. „Die Jungs sind bei uns geblieben, weil es ihnen hier gefällt. Keiner bekommt Geld vom Verein", betont Winckel, der den Aufschwung am traditionellen Handballstandort mit seinem Team in die Wege geleitet hatte. Grundlage dafür war die Umstrukturierung der Jugendarbeit zusammen mit Jugendkoordinator Edgar Schwarz, für die der Club im Oktober in der Staatskanzlei mit dem silbernen Stern des Sports ausgezeichnet wurde. „Wir wollten grundsätzlich neu anfangen, und gerade im Bereich der U10 und U12 mussten wir etwas tun", erinnert sich Winckel, der zusammen mit Schwarz Übungsformen entwickelte und Richtlinien formulierte, um die Nachwuchs-Basketballerinnen und -Basketballer bestmöglich zu fördern. „Dazu haben wir eine Qualitäts-Offensive gestartet. Bei uns darf man nur noch Übungsleiter sein, wenn man im Besitz einer entsprechenden Lizenz ist. Dafür werden die Übungsleiter auch anständig vergütet", erklärt Winckel, der hierfür die im Vergleich zu populäreren Ballsportarten spärlichen Sponsoren-Einnahmen verwendet. Früher wurde durchaus schon mal im Kreise der Spieler oder Eltern spontan rumgefragt, wer Zeit und Lust hätte, das nächste Jugendtraining zu leiten. Diese Zeiten sind vorbei.
Der familiäre Charakter steht trotzdem nach wie vor im Vordergrund: „Dass alle zusammenhalten ist ein wesentlicher Baustein unseres Konzepts. Die Erstmannschaftsspieler verstehen sich als Teil des Ganzen, und jeder arbeitet in irgendeiner Form aktiv mit", erklärt Winckel. „Die Kids sehen das und das befeuert sich gegenseitig." Die nächste gemeinsame Aktion ist schon in Sicht: „An Faschingssamstag 2019 wollen wir mit Bussen zum Bundesligaspiel der Skyliners Frankfurt gegen Alba Berlin fahren. Wir stehen mit den Frankfurtern in Kontakt, bekommen dort Sitzplätze en bloc und treffen ein paar Bundesligaspieler." Um diesen familiären Charakter auch in der digitalen Welt zu transportieren, hat der TuS sein Motto „Gemeinsam am Ball bleiben" als #gemeinsamamballbleiben eingerichtet – quasi ein Schlagwort, um im Internet mit und über den Verein zu diskutieren.
Das Einzugsgebiet der Herrensohrer Basketballer erstreckt sich weit über die Ortsgrenzen hinaus. Weil andere Basketballvereine und -Abteilungen schon länger gar nicht mehr oder nur auf dem Papier existieren, kommen Spielerinnen und Spieler aus Saarbrücken und dem gesamten Sulzbach- und Fischbachtal nach Herrensohr. Um diesen Fluss zu erhalten und stetig auszubauen, kooperiert der Verein unter anderem mit Schulen im Umkreis und bietet Basketball-AGs an. Seit die Abteilung eine Wiederbelebung erfahren hat, spricht es sich herum, wie sehr sich die Ehrenamtlichen engagieren. Begeisterte Kids bringen Freunde mit, die wiederum Spaß am Basketball finden und dies auch anderen Freunden kundtun.
„So macht es uns allen richtig Bock"
„Meine Tochter spielt selbst in unserer U8. Basketball für Mädchen anzubieten ist nicht nur deshalb etwas, was mir am Herzen liegt. Der Mädchenbereich im Saarland liegt brach", weiß der Abteilungsleiter. „Wir haben von der U8 bis zur U14 insgesamt rund 20 Mädels und darauf lässt sich aufbauen."
Moritz Winckel selbst fing im Alter von neun Jahren mit dem Basketballspielen an – in Herrensohr. „Fußball hat mir damals nicht mehr so viel Spaß gemacht, und über einen Nachbarsjungen kam ich dann mal mit zum Basketballtraining", erinnert sich der 42-Jährige. „Danach bin ich quasi im und mit dem Verein groß geworden." Mit 18 hat er die Schiedsrichter-Ausbildung absolviert und pfeift seither auch höherklassig. Schon während seiner Studentenzeit war er Abteilungsleiter und ist es nach einer Unterbrechung seit etwa sechs Jahren wieder. Mit größtem Engagement. „Es ist schon viel Arbeit. Aber ich bin Lehrer, wir schaffen ja bekanntlich nix und dann passt das", scherzt er. „Spaß beiseite. Es ist eine zeitliche Belastung, die vor allem von meiner Frau Verständnis abverlangt, weil ich in der Freizeit viel unterwegs bin. Auch, wenn unsere Tochter als Spielerin davon profitiert." Wenn Trainer ausfallen, springt er schon mal selbst ein, arbeitet im Jugendtraining mit und organisiert und führt eben auch die gesamte Abteilung. „Ohne die vielen Helferinnen und Helfer würde das nicht gehen. Wir haben einen großen Stamm an Leuten, die anpacken, und so macht es uns allen richtig Bock", sagt Winckel. Man belohnt sich mit einem starken Gemeinschaftsgefühl und Geselligkeit: „Bei uns kriegt keiner Geld. Wir feiern lieber. Als wir von der Landesliga in die Oberliga aufgestiegen sind, haben wir zehn Meisterfeiern in jedweder Form gemacht", erinnert sich der Abteilungsleiter lachend. Ob es bald die Gelegenheit für einen erneuten Meisterfeier-Marathon geben wird? Nach dem überraschenden dritten Platz im ersten Jahr nach dem Oberliga-Aufstieg steht das Team wieder weit vorne in der Tabelle. „Wir wollen das zweitbeste saarländische Team bleiben. Platz drei zu halten wäre super. In die Regionalliga zu gehen würde das, was wir jetzt haben, sehr wahrscheinlich kaputtmachen." Deshalb ist sein größtes Ziel, „alle Jugendmannschaften ausreichend zu besetzen. Ein kleiner Traum wäre es, noch mal eine starke Mädchenmannschaft hervorzubringen."
Mehr Infos im Internet:
www.basketball-herrensohr.de