Nach dem Sieg gegen Frankfurt geht Hertha BSC in der Bundesliga mit drei Spielen in einer Woche auf die Zielgerade.
Und jetzt trifft er auch noch: Marko Grujic ist seit dieser Saison auf Leihbasis vom FC Liverpool an der Spree und in dieser Zeit zum großen Hoffnungsträger geworden. Er erzielte im schwierigen Spiel gegen Eintracht Frankfurt am Samstagabend das Tor des Tages. Es war der erste Treffer des serbischen Nationalspielers für Hertha BSC – und ein ganz wichtiger. Denn nach sechs Spielen ohne Sieg, denen dann zuletzt ein Dreier den abstiegsbedrohten Hannoveranern folgte, stand die Mannschaft von Pal Dardai quasi vor dem Wegweiser: entweder vorne dran oder in der „Grauzone" der Liga bleiben. Gegen die Hessen setzte der Hertha-Trainer dabei auf genau jene Startelf, die sich im Spiel zuvor bewährt hatte. Das heißt: auch mit Vedad Ibisevic und Davie Selke in der (Doppel-)Spitze. Wieder ließ Dardai dabei im 4-4-2-System spielen – wieder mit Erfolg. War es in Hannover Jordan Torunarigha, der dem Spiel mit einem Tor und einer Vorlage seinen Stempel aufdrückte, so rückte gegen die Eintracht nun Grujic ins Zentrum des Interesses. Der 22-Jährige gab mit seinem Treffer vor der Pause dem Spiel die für Hertha perfekte Wendung – und verhinderte mit dem Glück des Tüchtigen wenige Minuten vor Spielende den Ausgleich des einschussbereiten Luka Jovic auch dank eines nachsichtigen Schiedsrichters. Wie in der niedersächsischen Landeshauptstadt setzten die Blau-Weißen dabei den „Dosenöffner" mit einer Standardsituation kurz vor der Pause an. In Hannover kam der Eckball von Valentino Lazaro, nun war Marvin Plattenhardt an der Reihe – wieder zappelte der anschließende Kopfball zum 1:0 im Netz des Gegners.
„Wir haben den perfekten Moment erwischt"
Im zweiten Durchgang verlegten sich die Hauptstädter dann im Wesentlichen darauf, die Führung zu sichern beziehungsweise die gegnerische Offensive zu kontrollieren. Das Prunkstück der Frankfurter, bestehend aus Sébastien Haller, Luka Jovic und Ante Rebic, musste ausgebremst werden – und das gelang an diesem Abend, an dem sich der Widersacher aber auch nicht so zwingend vor dem Tor zeigte wie sonst über weite Strecken dieser Saison. Für die Hertha stand so am Ende zum zweiten Mal in Folge die Null – und der Sieg. Die von Pal Dardai in der Länderspielpause Mitte November angekündigte Rückkehr zu den „Basics" scheint bei seinen Schützlingen also angekommen zu sein – schließlich hatte zuvor der Ertrag aus dem spielstarken Ansatz immer weniger gestimmt. Im defensiven Mittelfeld möglichst den Zugriff haben und von dort die Spielzüge eröffnen – das aber ist eine Taktik, die noch mal besonders auf einen wie Marko Grujic zugeschnitten ist. Der 1,91-Meter-Riese erwies sich so selbst nach Spielende noch als bestechend: „Wir haben den perfekten Moment erwischt, um unser Tor zu erzielen", traf Grujic mit seiner Analyse den Nagel auf den Kopf. „Danach konnten wir uns neu sortieren und die zweite Halbzeit mit noch mehr Selbstvertrauen angehen." Aufgrund seiner Verletzungspause, die ihn insgesamt die Hälfte aller möglichen Bundesligaeinsätze gekostet hat, ist der immer noch in Liverpooler Diensten stehende Profi dabei noch längst nicht wieder bei vollem Leistungsvermögen. Manager Michael Preetz sieht Grujic aktuell bei „70 oder 75 Prozent". Trainer Dardai schätzt ihn so oder so als „besten Mittelfeldspieler, seit ich in Berlin bin" ein – sprich: seit immerhin 22 Jahren also. Aufgrund seines Status als Leihgabe ist die Personalie Grujic in Berlin aber nicht nur mit Lobeshymnen, sondern auch mit leichter Wehmut verbunden. Eine der Fragen, die die Verantwortlichen derzeit umtreibt, lautet eben: Wie ist es möglich, den Hoffnungsträger länger an der Spree zu halten? Ob als Leihspieler erst mal für ein weiteres Jahr oder gar in Festanstellung, wie es den Blau-Weißen am liebsten wäre – aber eben auch am teuersten.
Das Jahr 2018 und damit auch die Hinrunde der Bundesliga neigen sich nun dem Abschluss zu. Wieder endet das erste Halbjahr dabei mit einer „Englischen Woche". Rückblick: In der vergangenen Saison musste Hertha BSC aufgrund der Dreifachbelastung aus Liga, Pokal und internationalem Wettbewerb in der Hinrunde gleich neun Mal unter der Woche antreten. Ausgerechnet in der letzten Drei-Spiele-Woche der strapaziösen Hinserie holten die Blau-Weißen mit sieben Punkten dann das beste Saisonergebnis in dieser Hinsicht. Auch seinerzeit war das Programm mit zwei Auswärtsbegegnungen (Augsburg/1:1-Unentschieden; Leipzig/2:3-Sieg) und einem Heimspiel unter der Woche (Hannover/3:1-Sieg) durchaus mit einigen Reisekilometern verbunden. Diese Spielzeit musste Hertha in der Bundesliga dagegen bislang nur Ende September drei Mal innerhalb von sieben Tagen ran – mit extremen Erfahrungen. Auf das grandiose 4:2 zu Hause gegen Borussia Mönchengladbach folgte in Bremen (3:1) zunächst die erste Saisonpleite, bevor man schon am Freitagabend den FC Bayern München ziemlich überzeugend mit 2:0 bezwingen konnte. Die Gegner zum Jahresabschluss 2018 wirken da vergleichsweise umgänglich: Der VfB Stuttgart, der FC Augsburg und schließlich Bayer 04 Leverkusen kreuzen noch die Klingen mit den Berlinern, bevor es in die Weihnachtsferien geht.
Stuttgart, Augsburg und Leverkusen warten noch
In Stuttgart lief es dabei für Pal Dardai zwar bislang bescheiden – unter der Regie des Ungarn blieb Hertha im Schwabenland bisher drei Mal ohne Torerfolg und holte insgesamt nur einen Punkt –, doch der VfB hat mit nur neun erzielten Toren und elf Punkten bislang auch noch nicht wirklich Angst und Schrecken in dieser Spielzeit verbreiten können. Den Augsburgern gelangen dagegen im vierten Anlauf in der Ära Dardai überhaupt die ersten Tore im Olympiastadion – im Februar 2018 führten die Fuggerstädter mit 2:0, ehe Ibisevic und Selke ihnen mit einem Doppelschlag in den Schlussminuten den ersten Sieg der Vereinshistorie in Berlin vermasselten. Nur ein Sieg in den vergangenen acht Bundesligapartien dieser Saison spricht dazu für einen deutlichen Abwärtstrend beim FCA. In Leverkusen wiederum hingen für Hertha BSC auch schon in den Jahren vor Pal Dardai die Trauben traditionell (zu) hoch – doch beim letzten Aufeinandertreffen im Februar 2018 gelang dort der erste Sieg seit zehn Jahren. Der 2:0-Erfolg stürzte die Werkself damals von Platz zwei – und von diesem ist Bayer 04 aktuell weit entfernt. Nach zehn Punkten aus sieben Heimspielen ist die „BayArena" dazu diese Saison bisher noch keine Bastion. Gut möglich also, dass Hertha BSC zu den bisher erreichten 23 Zählern vor Weihnachten noch den einen oder anderen zusätzlich einsammeln kann.