Wie soll das gut gehen? Ludwig, der wohlhabende Chirurg und April, die unstete Schriftstellerin werden ein Paar. Er liebeskrank – sie liebeshungrig. Die Folgen ihrer Vergangenheit. Seine Kindheit geprägt von gähnender Langeweile, ihre von Schikanen und Gewalt. Keiner von beiden ist beziehungsfähig. Sie heiraten, April wird schwanger. Das Glück weht sie an. Er vergöttert sie, ist von allem entzückt, was sie tut. Doch nie redet er über sich, flüchtet bei Problemen in Computerspiele. Sie gibt sich und ihr Leben völlig auf, wird unsichtbar. Sie weiß, es ist falsch und doch kann sie nicht anders. Stattdessen versucht sie, eine gute Mutter und eine charmante Gastgeberin für Ludwigs Kollegen zu sein. In der unerträglichen Leere ihres Alltags meldet sich unaufhaltsam eine zunehmende Wut, die auch mit Tabletten nicht zu bezwingen ist. Schreiben kann sie schon lange nicht mehr.
Autorin Angelika Klüssendorf erzählt mit fesselnder Sprache Szenen einer scheiternden Ehe. Mit kurzen, prägnanten Sätzen in denen jedes einzelne Wort zählt, bringt sie die Dinge auf den Punkt. Das schafft beim Lesen eine dichte Atmosphäre und erzeugt gleichbleibende Spannung. Das Beziehungsdrama wird für den Leser unerträglich und er hofft auf die Wende, die dieser Ehe endlich ein Ende setzt.
„Jahre später" ist der dritte Band einer Romantrilogie. Sie beschreibt im ersten Band „Das Mädchen" eine Kindheit in verwahrlosten Verhältnissen. Das namenlose Mädchen rettet sich in die Welt der Märchen. In der Fortsetzung „April" beginnt sie als junge Erwachsene selbst zu schreiben und fasst mit einem Literaturstipendium Fuß in dem Leben als Schriftstellerin.
Die Trilogie mit autobiografischen Zügen entwickelt das beeindruckende Porträt einer Frau, der es immer wieder gelingt, ihre Haut zu retten, so widrig die Umstände auch sein mögen.
Die beiden ersten Bände standen auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. „Jahre später" wurde in diesem Jahr ebenfalls für den Deutschen Buchpreis nominiert.