Eigentlich taucht es hauptsächlich zur warmen Jahreszeit auf, vornehmlich zu Sommerferienzeiten. Aber in Klimawandelzeiten verschiebt sich bekanntlich so manches. Was spricht also dagegen, das Ungeheuer von Loch Ness bereits zu Jahreswechselzeiten zu sichten? Was gar nicht so ungewöhnlich ist, wie es auf den ersten Blick scheint.
Abgesehen von der üblichen Jahreszeit der Sichtung hat das Ungeheuer, von dem hier die Rede sein soll, frappante Ähnlichkeiten mit Nessie aus dem berühmten schottischen See: Es gibt Zeichnungen und Skizzen, Fotos – zumindest Montagen, nur in der Wirklichkeit ist es nicht zu greifen. Was bei „Nessie" nicht ganz sicher, nämlich ob es nun existiert oder nicht, ist in unserem Fall eindeutig entschieden: Den Saarbrücker Autobahntunnel gibt es definitiv nicht. Außer eben in der Fantasie, in Wunschvorstellungen, Planungsskizzen oder der politischen Diskussion.
Ganz so alt wie die Nessie-Legende, die bis auf das Jahr 565 zurückdatiert wird, ist die versteckte Autobahn nicht. Aber immerhin fast ein halbes Jahrhundert dürfte die Tunnelidee, die eigentlich eine Deckelidee ist, auf dem Buckel haben. Der berühmte Architekt Gottfried Böhm soll bereits bei seinen Planungen zum Mittelbau des Saarbrücker Schlosses das gesamte Umfeld mit Autobahn und Fluss im Blick gehabt haben. Inzwischen wird die Idee regelmäßig zum Jahresbeginn gesichtet, voriges Jahr im Februar auf Initiative des „Bürgerforums", ein Jahr zuvor war im Januar von einer neuen Begutachtung der bis dahin gestoppten Pläne zu hören. In diesem Jahr kommt die Initiative von der IHK. Grundsätzlich geändert hat sich wenig bis nichts, seit die Pläne als Teil der Idee von der „Stadtmitte am Fluss" konkretisiert wurden, außer der Kostenschätzung. Wenn damals mit 350 bis 400 Millionen gerechnet wurde, dürfte heute eine halbe Milliarde realistischer sein. Wirklich neu an den Argumenten von Befürwortern und Gegnern dieser Großprojektidee ist nichts. Nun haben aber Phantome unstrittig einen gewissen magischen Reiz. Und wer weiß, ob nicht vielleicht „Nessie" einmal doch leibhaftig ans Ufer tritt und die ersten Krane den großen Autobahndeckel schwenken.