Das Wahljahr 2019 hat begonnen. Allein vier Bundesländer rufen die Bürger zur Urne. Für die deutschen Wahlkämpfer gilt zunehmend: digital first! Die USA zeigen den Weg – mit allen Problemen und Gefahren.
Als kleines Superwahljahr wird man das Jahr 2019 gut und gerne bezeichnen können: Eine Europawahl, vier Landtagswahlen und zehn Kommunalwahlen mindestens – und vielleicht kommt es ja sogar noch zu vorgezogenen Bundestags-Neuwahlen. Tausende Wahlkämpfer werden auf den Straßen und von Haus zu Haus unterwegs sein, tonnenweise Wahlplakate werden gedruckt und aufgehängt werden. Parallel dazu wird der Wahlkampf zunehmend digital ausgefochten werden: Nach dem Vorbild der USA sind auch die deutschen Parteien und Politiker längst dabei, Facebook und Twitter zu nutzen.
Wähler werden durchleuchtet
Anders als klassische Medien wie Zeitungen und Fernsehen ermöglichen die sozialen Medien eine gezielte Ansprache an den Wähler. Große Hoffnungen setzen Wahlkämpfer dabei auf sogenanntes „Micro-Targeting". Dazu müssen Parteien massenweise Informationen der Wähler erheben, speichern und verarbeiten. In den USA ist das völlig normal, weil die Parteien ohnehin über detaillierte Listen der Wahlberechtigten verfügen. Es gibt kein Wählerregister, kein Einwohnermeldeamt. Stattdessen bekommen die beiden politischen Parteien von den Behörden der Bundesstaaten Wählerlisten, die teilweise sehr persönliche Informationen auch zur politischen Orientierung enthalten. Für Deutschland wäre das undenkbar. In den USA hingegen nutzen die Parteien diese Wählerlisten immer schon zum Wahlkampf. Jetzt, im Internet-Zeitalter, können sie die Wähler zusätzlich noch viel besser durchleuchten und dann direkter ansprechen.
Auch hierzulande versuchen die politischen Parteien Informationen über Straßenzüge oder Stadtteile auszuwerten, um ihren Wahlkampf zu verbessern. Unendlich viel Wahlkämpfer gibt es nicht, da schickt man sie am besten dorthin, wo sie am meisten bewirken, sprich: Wähler mobilisieren und möglichst sogar umstimmen können.
Der datengestützte Wahlkampf wie in den USA ist bislang in Deutschland so nicht möglich, weil der Datenschutz hier einen vergleichsweise freizügigen Umgang mit persönlichen Daten verbietet. Aber auch hierzulande bietet eine Plattform wie etwa Facebook die Möglichkeit einer gezielteren Ansprache an den Wähler, wie es einige Politiker im Bundestags-Wahlkampf 2017 bereits versucht haben. Diese Praxis dürfte sich noch sehr viel mehr verbreiten. Sie birgt Risiken für die Transparenz des Wahlkampfes, die noch lange nicht richtig verstanden sind. Wer verspricht wem etwas und was? Das muss auch in Zukunft möglichst eindeutig und für alle klar sein.