Es gibt viele Beispiele in der Musikwelt, die davon zeugen, wie man nach erfolgreichem Start rasant in der musikalischen Bedeutungslosigkeit verschwinden kann. Ein besonders tragisches ist vielleicht das Schicksal des britischen Quartetts The Kooks.
Mit den ersten beiden Alben belegten die Musiker zuerst Platz zwei und dann Nummer eins in ihrer Heimat. Im Gepäck hatten sie Britpop-Perlen, angesiedelt irgendwo zwischen den Kinks, Blur und Chris de Burgh.
Beschwingt, nachdenklich, melodiös präsentierten sie Songs wie „Naive", „Sway" oder vor allem „She moves in her own way", das auf keiner Indie-Party fehlen darf. Die drei Folge-Alben platzierten sich dann sieben Wochen im Vereinigten Königreich – insgesamt.
Mit „Kids" legen sie klassisch los: treibende Rhythmus-Sektion, die in einem mit Schrammel-Gitarren unterlegten Refrain mündet. Mit ungekünstelter Coolness stampft sich danach „All the time" sanft in den Gehörgang und überzeugt mit einer Melodie, wie sie wohl nur britische Popmusiker komponieren können. „Fractured and dazed" und „Chicken Bone" sind Stücke, die mit ihrer akustischen Rhythmus-Gitarre, den leicht verzerrten Solo-Viersaitern und dem überzogen lockeren Gesang auch von Oasis stammen könnten.
„Tesco Disco" funktioniert als ungewöhnliches Intermezzo mit einem Gesang, der klingt, als sei er in einer Kirche aufgezeichnet worden. Der Drei-Minuten-Kracher „Pamela" sorgt für Party-Stimmung, „Picture Frame" könnte mit seinem Dreiviertel-Takt auch in Bierzelten laufen. Kurz vor Ende schießt „Weight of the world" mit gedämpften Swing-Trompeten vielleicht etwas übers Ziel hinaus, doch am Ende zeigt sich „Let’s go sunshine" als richtig gutes Pop-Album.
„Wir mussten als Band in den Spiegel schauen und uns fragen, was wir sind", sagte Sänger und Gitarrist Luke Pritchard in einem
Interview.
Der Blick zurück zum eigenen Tellerrand hat den Engländern hörbar gutgetan.