Caravans sollen auf wenig Raum ein möglichst komfortables Zuhause bieten. Das Bedürfnis nach mehr Platz erfüllen Slide-out-Modelle. Die ausziehbaren Erker vergrößern etwa Schlafzimmer, WC und Sitzfläche.
Es ist doch wie verhext: Bei der Fahrt soll ein Reisemobil oder Caravan möglichst kompakt sein, ebenso wenn es um die Suche nach einem Parkplatz geht. Am Urlaubsort angekommen, soll es in dem Gefährt jedoch möglichst viel Platz geben. Eine Lösung des Problems: ausziehbare Erker, auch Slide-outs genannt.
Einer der Anbieter dieser technischen und mechanischen Lösungen ist die Firma Lippert Components aus dem amerikanischen Elkhart. Das Unternehmen ist bekannt als Lieferant von Komponenten für Freizeit-Fahrzeuge in den USA, Kanada und Europa. Und es versorgt auch etliche Unternehmen aus der Camping-Branche mit seinen innovativen Auszugsystemen. Auch in Europa erfreuen sich Slide-out-Systeme zunehmender Beliebtheit. In den vergangenen zwölf Monaten stellten etwa Adria, die Knaus-Tabbert-Gruppe, die Groupe Pilote und Reimo ihre Interpretation eines Auszugsystems für den europäischen Markt vor. Weitere Anbieter dürften folgen.
Le Voyageur, eine französische Marke der Groupe Pilote, nutzt den „Euro Slide" am Premium-Reisemobil „Liner". Diese Modellreihe wird in Zusammenarbeit mit dem deutschen Hersteller RMB gebaut, der ebenfalls zur Groupe Pilote gehört und den Fahrzeugrahmen fertigt, während Le Voyageur für den Innenausbau und die Montage zuständig ist. Der von den Franzosen genutzte Prototyp verfügt neben einer Vollausstattung über ein Slide-out-System, mit dem sich die Seitenwand auf drei Metern Länge um 50 Zentimeter ausfahren lässt. Zukünftig will Le Voyageur die Slide-out-Erweiterung mit Markisen versehen, damit sich auf der Oberseite kein Schnee oder Schmutz sammeln kann. Ferner verfügt das System über einen Controller, der die Slide-out-Funktion steuert.
Gilles Lavandier, Production Site Manager bei Le Voyageur und RMB: „Wir gehen davon aus, das Modell ‚Liner‘ mit dem Slide-out-System in Kürze auf den Markt bringen zu können. Als Absatzperspektive erwarten wir, ein Dutzend Fahrzeuge pro Jahr auszuliefern."
Auch das deutsche Unternehmen Reimo schloss kürzlich für sein neues Reisemobil „Star" auf Basis des Sprinters von Mercedes-Benz die Prototypen-Phase mit dem LCI-Schiebesystem ab. Zum Einsatz kam ein Mechanismus auf der Basis des von LCI lange erprobten ausziehbaren In-Wall-Schiebesystems. Mit Van Slide können das Fahrzeugheck erweitert und die Bettlänge erhöht werden. Nach Ausfahren des Schiebesystems steht so mehr Raum für die Sitzkombination und den WC-Bereich zur Verfügung. Im unteren Bereich ließ Reimo genug Platz für den Fäkalientank. Das Doppelbett erreicht eine Länge von 1,90 Meter.
Künftig Modelle mit Markisen
Lorenzo Manni, internationaler Verkaufsleiter bei LCI, erläutert: „Mit Reimo hatten wir Gelegenheit, ein spezielles System für das Wohnmobil entwickeln zu können; ein Freizeitfahrzeug, das in Europa in zunehmendem Maße geschätzt wird. Für die Kunden, die bewegliche und kompakte Fahrzeuge bevorzugen, öffnen sich durch die Erweiterung des Innenraumes in einem Wohnmobil neue Horizonte, die über begrenzten Platz und verminderte Bewohnbarkeit hinausgehen. Der Reimo-Prototyp wurde mit dem Ziel präsentiert, ein Feedback von den Händlern zu erhalten. Dieses Feedback war extrem positiv."
Auch der britische Hersteller Bailey of Bristol präsentierte unlängst seinen ersten Slide-out-Caravan, den „Rangefinder". Entwickelt für den australischen Markt, kommt bei diesem Modell ein Auszugsystem zum Einsatz, das die gesamte verfügbare Fläche nutzt und 60 Zentimeter zusätzliche Fläche im Schlafzimmerbereich bietet. Dadurch kann der Besitzer bequem ums Bett herumgehen, um in das dahinter gelegene Bad zu gelangen.
Gleich zwei Fahrzeuge mit einem Lippert-Components-Auszugsystem gibt es von RS Motorhomes: das Modell RS Endeavour mit einem Iveco-Chassis und das größere Modell RS Evolution auf einem Mercedes Atego 1024. Der RS Evolution verfügt über eine zentrale, erweiterbare U-Dinette im vorderen Bereich. Der hintere Fahrzeugbereich lässt sich, je nach Kundenwunsch, variabel konfigurieren: Zentrales Bett, französisches Bett und Doppelbetten sind möglich. „RS Motorhomes ist ein Familienbetrieb mit Sitz in Yorkshire und hat 25 Jahre Erfahrung im Bau von Luxusreisemobilen", sagt Allison Rowe, Geschäftsführer bei RS Motorhomes. „Die Menschen sind echt überrascht, wenn sie unsere Fahrzeuge von innen sehen. Reisefreudige in Großbritannien sind sehr interessiert und möchten sich diese Lösungen ansehen und ausprobieren."
Der Mercedes Sprinter 313 CDI-Reisemobil von Slide-out Europe LTD, einem Unternehmen, das in Großbritannien mit Lippert Components zusammenarbeitet, bietet gleich zwei Auszüge: Einer befindet sich hinten am Fahrzeug, der andere erweitert die rechte Seitenwand, um Platz für ein großzügiges Bad mit einer komfortablen Duschkabine zu schaffen. „Die Leute können gar nicht glauben, was sie da sehen", berichtet Geschäftsführer Neil Mears und fügt hinzu: „Manche müssen das Äußere zweimal prüfen, um sich zu überzeugen, dass es sich nur um einen Transporter und kein größeres Fahrzeug handelt. Bei ausgefahrenen Slide-out-Systemen gibt es tatsächlich kein vergleichbares Fahrzeug in dieser Klasse. Der Raumgewinn ist unerreicht. Manche kamen während der Messe zwei- oder dreimal zurück, um das Fahrzeug wieder und wieder zu untersuchen."