Er lässt nicht locker. Noam Chomsky, einer der wichtigsten Denker der Gegenwart, sprach anlässlich seines 90. Geburtstages mit dem 27-jährigen Journalisten und Aktivisten Emran Feroz über den Zustand von Demokratie, Weltwirtschaft und über Ursachen von Kriegen.
Der emeritierte Professor des Massachusetts Institute of Technology legt wieder einmal die Finger in die Wunden dieser Welt. Und er stellt die Frage: Warum wehren sich die 99 Prozent der Bevölkerung nicht gegen jenes eine Prozent der Herrschenden?
Eine These: Die Konzentration des Reichtums führt zu einer noch stärkeren Konzentration der Macht, was wiederum zu einer Politik führt, die die Gräben zwischen der herrschenden Elite und dem Prekariat vertieft und die Demokratie noch weiter untergräbt. Resultate sind Wut, Angst, die Suche nach einem Sündenbock und Verachtung für Institutionen.
Wer die Entwicklung in Demokratien besser verstehen will, sollte das Buch lesen. Damit wird auch hierzulande das Treiben der AfD deutlich.
Bei aller Entwicklung, die von Milliardären und Kriegstreibern zu verantworten ist, macht Chomsky auch Mut. Er verweist auf die Erfolgskampagne des Bernie Sanders bei der Präsidentschaftswahl 2016 in den USA. Sanders fehlte finanzielle Unterstützung, wurde von vielen Medien ignoriert oder mit dem Etikett „sozialistisch" behaftet, das in den USA wie auch in Deutschland für die Mächtigen ein Schreckgespenst ist. Ein weiterer Mutmacher könne Jeremy Corbyn sein, der sich in England trotz heftiger Opposition seitens vieler Medien und der Eliten in der Arbeiterpartei durchsetzen konnte.
Großteils beschäftigen sich Feroz und Chomsky mit den USA, die – belegbar – seit Jahrzehnten in vielen Teilen der Welt wegen rein wirtschaftlicher Interessen für Destabilisierung gesorgt haben. Und manches geht von Deutschland aus, wo die USA in Stuttgart Militärinstallationen betreiben. Sozusagen vor unserer Nase.