Charlotte Gainsbourg und Pierre Niney überzeugen in „Frühes Versprechen". Der Film, der auf dem gleichnamigen autobiografischen Roman basiert, kommt am 7. Februar in die Kinos.
Für Nina (Charlotte Gainsbourg) ist klar: Ihr Sohn soll einmal ganz groß herauskommen, Diplomat wird er werden. Es ist Anfang der 1920er-Jahre in Wilna, dem heutigen Vilnius. Nina, die eigentlich Schauspielerin ist, schlägt sich mit dem Verkauf von Hüten durchs Leben; der Vater hat die Familie verlassen. Als – vermutlich aus antisemitischen Gründen – von Einheimischen ihre Ware zerstört wird, beschließt sie, dass sie im sozialen Ansehen der Stadt aufsteigen muss. So eröffnet sie kurzerhand ein Modestudio, angeblich ein Ableger eines berühmten französischen Hauses. Zur Eröffnung kommt dann auch der Modeschöpfer persönlich aus Paris, um ihre Fähigkeiten zu loben. Zumindest glauben das die Gäste der Feier. Niemand ahnt, dass es in Wirklichkeit ein abgehalfterter, nur vom Alkohol auf den Beinen gehaltener Schauspieler aus Warschau ist, der den berühmten Gast spielt. Der Trick funktioniert, und innerhalb kurzer Zeit hat Nina das angesagteste Modestudio der Stadt. Dumm nur, dass einige der reichen Kundinnen es mit der Zahlungsmoral nicht so genau nehmen.
Autobiografische und fiktive Passagen
Der Film „Frühes Versprechen" des französischen Regisseurs Éric Barbier ist die Umsetzung des gleichnamigen Werks des in Frankreich sehr bekannten Schriftstellers Romain Gary, erstmals erschienen im Jahr 1960 unter dem Titel „La Promesse de l‘aube". Der Roman ist zum Teil autobiografisch, enthält aber auch in weiten Teilen fiktive Passagen. Er schildert in einer Vielzahl zu unterschiedlichen Zeitpunkten angesiedelten Episoden das Verhältnis des Schriftstellers zu seiner Mutter. Es ist eine Beziehung, die einerseits von nahezu unendlicher Liebe geprägt war, andererseits für ihn auch belastend und einschränkend gewesen sein muss.
Für die filmische Umsetzung hat Éric Barbier Episoden aus dem Buch herausgegriffen, sie in eine chronologische Reihenfolge gebracht und mit einer Rahmenhandlung umgeben, die Ende der 50er-Jahre angesiedelt ist, der Zeit, als Romain Gary in Mexiko an dem Buch schrieb.
Nachdem das Modestudio von Nina in Wilna schließen muss, gelangen Mutter und Sohn Ende der 20er-Jahre nach Frankreich. Es gelingt der Mutter, dort Fuß zu fassen und schließlich ein Hotel zu eröffnen. Romain geht zur Schule, sammelt erste sexuelle Erfahrungen und studiert später in Paris Jura. Parallel dazu beginnt er zu schreiben. Er nimmt die französische Staatsangehörigkeit an und wird am Vorabend des Zweiten Weltkriegs zum Militärdienst eingezogen. Die ganze Zeit über begleiten ihn dabei Briefe – und hin und wieder auch Telefonanrufe seiner Mutter.
Die Rolle des Romain Gary hat im Film Pierre Niney übernommen. Der im Jahr 1989 geborene Schauspieler hatte sein Filmdebüt 2008 in der französischen Komödie „LOL (Laughing Out Loud)". Schon in dem im Jahr 2014 herausgekommenen Film „Yves Saint Laurent" glänzte er in einer biografischen Rolle.
Die Erwartungen der Mutter erfüllt
Ihre Wandlungsfähigkeit stellt Charlotte Gainsbourg in der Rolle der Mutter unter Beweis. Um fülliger zu wirken, trug sie während der Dreharbeiten eigens angefertigte Prothesen. Sie trainierte sich einen leicht watschelnden Gang an und spricht in der Originalversion des Films Französisch mit einem leicht russischen Akzent. Das Resultat ist eine überzeugende Darstellung, die den Charakter Ninas voll zur Geltung kommen lässt.
Romain Gary hat die Erwartung seiner Mutter zweifellos erfüllt: Er ist groß herausgekommen. Er war nicht nur Diplomat, sondern auch Pilot im Zweiten Weltkrieg, hat Filme gedreht und war einige Jahre lang mit der Schauspielerin Jean Seberg verheiratet. Vor allem aber ist er einer der erfolgreichsten Autoren der französischen Literatur.