Raus aus der Kreidezeit, rein ins Breitband, und ab in die Zukunft. Das klingt derart einleuchtend einfach, dass alles gesagt, nur noch nicht umgesetzt scheint.
Alles kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem. Fehlt noch das neue „ceterum censeo": Deutschland ist viel zu langsam. Wenn alles soweit klar wäre, wie es die gebetsmühlenartigen Zitate vermitteln, müsste sich unweigerlich die Frage nach dem Sinn einer Landtags-Enquetekommission Digitalisierung oder einem Digitalisierungsrat zur Beratung des Ministerpräsidenten aufdrängen.
Alles nur eine Frage der Technik, der Schnelligkeit, des Geldes? Oder, wie die derzeitige Digitalisierungs-Vorzeigefrau Fränzi Kühne meint, der Bereitschaft und des Mutes?
Dann wäre womöglich der Hinweis der Gewerkschaft, im Digitalisierungsrat möge auch die Sicht der Beschäftigten angemessen berücksichtigt werden, nur eine Variante der „German Angst" vor Veränderung? Die Besorgnis ist nachvollziehbar. McKinsey hält bis zu 800 Millionen Jobs weltweit durch Roboter ersetzbar, PWC sieht besonders deutsche Arbeitnehmer gefährdet. Optimisten wie Frau Kühne rechnen dagegen den enormen Bedarf in anderen Berufsfeldern dagegen. Und beides ist, wie immer in Sachen Zukunft, höchst spekulativ. Und eine Reduzierung auf Technik und Arbeitswelt ist unzureichend. Die ganze Dimension der Veränderungen unseres Zusammenlebens und letztlich unseres Denkens, unserer Einstellungen ist allenfalls in Ansätzen zu erahnen. Man muss nicht alle Ideen des viel zitierten Philosophen Richard David Precht teilen, aber ein Hinweis ist berechtigt: „Technologischer Fortschritt wird nicht auf demokratische Weise erzeugt, sondern von kommerziellen Unternehmen vorangetrieben." Die Alternative ist weder Weltuntergangsphilosophie noch reine Technikgläubigkeit. Wir müssen erst einmal lernen, dass wir mit Antworten aus der analogen Welt die digitale Herausforderung wohl kaum gestalten können. Das ist eine längst weit verbreitete Ahnung. Deswegen brauchen wir neben der Vielzahl technologieorientierter Kommissionen mindestens ebenso viele, die sich um Fragen menschlicher Grundorientierung bemühen.