Nach jahrelangem Tüfteln gelang es dem badischen Apotheker und Chemie-Unternehmer August Fischer 1932 den weltweit ersten Alleskleber aus Kunstharz herzustellen. Heute wird Uhu in 125 Ländern vertrieben.
Ähnlich wie Tempo für Papiertaschentücher steht auch der Name Uhu hierzulande noch immer als Gattungsname oder auch als Synonym für Alleskleber. Schon die Steinzeitmenschen hatten vor mindestens 180.000 Jahren erste Klebstoffe aus Birkenpech verwendet. Später wurden in Vorderasien natürliche Vorkommen von Bitumen genutzt. In Mitteleuropa wurde Leim aus ausgekochten Tierknochen gewonnen. In Deutschland war Anfang des 20. Jahrhunderts ein aus Fischresten seit 1880 hergestellter, dickflüssiger Kleber namens Syndetikern sehr gebräuchlich, dem allerdings ein mehr als unangenehmer Geruch anhaftete.
Das dürfte auch dem 1868 im Schwarzwald-Dörfchen Bad Buchau geborenen August Fischer aufgefallen sein. Der ausgebildete Apotheker hatte 1905 die kleine Chemische Fabrik Ludwig Hoerth in Bühl mit einer breiten Produktpalette von Lacken bis Stempelfarben gekauft. Er sah vor allem in der Sparte Klebstoff die größte Chance für lukrative Neuentwicklungen. Daher überließ er die Firmenleitung und das Alltagsgeschäft seinem ältesten Sohn Hugo und zog sich zum Tüfteln in sein Labor zurück. 1932 gelang ihm die Entwicklung des weltweit ersten gebrauchsfertigen, glasklaren Kunstharz-Klebstoffes, der zuverlässig fast alle zur damaligen Zeit bekannten Materialien dauerhaft verbinden konnte, sogar die ersten Kunststoffe wie beispielsweise Bakelit, was ihm im allgemeinen Sprachgebrauch schnell den Namen Alleskleber eintrug.
Klebstoff für die Hindenburg
Wie es damals in der Schreibwarenbranche üblich war, wählte Fischer für die Namensgebung seiner Erfindung eine Vogelsorte. Der Legende nach hatte er rein zufällig den Ruf eines verliebten Uhus vernommen. Wie dem auch sei: Neben Pelikan oder Adler gab es nun auch ein Produkt namens Uhu. Fischer hatte keinerlei Bedenken, den allseits bekannten Werbe-Slogan „Syndetikon klebt, leimt und kittet alles" leicht abgewandelt, aber ungeniert abgekupfert, für seinen eigenen Kleber zu übernehmen: „Im Falle eines Falles klebt Uhu wirklich alles." Was seinerzeit wirklich ganz wörtlich genommen wurde, denn der hohle Korpus des gigantischen, 1936 fertiggestellten Zeppelins Hindenburg wurde durch Uhu-Klebstoff zusammengehalten, dem keinerlei Verschulden beim Absturz des Riesen auf dem Flugplatz Lakehurst bei New York 1937 zugewiesen werden konnte.
Um das Produkt möglichst schnell im Deutschen Reich bekannt zu machen, ließ Hugo Fischer fünf Jahre lang Proben des Klebers an 36.000 Schulen versenden und traf gleichzeitig Sorge dafür, dass der neue, in einer gelben Tube mit schwarzer Schrift abgefüllte Leim auch in den Regalen der lokalen Schreibwarenhandlungen vorrätig war. August Fischer überlebte seine Erfindung nur acht Jahre. Heute wird Uhu von der italienischen Holding namens Bolton Group in mehr als 125 Ländern der Welt vertrieben, wobei die gelbe Tube inzwischen in einer gelbschwarzen Schachtel als hüllende Verpackung daherkommt.