Rein sportlich konnten die Ringer des SV Wacker Burghausen ihren Titel als Deutscher Mannschaftsmeister verteidigen. Ein Protest ihres Halbfinalgegners Adelhausen könnte dies allerdings noch verhindern.
Die Ringer des SV Wacker Burghausen sind wahrscheinlich alter und neuer deutscher Mannschaftsmeister. Die Staffel aus der Stadt an der Salzach siegte auch im zweiten Finalkampf gegen die Red Devils Heilbronn mit 12:9, nachdem die Bayern schon den Hinkampf mit 14:13 für sich entschieden hatten. Bei den Heilbronnern gewann der dreifache Weltmeister Frank Stäbler zwar seine beiden Einzelduelle im Hin- und Rückkampf, das genügte aber letztlich nicht, um die Titelverteidigung der Oberbayern zu verhindern.
Das könnte nun nur noch ein Protest des TuS Adelhausen gegen die Wertung des Halbfinal-Hinkampfs. Wacker war aufgrund der winterlichen Straßenverhältnisse zu spät angereist, was bei strenger Regelauslegung zu einer 0:40-Niederlage hätte führen müssen. Der Deutsche Ringerbund hat den Protest in erster Instanz abgewiesen.
Wacker wäre und ist ein würdiger Titelträger, hat man doch sportlich im Halbfinale den großen Konkurrenten aus Adelhausen und zuvor im Viertelfinale auch den KSV Köllerbach aus dem Weg geräumt. „Sie waren der große Titelfavorit, darum war für uns die Auslosung natürlich denkbar ungünstig", sagte Thomas Geid, der seit 2001 beim KSV für die Bundesliga-Mannschaft verantwortlich zeichnet. „Mit mehr Losglück wäre auch für uns das Halbfinale oder sogar die Endrunde möglich gewesen."
Es ist ein offenes Geheimnis, dass Wacker und Adelhausen wohl mit den deutlich höchsten Etats aller Bundesligisten unterwegs sind. Zahlen nennt öffentlich niemand, aber unter einer halben Million Euro dürfte man auch im Ringen kaum einen Kader zusammenstellen können, der auf allen Positionen doppelt oder gar dreifach besetzt und damit titelfähig ist. Die saarländischen Bundesligisten KV Riegelsberg, AC Heusweiler, ASV Hüttigweiler, aber eben auch Köllerbach haben diese finanziellen Möglichkeiten nicht. „Wir arbeiten schon seit 20 Jahren mit deutlich geringeren Etats als die direkte Konkurrenz", sagte der KSV-Vorsitzende Hilmar Rehlinger kürzlich in der „Saarbrücker Zeitung". Beim KSV gingen in dieser Saison die Zuschauereinnahmen weiter zurück, seit drei Jahren steht man ohne Hauptsponsor da, und auch die Fördergelder über den Landessportverband (LSVS) sind laut Vereinsspitze bereits in diesem Jahr um einen fünfstelligen Betrag niedriger ausgefallen. Spitzensport auf Vereinsebene, aber auch erfolgreiche Teilnahmen an Welt- und Europameisterschaften oder Olympischen Spielen gibt es jedoch nicht zum Nulltarif. Das sollten auch die LSVS-Sanierer nicht vergessen.
Einspruch in erster Instanz abgewiesen
Nicht vergessen, weil noch nicht ausgeräumt, sind die internen Probleme beim KSV, der aus verschiedensten Gründen gerade bei Spitzenkämpfen nicht die bestmögliche Aufstellung auf die Matte bringen konnte. Ein Krisengespräch wurde von den Vereinsverantwortlichen als positiv beschrieben.
Einige Sportler sehen dagegen keinen gemeinsamen Nenner. Der italienische Meister Nico Zarcone wird künftig nicht mehr für den KSV antreten. Die Zukunft von Genna Cudinovic ist offen. „Wir werden auch in der kommenden Saison eine konkurrenzfähige Mannschaft haben", verspricht Geid. Der erste Schritt: Vorzeige-Athlet Etienne Kinsinger bleibt.
Deutlich zufriedener mit der abgelaufenen Saison war man in Hüttigweiler und Heusweiler. „Wir haben unsere Position als Nummer zwei im Land bestätigt", sagte Hüttigweilers Trainer Christoph Gall. Der ASV verpasste das Viertelfinale knapp, kann sich aber damit trösten, als erster saarländischer Verein einen Erstliga-Kampf in der „Bastion Kyllberghalle" gegen den KSV Köllerbach gewonnen zu haben. Auch Heusweiler hätte – mit etwas mehr Glück und weniger Verletzten – die Play-offs erreichen können. „Wir haben uns weiterentwickelt. Jeder Sportler, aber auch als Mannschaft", sagte Trainer Cacan Cakmak. „Das honorieren auch die Zuschauer, die immer zahlreicher zu unseren Kämpfen kommen."
Verletzte waren beim KV Riegelsberg das Hauptthema der Runde. So machte Trainer Edgar Paulus aus der Not eine Tugend, setzte auf zahlreiche Nachwuchstalente des Vereins. „Das ist ein Spagat", sagte Paulus. „Auf der einen Seite tut den Jungs die Erfahrung auf diesem Niveau gut. Auf der anderen Seite darf man sie auch nicht verheizen." Am Ende standen ein Sieg und der letzte Vorrundenplatz für die Riegelsberger. „Natürlich wäre eine Halbfinalteilnahme für den Ringsport im Saarland ein Erfolg und damit sehr wünschenswert gewesen", sagte Bernd Wegner, der Präsident des Saarländischen Ringerverbands (SRV). „Dennoch sind wir im Land gut aufgestellt. Wir haben einen Bundesstützpunkt im griechisch-römischen Stil und werden wohl auch einen Stützpunkt fürs Frauenringen bekommen." Die Damen des SRV errangen zuletzt zum zweiten Mal in Folge Rang drei bei den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften.
Bei den Einzelwettbewerben der Männer, Frauen und im Nachwuchsbereich schafften die SRV-Sportlerinnen und Sportler insgesamt 25 Podestplätze, darunter acht Titel. Der SRV-Nachwuchssportler des Jahres 2018, der A-Jugendliche Simon Monz vom KV Riegelsberg, holte darüber hinaus die Bronzemedaille bei der Europameisterschaft der Kadetten. Das Aushängeschild des SRV bleibt aber der WM-Achte Etienne Kinsinger. Der 22-jährige Greco-Spezialist gilt auch als heißes Eisen für eine Teilnahme an den Olympischen Spielen 2020. „Etienne hat gezeigt, dass er auf dem Weg an die Weltspitze ist", sagte Landestrainer Frank Hartmann. „Er ist nicht nur in der Lage, mit den Besten mitzuhalten, er kann sie auch besiegen. Verlieren ist für ihn keine Option."
„Wir haben unsere Position als Nummer zwei im Land bestätigt"
Die Finanzkrise beim LSVS geht auch an den Ringern nicht spurlos vorbei – nicht nur, was die Spitzensportförderung angeht. Auch werden verschiedene Aufgaben der Geschäftsstelle künftig anders organisiert werden müssen. Mit dem Finanzfachmann Bodo Wilhelmi, dem Vizepräsidenten Sport des SRV, sitzt ein Vertreter im neuen LSVS-Präsidium. „Ich mache das, weil es mir Spaß macht, als Ehrenamtler zu arbeiten", sagte Wilhelmi. Sein Präsident Wegner dankte dafür, „dass Bodo diese große Verantwortung für den Saarsport in seiner Gesamtheit und für dessen Zukunft übernommen hat."
Vom 24. bis 26. Mai 2019 finden in Riegelsberg die deutschen Einzelmeisterschaften im Freistil statt. Für die Saarländer um Routinier Andrij Shyyka sicher ein Höhepunkt. Die Bundesliga startet nach den Weltmeisterschaften Ende September. Dann wird man sehen, ob die saarländischen Vereine im Rahmen ihrer Möglichkeiten Titelverteidiger Burghausen doch ärgern können.