Deutschland braucht bis 2060 jährlich mindestens 260.000 Zuwanderer. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Weil die einheimische Bevölkerung schrumpft und immer älter wird, lasse sich nur so der Rückgang des Arbeitskräfteangebots auf ein für die Wirtschaft verträgliches Maß begrenzen.
Die Autoren der Studie rechnen aus früheren Schätzungen damit, dass im Jahresdurchschnitt rund 114.000 Zuwanderer aus anderen EU-Staaten kommen werden. Demnach müssten aber jährlich 146.000 Personen aus Drittstaaten außerhalb der EU einwandern.
Auch eine zukünftig höhere Geburtenrate sowie mehr Frauen und ältere Menschen im Arbeitsmarkt würden den Trend nicht umkehren. Selbst wenn eine Rente mit 70 eingeführt würde, könnte der Fachkräftebedarf nicht mit inländischen Mitteln gedeckt werden.
Untersucht wurde auch, wie sich die Digitalisierung auf den Einwanderungsbedarf auswirken wird. Ein zunehmend digitalisierter Arbeitsmarkt erfordere demnach nicht weniger Arbeitskräfte, sondern mehr Fachkräfte mit hoher Qualifikation, etwa Techniker, Meisterinnen und Akademiker.
Erschwerend kommt hinzu, dass die absehbare jährliche Zuwanderung aus der EU wohl kaum reichen werde. Daran ändere auch der anstehende Brexit nichts, selbst wenn sich die Zuwanderung aus dem Vereinigten Königreich temporär erhöhen werde. Denn auch bei den europäischen Nachbarn schlägt der demografische Wandel zu. Außerdem nähmen Migrationsanreize perspektivisch dadurch ab, dass sich die EU-Mitgliedsstaaten wirtschaftlich angleichen.
Ein Einwanderungsgesetz werde dringend gebraucht, so Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung: „Heute wandern noch viel zu wenig Fachkräfte aus Drittstaaten nach Deutschland ein. Migration und Integration sind eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Ein neues Gesetz alleine reicht nicht."