Galileo Galilei ist bekannt dafür, sich mit der Kirche angelegt zu haben. Im Jahr 1633 endete der Inquisitionsprozess gegen ihn damit, dass er der kopernikanischen Lehre abschwor und in der Verbannung endete. Doch wer genau waren seine wichtigsten Widersacher und Mitstreiter? Ein Überblick.
Galileo Galilei war ein Mann mit einem großen Publikum. Die kopernikanische Lehre, die er vertrat, befand sich zu seinen Lebzeiten in einem besonderen Spannungsfeld zwischen Moderne und kirchlicher Tradition. „Natürlich hat das dafür gesorgt, dass er in der Öffentlichkeit stand", sagt der Forscher Matteo Valleriani, der sich viele Jahre mit der Geschichte Galileis beschäftigt hat (siehe Interview auf Seite 26). „Wenn es um die Festigkeitslehre ging, waren es die Ingenieure, die nicht akzeptierten, dass man darauf seine mathematische Theorie machen konnte", erläutert Valleriani. „Und wenn es um die kosmologischen und astronomischen Themen ging, gab es andere Astronomen, die gegen ihn waren und andere Systeme für die richtigen hielten." Obwohl sie sich nicht kennenlernen konnten, war ein besonders wichtiger Mitstreiter Galileis der Begründer der Lehre, die ihn in seinen astronomischen Forschungen antrieb:
Nikolaus Kopernikus
Mehr als 100 Jahre bevor Galileo Galilei das Licht der Welt erblickte, starb der Astronom Nikolaus Kopernikus. Seine größte Errungenschaft war sein Hauptwerk „De revolutionibus orbium coelestium", in dem er ein heliozentrisches Weltbild beschrieb. Damit war er der Erste, der sich vorstellte, die Erde sei ein Planet, der sich um seine eigene Achse drehe und sich wie die anderen Planeten um die Sonne bewege. In der Wissenschaftsgeschichte gilt diese Erkenntnis als Umbruch, die sogenannte kopernikanische Wende. Der nach diesem Weltbild benannten kopernikanischen Lehre hatte sich Galilei Zeit seines Lebens verschrieben und sie oft gegen viel Widerstand verteidigt.
Christopher Clavius
Als Galileo Galilei Medizinstudent in Pisa war, entdeckte er seine Liebe zur Mathematik. Der oberste Mathematiker der Jesuiten in Rom, Christopher Clavius, unterstützte ihn später bei seiner Bewerbung um einen Universitätslehrstuhl. Doch der Förderer wurde schon bald zum Konkurrenten. Clavius und seine Mitarbeiter beobachteten unabhängig von Galilei den Umlauf der Venus um die Sonne. Den Ruhm steckte zunächst trotzdem Galilei ein. Die Jesuiten feierten seine Entdeckungen im Frühjahr 1611 in Gegenwart mehrerer Kardinäle als Pionierleistung. Galileis Ehrgeiz entwickelte sich jedoch schon bald zum Problem. Als Clavius starb, führte Galilei erbitterte Wortgefechte mit den Mathematikern der Jesuiten, die ihm bei der systematischen Beobachtung der Sonnenflecken und der Kometen zuvorgekommen waren. Durch seine Eitelkeiten hatte sich Galilei Feinde gemacht.
Tycho Brahe
Der dänische Adelige Tycho Brahe (1546 – 1601) war einer der bedeutendsten Astronomen. Im Gegensatz zu Galilei hatte er keine Fernrohre für seine Beobachtungen zur Verfügung, führte sie aber für die damalige Zeit dennoch mit beachtlicher Sorgfalt und Genauigkeit durch. Mit seiner Arbeitsweise begründete er die Methodik moderner Wissenschaft des immer exakteren Messens und steten Nachprüfens. Das kopernikanische Weltbild wies er dennoch von sich. Denn, so fragte er, müsste uns nicht ständig ein Wind entgegenblasen, wenn die Erde sich drehe? Und wie könne es sein, dass eine Kanonenkugel nach Osten und Westen genauso weit fliegt? Zudem behauptete Brahe, die Erde befinde sich im Mittelpunkt des Universums. Er beobachtete den Planeten Mars intensiv. Mit seinen Beobachtungsdaten gelang es Johannes Kepler später, die elliptische Bahnbewegung und Geschwindigkeit des Mars zu berechnen.
Johannes Kepler
In der öffentlichen Wahrnehmung geht oft unter, dass Galilei sein ganzes Leben lang überzeugter Anhänger der Kirche war und blieb. Der Wissenschaftsautor Thomas de Padova schreibt: „Galileis Glaube an mathematisch streng gültige Naturgesetze gewinnt die volle Überzeugungskraft gerade aus dem christlichen Schöpfungsgedanken. Genau wie sein protestantischer Kollege Johannes Kepler sieht er sich dazu berufen, im Buch der Natur zu lesen, weil Gott den Kosmos nach rationalen Kriterien geschaffen habe." Seine Verehrung der kopernikanischen Thesen hielt er deshalb bedeckt. Sein schwäbischer Mitstreiter Johannes Kepler versuchte ihn im Jahr 1597 davon abzubringen und rief ihn auf: „Seid guten Mutes, Galilei, und tretet hervor!" Der Italiener reagierte verschnupft auf den Vorstoß seines Wissenschaftskollegen und brach den Kontakt daraufhin zunächst ab. Im Jahr 1609 publizierte Kepler seine neue Himmelsphysik, laut der die Erde und die Planeten auf elliptischen Bahnen um die Sonne laufen. Ein Durchbruch, den Galilei allenfalls belächelte. Er hielt bis zu seinem Tod an der Vorstellung fest, sämtliche Himmelskörper bewegten sich in Kreisbahnen.
Papst Urban VIII.
Es fehlte nicht viel. Beinahe hätte es unter dem Pontifikat Urbans VIII. von 1623 bis 1644 ein vatikanisches Denkmal für Galileo Galilei gegeben. Denn zunächst war der Papst begeistert von der wissenschaftlichen Leistung des Forschers. Der Pontifex bezeichnete Galilei in jener Zeit gar als einen Bruder. Im Jahr 1624 empfing er den Wissenschaftler mehrere Male zu langen Gesprächen, als Galilei in Rom zu Besuch war. Und nicht nur das – der Papst beschenkte ihn und ermunterte ihn ausdrücklich dazu, seine wissenschaftlichen Erkenntnisse zu publizieren. 1616 kam es erstmals zu einem Dekret gegen Kopernikus. Der Kardinal Bellarmino ermahnte Galilei deshalb, die kopernikanische Sichtweise künftig nur noch als Hypothese zu vertreten. Er schrieb: „Wenn es einen wirklichen Beweis dafür gäbe, dass sich die Sonne im Zentrum der Welt befindet, dann bedürfte es eines sehr bedachten Vorgehens, um jene Schriften zu erklären, die dem entgegenzustehen scheinen." Doch Galilei hielt an den Thesen fest. Im Jahr 1632 eröffnete der Vatikan das Verfahren gegen ihn.