„Vice – Der zweite Mann" zeigt die Karriere des US-Politikers Dick Cheney, der meisterhaft von Charakterschauspieler Christian Bale verkörpert wird. Kinostart ist am 21. Februar.
Der war unter Ronald Reagan Vizepräsident der USA? Oder unter Bill Clinton? Vermutlich werden sich selbst die unter uns, die sich für US-Politik interessieren, mit der Antwort auf diese Frage schwertun. Ein Name allerdings dürfte den meisten noch geläufig sein: Dick Cheney, Vizepräsident der Vereinigten Staaten von 2001 bis 2009. Während seiner Amtszeit erreichte er eine Macht, die, glaubt man dem Film „Vice – Der zweite Mann", noch größer war als die des damaligen Präsidenten George W. Bush.
Der unter der Regie von Adam McKay entstandene Film zeichnet die Karriere Cheneys nach. Gleichzeitig porträtiert er eine gewissenlose Welt der Politik, in der es vor allem um eines geht: die Macht, wirtschaftliche Interessen durchzusetzen, aber auch, um persönliche Gefühle zu befriedigen. Das dabei gelogen und betrogen wird: geschenkt, so lange man sich nicht erwischen lässt.
Wyoming, Anfang der 1960er-Jahre. Nachdem er sein Studium an der renommierten Yale University abgebrochen hat, ist Dick Cheney (Christian Bale) kurz vor dem Absturz: Er fährt betrunken Auto und landet für eine Nacht im Knast. Daraufhin verspricht er seiner Frau Lynne (Amy Adams), dass das nie wieder vorkommen wird. 1969 schafft er es, ein Praktikum im Weißen Haus zu ergattern. Donald Rumsfeld (Steve Carell), Kongressabgeordneter und Wirtschaftsberater von Präsident Nixon, begrüßt die Praktikanten. Cheney ist begeistert von dem Mann, der am Rednerpult so spricht, als würde er sich mit seinen Freunden in der Kneipe unterhalten – und dabei auch keine Hemmungen hat, sexistische Sprüche loszulassen. Es ist die Zeit der starken weißen Männer in der amerikanischen Politik – und diese Welt fasziniert den jungen Dick Cheney. Er schafft es, für Rumsfeld zu arbeiten. Dabei bekommt er tiefe Einblicke in die Politik Nixons und die wahre Macht, die der Präsident hat. So bekommt er zum Beispiel mit, wie Nixon mit seinem Sicherheitsberater Henry Kissinger (Kirk Bovill) die geheime Bombardierung Kambodschas bespricht. Dann tritt Nixon zurück, und unter seinem Nachfolger Gerald Ford (Bill Camp) wird Dick Cheney Stabschef des Weißen Hauses, Donald Rumsfeld Verteidigungsminister.
Politik hinter verschlossenen Türen
„Vice – Der zweite Mann" ist eine Abrechnung mit der Politik der republikanischen US-Präsidenten seit den 1960er-Jahren – und mit den Männern, die diese Politik unterstützt haben. Was man bei all dem leicht vergisst: Es ist ein Spielfilm. Auch wenn er den Anspruch erhebt, so authentisch wie möglich zu sein, eröffnet dieses Format den Machern einen erheblich größeren Interpretationsspielraum als beispielsweise eine Dokumentation. Der Film ist gut, gar keine Frage. Er lässt den Zuschauer die Motive der Protagonisten erkennen, er deckt auf, wie hinter verschlossenen Türen Politik gemacht wird. Dennoch muss sich der Zuschauer immer wieder fragen: Wie viel von dem, was ich sehe, ist real – und was Fiktion?
Als 1977 der Demokrat Jimmy Carter US-Präsident wird, ist Dick Cheney seinen Posten los. Er lässt sich für den Staat Wyoming ins Repräsentatenhaus wählen. Nach Carter kommt der Republikaner Reagan an die Macht, Cheyney bleibt Abgeordneter – und trägt eine Reihe von Beschlüssen mit, die Steuererleichterungen für die Reichen bringen und gleichzeitig die soziale Absicherung der Bevölkerung verschlechtern. Außerdem setzt er sich für die Interessen der Öl- und Gasindustrie ein. Unter George Bush wird er 1989 dann Verteidigungsminister, in seine Amtszeit fällt der erste Irak-Krieg. Anschließend wendet er sich der Privatwirtschaft zu.
Doch die große Stunde von Dick Cheney soll erst noch kommen: George W. Bush (Sam Rockwell), das schwarze Schaf der Präsidentenfamilie, will es seinem Vater zeigen und auch Präsident werden. Er bittet Cheney um Hilfe und bietet ihm das Amt des Vizepräsidenten an. Der sagt zu – unter einer Bedingung: Der Vize muss weitaus höhere Befugnisse bekommen, als es jemals zuvor der Fall gewesen ist.