Schluss mit niedlich! Jetzt kommen Schleifen mit regelrechtem Statement daher. Und schmücken so ziemlich alles, was möglich ist, von Klamotten über Schuhe bis hin zum Haarschopf.
Sie gelten seit jeher als eines der wesentlichen It-Pieces des legendären, viel bewunderten Pariser Chics. Spätestens seit sie durch Yves Saint Laurent in den 90er-Jahren in der Variante Schwarz zu einem optischen Highlight auf dem Catwalk erhoben worden waren. Die elementarste Regel des eleganten Pariser Chics ist die Reduktion, die Kunst des Weglassens. Erst durch ausgewählte Accessoires, durch das gewisse „je ne sais quoi", erhält der Look seinen wunderbar femininen Touch. Das können auffällige Ohrringe ebenso sein wie lange Schals oder eben auch Schleifen in jeglicher Form und in mehr oder weniger großem Format. Diesen Winter sind die Schals als Zierrat an Kleidungsstücken teilweise so riesig geraten, dass uns die Bezeichnung als Statement-Schleifen treffend erscheint. Aber auch Schuhe oder die Haare von vielen Promi-Damen zeigen sich derzeit (wieder) schleifengeschmückt.
Schleifen gelten gemeinhin als romantisch, süß, niedlich, verspielt oder als ausdrücklich feminin, kein Wunder daher, dass sie aus der Männermode fast komplett verschwunden sind und nur noch ein Randdasein in Gestalt eines um den Hals gebundenen Seidenbandes namens Fliege fristen. Einmal abgesehen von den sogenannten Awareness Ribbons, die als Mini-Schleifen am Revers zur Bekundung der Solidarität mit bestimmten Gesellschaftsgruppen getragen werden. Das war in früheren Jahrhunderten oder Jahrtausenden noch ganz anders. Denn vor der Erfindung der Kombi Knopf und Knopfloch im Deutschland des 13. Jahrhunderts hatten die Bows im Rahmen der Kleidung beiderlei Geschlechter hauptsächlich eine schließende Funktion. Erst danach trat der Schmuckfaktor in den Mittelpunkt und wurde viel später ganz gezielt beispielsweise von Audrey Hepburn im Leinwandklassiker „Frühstück bei Tiffanys" in Gestalt von Samt und Satin eingesetzt. Auch Diven wie Grace Kelly oder Jackie Kennedy liebten es, sich im Schleifen-Look zu präsentieren.
Schleifen sorgen für den letzten Schliff
Nach Yves Saint Laurent wurde der Schleifen-Trend 2005 durch das niederländische Avantgarde-Designer-Duo Viktor & Rolf wieder populär gemacht, das ihre damalige Sommerkollektion ganz den Bows gewidmet und sogar ihre Models auf dem Laufsteg in riesenhafte Bänder eingehüllt hatten. Danach wurden Schleifen besonders bei Labels wie Valentino oder Oscar de la Renta zu einem besonderen Markenkennzeichen ihrer Kollektionen. 2015 hatte auch Chloé erkannt, dass romantische Kleider durch Beifügung einer großen Schleife einen besonderen Pfiff erhalten, oder dass Abendroben oder schlichte Hosenanzüge durch Bows glamourös aufgepeppt werden konnten. Die Schluppenbluse war ohnehin schon wieder salonfähig geworden. 2016 setzten vor allem Chanel und Sibling auf Schleifen, Karl Lagerfeld auf Miniatur-Umsetzungen, das britische Label auf XXL-Bows.
In der Wintersaison 2017/2018 waren Schleifen dann eines der auffälligsten Details auf den internationalen Fashion-Catwalks. Sie waren gleichermaßen an allen möglichen Kleidungsstücken zu bestaunen als auch als schmückender Bestandteil von Accessoires wie Schuhen, Taschen, Socken oder Mützen. Was die „Bunte" vor einem Jahr dazu kommentierte, ist natürlich auch in der aktuellen Wintersaison noch gültig: „Das Schöne an dem Trend ist, dass Schleifen nahezu zu jedem Outfit gehen und ihm den letzten Schliff und einen besonderen Touch geben. Sie werten ein legeres Freizeitoutfit optisch auf und machen es sogar bürotauglich, und sie lockern ein strenges Businessoutfit auf und lassen die Trägerin jünger, romantischer und verspielter erscheinen, ohne jedoch kitschig oder fehl am Platz zu wirken! Schleifen sind deshalb ein so beliebter Fashion-Trend, weil sie von allen Frauen getragen werden können und in jedem Alter ein passendes Detail sind, nicht nur bei kleinen Mädchen." Im vergangenen Sommer wurden die Bows vom Magazin „Glamour" dann sogar schon zum „Most Instagrammable Fashion Trend" deklariert, sprich in der Social-Media-Community war ein entsprechender Schleifen-Hype ausgebrochen, schließlich hatte schon „Gossip-Girl" Blair Waldorf alias Leighton Meester damit in der Damenwelt für Furore gesorgt.
Der Schleifen-Hype begann auf allen Social-Media-Kanälen
Diesen Winter, aber auch noch im Frühling sorgen Schleifen – Schleifen wirklich überall – an Kleidern und Röcken über Sneaker oder Jeans bis hin zu Pullovern oder als Hair-Accessoire nicht nur in den Designer-Kollektionen für Aufsehen. Sondern auch im Streetstyle oder bei It-Ladys wie Alexa Chung (am Partykleid), der deutschen Influencerin Stella von Senger (im Haarschopf) oder Olivia Palermo (an der Kastenjacke). Und auch in der Sommersaison 2019 wird der Run auf die Schleifen, die in den USA auch „Gino Bows" genannt werden, unverändert anhalten. Wie ein erster Blick auf die Frühjahrs-Kollektionen von Marken wie Preen (als vorderer oder hinterer Besatz an Kleidern und auch als Ärmelschmuck), Emilia Wickstead (riesig schleppen- oder capegleich am Rücken angenäht), Erdem (Satinschleifen im Haar, großflächig über die Schultern drapiert oder als oberer Kleiderabschluss), Delpozo (Rückenzier oder auch um die Arme gewickelt) oder Roksanda Ilincic (lange Bows) nachdrücklich beweist.
Regelrechte Statement-Bows haben Labels wie Christian Cowan (silberfarbenes Minikleid mit über der rechten Schulter befestigter Riesenschleife), Brandon Maxwell (roter Dress mit großer Bow als Gürtelersatz), Ulla Johnson (brustbetonende Schleife auf rotem Kleid) oder Vivetta (schräg von der Schulter bis zum Saum des Minikleides verlaufende Bow) in ihrem aktuellen Wintersortiment.
In der Damenschuhmode haben Schleifen vor allem natürlich an High Heels ihren prägnanten Abdruck bei Marken wie Prabal Gurung (an Stilettos wie Kitten Heels), Ulla Johnson, The Row, Phillip Lim, Prada oder Marques Almeida hinterlassen. Ausgelöst wurde der Schuh-Schleifen-Trend übrigens von Diors „J’adore"-Bows-Slingback-Pumps aus der Sommerkollektion 2017, die Star-Influencerinnen wie Chiara Ferragni oder Caro Daur stolz spazieren führten. Inzwischen gibt es aber auch jede Menge Mules oder Sneakers mit Schleifen-Zierrat.
Neue Varianten sind pfiffiger, dafür weniger mädchenhaft
Auch in der Haarmode hatte die Schleife schon im Sommer 2017 (wieder verstärkt) Einzug gehalten. Dabei kann das Teil am besten bei einem tief im Nacken sitzenden Pferdeschwanz zur Geltung gebracht werden, weil es dort lässig und nonchalant bei jedem Schritt mitzuschwingen pflegt. So hatten es die Modelle von Jacquemus, Erdem, Chanel oder Monique Lhuillier auf den Laufstegen bewiesen. Ariane Grande zeigte sich im Frühjahr 2018 bei den Billboard Music Awards mit einer geradezu gigantischen Schleifenkopf-Bedeckung, die auch als Riesenhut durchgegangen wäre. Doch so richtig Fahrt aufgenommen hat der Frisuren-Trend erst dank Herzogin Kate. Denn die royale Lady stellt derzeit immer wieder bei öffentlichen Auftritten nachdrücklich unter Beweis, dass dieser Haarschmuck alles andere als bieder wirken muss. Wobei sie wahlweise nostalgische Haarbänder von J. Crew oder ihrer Lieblingsdesignerin Emilia Wickstead, die pfiffige neue Varianten in ihre Sommerkollektion 2019 aufgenommen hat, zu tragen pflegt.