Der Sänger Max Giesinger ist im Wandel. Seine „chaotischen Jahre" scheint er inzwischen hinter sich gelassen zu haben. Dies beweist bereits der Eröffnungssong seines neuen Albums „Die Reise". Und seine Jugend war ziemlich chaotisch – zumindest für Menschen, die es lieber geregelt, abgesichert und normal mögen. Anstatt von Liebeskummer und Spaß mit Kumpels singt Giesinger daher beispielsweise lieber von einem „Jungen", der „nicht auf sie gehört" hat und statt zu studieren den eigenen Lebensunterhalt als Straßenmusiker mit „Coverversionen von Oasis" finanzierte.
Denkt man da an Songs wie „Wonderwall", könnte man schon fast meinen, dass der gute Mann irgendwie auch selbst nach Schutz sucht. Wer einen „harten Kerl" erwartet, ist bei ihm jedenfalls an der falschen Adresse. Künstler mögen nun einmal keine altbackenen Rollenbilder, mit denen man gerade als junger Erwachsener irgendwann zu kämpfen hat. So singt er in „Wenn ich leiser bin" von seinem inneren Konflikt, nach außen stärker wirken zu müssen, als er eigentlich ist. Wesentlich optimistischer klingt da der Song „Legenden", ein Titel, der – in bester Pop-Manier – von brennendem Fernweh und einer kurzen Erholung von all dem Trubel um ihn herum handelt: „Da draußen ist so viel, was wir noch nicht kennen". Max Giesinger verbrachte ein paar Wochen auf einer thailändischen Insel, singt aber auf seinem Album von „Australien".
Musikalisch gesehen mag Max Giesinger Gitarren. Ganz im Sinne der „Generation nach 2000" wird daher auf dem kompletten Album auf handgemachte Musik gesetzt. Ob er dies in der Mannheimer Pop-Akademie gelernt hat, sei einmal dahingestellt. Die Zeit, in der er seine Musik über Crowdfounding finanzieren musste, ist jedenfalls vorbei. Bereits sein letztes Album „Der Junge der rennt" mit Titeln wie „Roulette" oder „80 Millionen" war ein Erfolg – und sein Durchbruch. An mangelnder Bodenständigkeit mangelt es ihm glücklicherweise nicht. Eigentlich ist der junge Mann ziemlich entspannt, wenn er nicht gerade sein „Zuhause" vermisst. Daher macht es auch nichts, wenn der Gute mal ein wenig „leiser" ist. Die Fans hören ihn trotzdem.