Dieses Buch wird für einen 50-Jährigen wahrscheinlich interessanter sein als für eine 20-Jährige. Zum einen schauen 20-Jährige heute am Samstagabend nur noch selten fern, zum anderen hatten die meisten „Helden", die im Buch porträtiert sind, ihre Höhepunkte in den 70er- oder 80er-Jahren. Die Namen lesen sich wie eine Zusammenfassung der Geschichte des deutschen Fernsehens der Nachkriegszeit.
Man sollte sie sich auf der Zunge zergehen lassen: Götz George, Loriot, Hans Albers, Heinz Rühmann, Udo Jürgens, Curd Jürgens, Konstantin Wecker, Klaus Kinski, Horst Buchholz, Gunter Gabriel, Evelyn Hamann, Horst Frank, Wolfgang Kieling, Lothar-Günther Buchheim, Jan Fedder, Dieter Krebs, Christiane Hörbiger, Hans-Joachim Kulenkampff, Thomas Gottschalk, Günter Strack, Alfred Biolek, Harald Juhnke, Wolfgang Rademann, Klausjürgen Wussow, Dieter Hallervorden, Pierre Brice, Bernd Eichinger, Barbara Rudnik und... Udo Lindenberg.
Damit wäre eigentlich schon das Wesentliche über das Buch gesagt, das auf 347 (von insgesamt 352) Seiten diese Porträts bündelt. Die Schwarz-Weiß-Fotos dazu wären fast überflüssig, jedenfalls für die Leser der älteren Generation. Das Verblüffende an diesem Buch ist allerdings, dass alle Porträts von einem einzigen Autor stammen, der auch noch fast alle diese Menschen persönlich kennenlernen durfte. Harald Juhnke beispielsweise musste Tim Pröse in den 90er-Jahren im Auftrag der „Münchener Abendzeitung" interviewen, und zwar meistens dann, wenn er mal wieder in seinen Berliner Stammkneipen in Charlottenburg „abgestürzt" war. Für Pröse ist es wichtig, immer offen zu bleiben und nicht in den Zyniker-Modus zu verfallen, wie viele seiner Kollegen.
Die „Freigeister", schreibt Pröse im Vorwort, „waren gefühlt schon immer da. Sie begleiteten uns fast lebenslänglich. Weil sie unverwechselbar, kantig und einzigartig sind." Und damit wäre auch der Hauptunterschied zu den Medienhelden von heute dargelegt.