Galtür in Österreich will Wintersportler aller Art glücklich machen. In der märchenschönen Naturkulisse rund um das Bergdorf lässt sich bestens Ski- und Snowboard fahren. Vor allem für Familien ist es ein lohnendes Ziel.
„Unten abschwingen!" ruft Skilehrer Gregor von der Ski- und Snowboardschule Silvretta Galtür vor dem letzten Stück auf der Piste Nummer 14. Von der Bergstation der Ballunspitzbahn führt diese rote, mittelschwere, Zirbentalabfahrt hinunter zum Kopssee. Beflügelt von strahlender Sonne, Pulverschnee und der märchenhaften Naturkulisse legen die Skiläufer nun gern einen Zahn zu, denn dieser Stausee wirkt wie ein Magnet.
„Dort drinnen gibt’s riesige Forellen", warnt Gregor und breitet die Arme aus, um deren Größe zu zeigen. Na, das ist wohl etwas Anglerlatein. „Nein, nein", beteuert er grinsend. Einer hätte solch ein Prachtexemplar schon mal erwischt. Tatsächlich kommen im Sommer viele zum Fischen an den Kopssee. Doch jetzt ist er zugefroren, und ein Spaziergang auf der 122 Meter hohen Staumauer muss momentan auch nicht sein.
Mit der Bahn auf 2.300 Meter
Also lieber mit der Breitspitzbahn auf rund 2.300 Meter schweben. „Das ist der höchste Punkt im Skigebiet", sagt Gregor. Von dort – zu Füßen der 2.813 Meter hohen Vallüla – führen eine rote Abfahrt, zwei schwarze Pisten und eine Skiroute ebenfalls zum Kopssee hinunter.
Wunderbar ist das und einer der schönsten Teile in Galtürs „Silvapark" zu Füßen der mächtigen Silvretta-Gipfel. Den erachtet das Bergdorf als zukunftsweisend für den Wintersport, denn alle, Große und Kleine, finden in den auf dem Pistenplan verzeichneten sechs Sektoren das genau für sie Passende.
Zehn Liftanlagen verbinden 43 perfekt gepflegte Pistenkilometer und die sechs Skirouten. Bis zum Saisonfinale am 23. April sollen so alle Wintersportler auf ihre Art glücklich werden. Das macht aber auch eine Sonderfahrt mit Stefan in der Pistenraupe, die zuverlässig auch steile Hänge hinaufrattert, um sie für die Skifahrerinnen und Skifahrer fein glatt zu bügeln.
„Wir setzen sehr auf Familien", betont nun aber der stets hilfsbereite Gregor, und das fällt auch gleich auf. Die ganz Kleinen fühlen sich in der „Zwergerlwelt" sichtlich wohl, während die Größeren bereits das „Abenteuerland" erobern und, betreut von ihrem Skilehrer, nacheinander couragiert durchs Märchenhaus fahren.
Fitte Skiläufer und Snowboarder tummeln sich am liebsten im „Actionpark", während die Freerider im „Heldenreich" den erwünschten Kick kriegen. Wer dann noch immer abfahrtsüchtig ist, kann jeden Mittwochabend noch beim Nachtskilauf auf beleuchteter Piste talwärts schwingen.
Der sechste Sektor, „High & Nordic", ist das Terrain der Tourengeher und Langläufer. 73 Kilometer Loipen von 1.377 bis über 2.000 Meter Höhe in frischer Bergluft, das tut gerade in Galtür richtig gut. Schon 1997 wurde das auf rund 1.600 Meter Höhe liegende Bergdorf der erste offizielle Höhenluftkurort Tirols und bietet als Gaudi am 27. März einen „Galtür Nordic Night Race" durch den Ort, an dem nach Anmeldung auch Kinder ab sechs Jahren teilnehmen können. Richtiges Remmidemmi wie im benachbarten Ischgl ist hier jedoch nicht angesagt.
Ernest Hemingway und Albert Einstein waren auch hier
Frühzeitig entdeckten auch spätere Nobelpreisträger das kleine Galtür am Ende des Paznauntals. So 1926 der junge US-Schriftsteller Ernest Hemingway. Der kam aus Schruns im Montafon zusammen mit einem Freund herüber. In den Südalpen hatte er das Skifahren gelernt, weiß Galtürs langjähriger Bürgermeister Anton Mattle. Hemingways Novelle „Ein Gebirgsidyll", in der er Galtür und die Dorfsitten in freier literarischer Art verewigte, kennt Mattle fast auswendig. Nun führt eine spannende Skisafari hinüber ins Montafon.
Bereits 1913 wanderte der Physiker Albert Einstein von Galtür hinauf zur 2.165 Meter hoch gelegenen Jamtalhütte, die nach wie vor ein beliebter Ausgangspunkt für Bergsteiger, Wanderer und Tourengeher ist. Sein Eintrag findet sich in einem der alten Hüttenbücher. Die Familie Lorenz aus Galtür, die nach wie vor den Hüttenwirt stellt, hat sie sorgsam gehütet.
Ähnliches tat das „Hotel Fluchthorn". Im Alpinarium sind dessen Gästebücher zu sehen. In einem dicken Band von 1911 steht in der Spalte „Tag und Richtung der Abreise" mehrmals Jamtalhütte. Einer konnte sich wohl nicht recht entschließen und hat einfach „weiß nicht" geschrieben. Doch die Menschen in Galtür wussten immer, was zu tun ist, auch 1999, als eine Lawine ins Dorf rauschte, Häuser zerstörte und 31 Menschen tötete. Sie haben dem unerwarteten Schicksalsschlag getrotzt und noch im selben Jahr an dieser Stelle eine 345 lange und bis 19 Meter hohe Schutzmauer errichtet, diese aber sogleich durch Anbauten aufgewertet und so das Unglück ins Positive gewendet.
Das längliche Bauwerk bietet nun Räume für die Feuerwehr und die Bergrettung und vor allem viel Platz für das „Alpinarium" genannte Museum mit seiner grünen geschwungenen Außenwand. Drinnen ist es kunstvoll beleuchtet und verspiegelt und enthält – neben einem Gedenkraum für die Lawinenopfer – eine sehenswerte Dauerausstellung, ein Auditorium für Veranstaltungen, Seminarräume und die Ortsbücherei. Auch ein Café mit Kletterwand und eine Dachterrasse mit Silvretta-Blick gehören dazu und werden gern genutzt.
Auf dieses außergewöhnliche Museum ist Galtür zu Recht ebenso stolz wie auf die Pfarrkirche Maria Geburt aus dem 13. Jahrhundert, die älteste im Paznauntal.
Was heutzutage zu tun ist, weiß das 780 Einwohner zählende Bergdorf ebenfalls und nimmt Rücksicht auf die zunehmende Zahl von Allergikern. 20 Hotels und Pensionen bieten Zimmer mit schönen Holzböden und Betten, in denen selbst Asthmatiker beschwerdefrei schlafen. Auch die Reinigungsmittel und Kosmetika sind entsprechend ausgewählt. Dass die Küchenchefs dieser Häuser sich auf empfindliche Gäste einstellen, ist selbstverständlich.
Nach eingehender Prüfung der getroffenen Anti-Allergie-Maßnahmen wurde diesen 20 Betrieben im April 2018 das europäische ECARF-Qualitätssiegel verliehen. In diesen Häusern fühlen sich aber auch Familien mit Kindern und andere Gäste erkennbar wohl. Das feine „Hotel Zontaja" gehört dazu, erbaut, erweitert und geführt von der Familie Hubert Wiltsche. Hier kocht Sohn Philipp leckere Menüs, setzt sich aber auch mit den Gästen zusammen, die nicht alles vertragen. Auch die will er verwöhnen.
Im gemütlichen „Restaurant Walserstube", zu finden in einem 400 Jahre alten Bauernhaus, werden solche „Sonderwünsche" ebenfalls gerne erfüllt. Während das Essen frisch zubereitet wird, können sich die Gäste im ersten Stock frühere Handwerksgeräte für Haus und Feld anschauen und sich fragen, ob sie auf der betagten Nähmaschine eine gerade Naht zustandebringen würden.
Nach der reichlichen Mahlzeit gönnen sich viele noch einen „Galtürer Enzner". Dieser Schnaps wird aus dem hier heimischen punktierten Enzian destilliert und wurde sogar ins immaterielle Kulturerbe der Unesco aufgenommen. Leicht bitter schmeckt er zwar schon, passt aber sicherlich auch zu einem gesunden und erholsamen Urlaub, den das kleine Galtür in Tirol all seinen Gästen bieten möchte.