Zeitreise in die 70er und 80er
Ist etwas lange genug vorbei, wird es wieder spannend. So wundert es nicht, dass die Mode regelmäßig Designs und Stile der Vergangenheit wieder aufgreift. Die Frauenmode tut dies im Frühjahr und Sommer 2019 ganz besonders: Sie macht eine Rolle zurück in die 70er und 80er.
Ist die Mode tatsächlich beliebig geworden, wie Kritiker meinen? Oder ist es nicht vielmehr so, dass die neuen Trends wirklich für jeden Geschmack das Richtige bieten? Bei einem Blick auf die Kollektionen für Frühjahr und Sommer wird klar: Die zweite These trifft zu.
„Beliebig ist die neue Mode sicher nicht. Aber es gibt immer weniger Regeln", sagt die Stylistin Maria Hans aus Hamburg. „Dadurch kann jeder seinen ganz eigenen Style entwickeln. Individualität wird also groß geschrieben." Zugleich aber gibt es durchaus noch Trends.
Das Batikmuster ist einer. Es soll wieder ein Modetrend sein – und zwar sogar ohne das Hippie-Image. Sogar Topdesigner wie Dior, Prada oder Stella McCartney schickten Models darin über den Laufsteg. „Die Batik-Teile von heute sind ebenso cool wie urban, sie verbinden Lässigkeit mit edlem Chic", beschreibt Maria Hans. Die modische Zeitreise, die angesagte Designer in dieser Saison unternehmen, führt nicht nur in die 70er. „Auch die 80er-Jahre dienten als Interpretation", sagt Hans. „Das macht sich beispielsweise an den Oversized-Blazern bemerkbar, die jetzt wieder gefragt sind. Aber auch kräftig bunte Farben und Overalls gab es in dieser Dekade schon mal."
Außerdem wieder da: Animal-Print. „Vor allem der Leo-Look sorgt wieder für Aufsehen", erläutert Modeberaterin Ritchie Karkowski. „Eigentlich kann man dieses Muster mittlerweile schon als Klassiker bezeichnen." Doch im Frühling und Sommer 2019 gebe es das Leomuster nicht nur in der für Leoparden typischen Farbkombination Schwarz und Goldbraun. Angesagt sei das Muster in der Kombination von Schwarz und Weiß sowie in Pastelltönen.
Apropos Pastelltöne: Diese bleiben im Trend, aber auch kräftige Farben finden sich häufig. „Dazu zählen Himbeerrot, Pink oder Orange." Diese Farben werden entweder „ganz unbekümmert miteinander gemixt oder Ton in Ton getragen", ergänzt Karkowski. Gerade auch ins Berufsleben ziehe Farben-Freude ein: „Das ist vor allem gut bei Hosenanzügen zu sehen, die in der kommenden Saison vielfach in klaren, kräftigen Farben angeboten werden."
Ähnlich kontrastreich kombinieren lassen sich die Muster. „Blüten zu Streifen in einem Kleidungsstück sind ein Beispiel für diesen Trend", erklärt Maria Hans. Alternativ kommen verschiedene Muster in einzelnen Stücken zusammen – etwa ein Rock mit Blumendessin zur Streifenbluse.
Culottes aus Denim oder Leder
Eines der Trendteile der Saison wird die Culotte sein. Diese Hochwasserhose mit weitem Bein ist seit einigen Jahren mal mehr, mal weniger im Trend. Nun erneut und findet somit vielleicht bei jeder Frau einen Platz im Schrank. „Es gibt sie in Denim oder auch Leder, in Längen von midi bis maxi", zählt Shopping-Beraterin Andrea Lakeberg aus Berlin auf.
Daneben ist unter anderem die klassische, schmal geschnittene Hose angesagt. „Wichtig dabei ist, dass sie über eine hohe Taille verfügt", sagt Karkowski.
Eine anderes Trendteil stammt aus den 80ern – beziehungsweise es war in der Sportmode ja nie weg: die Radlerhose. In den Großstädten tragen die hippen Modefans die engen Sporthosen schon, allerdings alltagstauglich kombiniert mit einem Blazer. Nun sollen sie in der Mode für die Massen aufgenommen werden.
Weiterhin beliebt bleiben zudem die Overalls. „Voraussetzung: Sie sind lässig weit geschnitten", sagt Hans. Gleiches gilt für die allseits beliebten Cargo-Hosen. „Sie sind ebenfalls ein Trend, der bereits in den 80er-Jahren angesagt war, und zeichnen sich durch weiten Schnitt und viele Taschen aus", erklärt die Stylistin.
Schick und zugleich lässig
Weste, Polo und Chino: Diese drei Kleidungsstücke für Männer sind 2019 zurück in Mode, und sie stehen insbesondere für den aktuellen Trendwechsel. Die Sportmode ist in der Alltagsmode angekommen, zugleich aber bleiben Kombinationen mit schicken Elementen beliebt.
Ein Anzug in Grau oder Blau, dazu ein gestreiftes Hemd und ein Schlips – das war lange Zeit der Dresscode für Männer im Job. In der Freizeit beschränkte sich die modische Aussage auf ein Shirt und Jeans. Natürlich gibt es all diese Kleidungsstücke auch in der aktuellen Herrenmode. Dennoch: Es hat sich viel getan. Der Mann von heute ist experimentierfreudiger – das zeigt der Blick auf die neuen Modetrends.
„Generell verschwimmen in der Herrenmode die Grenzen zwischen privat und beruflich immer mehr", beobachtet Stilberaterin Katharina Starlay aus Wiesbaden. In diesem Sinne lässt sich auch die klassische Businessmode vermehrt mit lässigen Kleidungsstücken aus der Freizeit kombinieren.
Gerd Müller-Thomkins, Geschäftsführer des Deutschen Mode-Instituts in Köln, nennt Beispiele: „Das Shirt zum Anzug gehört genauso zu dieser Entwicklung wie der Hoodie zum Sakko. Beide ersetzen im Frühjahr vielfach das Hemd zum Anzug." Das kann lässig, aber zugleich edel wirken. Bisweilen äußert sich der Stilmix nur in Details: „Es gibt in der kommenden Saison edle Hosen, die mit einem Tunnelzug ausgestattet sind", erklärt Modeberater Andreas Rose aus Frankfurt. „Da hat die Mode aus dem Sportbereich Einfluss genommen auf den Alltag."
Ein Blick auf weitere Trendstücke:
Trend 1 – Die Weste
Mit der neuen schicken Lässigkeit kommt ein Kleidungsstück vermehrt zum Tragen, das lange Zeit ein eher großväterliches Image hatte: die Weste. „Sie bekommt ein modisches Upgrade durch neue Materialstrukturen und Farben", erklärt Müller-Thomkins. Für Imageberaterin Starlay ist die Weste vor allem deshalb ein unverzichtbares Kleidungsstück, weil ein Mann damit unaufgeregt aber immer stilvoll angezogen aussieht. „Auch dann, wenn man auf ein Sakko verzichtet."
Trend 2 – Das Polohemd
Nicht nur die Weste präsentiert sich im neuen Gewand. Polohemden kommen ebenfalls zurück. Sie sind die perfekte Mischung aus Business- und Freizeit-Kleidung. „Sie sind sportiver als Hemden und angezogener als Shirts", konkretisiert Müller-Thomkins. Polos werden aber nicht mehr nur zur Chino oder Jeanshose getragen. „In Kombination zum Anzug und Blazer repräsentieren sie einen neuen Smart Chic", so der Experte vom Mode-Institut.
Auch die Polos selbst werden lässiger: Sie tragen nun auch grafische Muster, und ausgerechnet Modelle in Frottee sind beliebt. Weiterhin angesagt sind sportliche Streifen und gut sichtbare Logos.
Trend 3 – Das Hawaiihemd
Natürlich kommt das klassische Oberhemd nicht aus der Mode. Aber auch dieses Teil präsentiert sich in diesem Frühling und Sommer lässig und leicht. „Luftige Schnitte, schlichte Stehkragen und dezente Dessins stehen dabei im Mittelpunkt", erläutert Müller-Thomkins. Neben floralen und abstrakten Dschungelmotiven ist insbesondere eine Variante angesagt – aber diese nur in der Freizeit: „Das Hawaiihemd ist zurück – und bringt jede Menge Urlaubsfeeling mit", sagt Rose. Vor allem dunkle Grundfarben sind daran neu, was die helleren Blüten gut zur Geltung bringt.
Trend 4 – Die Chino
„Nach vielen Saisons, in denen Herrenhosen sehr schmal geschnitten waren, werden sie jetzt wieder weiter", berichtet Stilberaterin Starlay. Auch die Hosenformen orientieren sich an der Sportswear, vor allem dann, wenn sie nach unten hin schmaler zulaufen. „Durch und durch sportlich sind die Chinos, die im Frühjahr wieder extrem angesagt sind", sagt Modeberater Rose. „Sie präsentieren sich mit aufgesetzten Taschen und Reißverschlüssen traditionell im Workerstyle."
Trend 5 – Längere Sakkos
Enge Schnitte sind langsam out – auch bei den Sakkos. „Generell sieht man hier vielfach längere Formen", erklärt Müller-Thomkins. „Die Schnitte sind lässiger und die Revers wieder satter."
Trend 6 – Starke Farben
Sportmode ist häufig besonders farbenfroh. Das zieht schon seit einiger Zeit auch in die allgemeine Mode ein. „Ein echter Eyecatcher ist Feuerwehrrot, das bei Blousons, Strick und Hoodies plakativ eingesetzt wird", erläutert Müller-Thomkins. Auch Logos und Schriftzüge werden damit nur partiell hervorgehoben, trotzdem wirkt es auch hier „immer leuchtend, laut und knallig".
Das gilt ebenfalls für eine andere Farbe in der Herrenmode: Gelb. „Diese Farbe sorgt nicht nur in der Streetwear, sondern auch im Casual-Bereich für Aufmerksamkeit." Darüber hinaus hat die Herrenmode noch einen Ton entdeckt, der auf den ersten Blick ungewöhnlich für Männer wirkt – Rosa. In der Kombination mit Braun oder Oliv setzt diese Farbe aber tolle Akzente.