Der Brexit, er kommt, vielleicht, irgendwann später, am 23. März oder auch, man weiß es nicht. Wohin treibt es die Briten dann, wenn nicht nach Europa? Packen sie die Paddel aus und ziehen gen Neuengland, in den Sonnenuntergang? Bleiben sie in der kalten Nordsee, zurückgezogen schmollend – weil der schöne Plan, den Brüsseler Kraken an der Themsemündung zu erlegen, doch mit der Harpune im eigenen Fuß endete? Oder besinnen sie sich und denken noch einmal nach? Vor einem möglichen neuen Referendum könnten sie auf eine ganze Liste berühmter Landsleute und Denker zurückgreifen.
Man erinnere sich an Adam Smith, der im 18. Jahrhundert schon ganz im Sinne der ökonomischen Idee der Europäischen Union argumentierte – freier Handel auf freiem Markt gleich wirtschaftlicher Erfolg. Smith betont übrigens, dass dazu auch ein gewisses Maß an Vertrauen gehört. Aber wem sollten die Briten auf dem Kontinent vertrauen, wenn sie sich derzeit selbst gegenseitig nicht über den Weg trauen?
Vielleicht hilft der Mann mit dem berühmten Apfel, Isaac Newton, dem besagtes reifes Obst auf den Kopf fiel und der so angeblich die Schwerkraft entdeckte. Ob es ein zollfreies deutsches ImportApfelbäumchen war, ist nicht überliefert. Vor einem zweiten Referendum sagt uns dies: Erkenntnissen geht schon mal ein schmerzlicher Prozess voraus.
Auch David Hume lag ja nicht so verkehrt mit seinen Gedanken zu Wille und Vernunft: Hätten die britischen Konservativen ihren Hume gelesen, wüssten sie, dass zum Austreten-Wollen ein gewisses Maß an vernünftigen Verhandlungen gehört. Ansonsten war Hume berühmt dafür, alles, was er an dogmatischen Denkweisen vorfand, mit philosophischem Furor zu verwerfen.
Oder Charles Darwin, der als einer der einflussreichsten britischen Wissenschaftler gilt, weil er die Evolutionstheorie entwickelte. Ohne ihn verstünden wir bis heute nicht, wie sich aus den ausgefallenen Haaren eines Golden Retrievers ein britischer Außenminister entwickeln konnte. Sollten sich die Briten mit einem ihrer größten Söhne beschäftigt haben, haben sie ihn wohl nicht so recht verstanden. Sein „survival of the fittest" hat nie bedeutet, dass uneinsichtig-sture Dickköpfigkeit eine sichere Überlebensgarantie ist. Schon gar nicht für ein dereinst stolzes Empire.
Ansonsten, verehrter Mister Speaker, verehrte Abgeordnete im House of Commons: Eure Aufführungen waren ja unterhaltsam, aber leider nur kurzfristig. Für echtes Drama solltet Ihr noch mal William Shakespeare befragen. Was wir uns gar nicht so recht vorstellen können: Wie wird uns das ewige Lamentieren von der Insel fehlen, der ständige Ruf nach Ausnahmen von der EU-Regel. Warmes Bier, Fish and Chips, wie werden wir euch drei besonders vermissen, wenn ihr geht, auch „The Sun", die uns Deutsche immer so herrlich beleidigt hat. Oh du Land der Regenschirme und von Monthy Python, Erfinder des Schlangestehens und des Fünf-Uhr-Tees, von Weltklassefußball (das Wembley-Tor war keins! – das nur der Vollständigkeit halber) und James Bond, Heimat von Nessie und der unerschütterlichen Idee des Rechtsstaates, der Magna Charta, Wiege der europäischen Demokratie.
Irgendwo seid Ihr mit der Brexit-Idee falsch abgebogen. Liegt vielleicht daran, dass Ihr im Gegensatz zum Rest Europas immer noch Linksverkehr habt. Den könnt Ihr übrigens gern behalten. Wir bauen Euch auch weiter die Lenkräder auf der falschen Seite ein, übergangsweise, bis zum selbstfahrenden Auto. Wenn Ihr euch jetzt doch noch mal an ein Referendum traut, denkt dabei einfach mal an Euren großen Poeten John Lennon: „Die Realität überlässt viel der Vorstellung".