Der Polo GTI ist groß geworden, nicht nur erwachsen. Er ist ein Auto, das sich an junge Leute richtet, die Spaß haben wollen. Daneben bietet er aber auch mit seinen fünf Türen ausreichend Platz für vier Erwachsene, die Einkäufe der Woche und Reisen mit gemäßigtem Gepäckvolumen. Ein Test aus Sicht des Beifahrers.
Es ist sicher mehr als 30 Jahre her dass ich das erste Mal in einem Polo GTI mitgefahren bin. Ein Kommilitone hatte sich einen gekauft. In Schwarz, damals ein Muss bei GTI-Modellen. Chic war er schon zu jener Zeit, heute ist er jedoch erwachsen geworden – und größer. Lediglich die dünne rote Linie am Kühlergrill ist noch die gleiche geblieben.
Unser Testwagen ist nicht mehr schwarz, sondern in einer attraktiven Farbe lackiert, die sich gar nicht so leicht definieren lässt – sie gefällt mir einfach. Die hinteren Scheiben sind tiefdunkel getönt. Ein Accessoire, das vor mehr als drei Jahrzehnten noch niemand kannte. Während damals im Innenraum schwarzer Kunststoff mit „Orangenhaut-Oberfläche" dominierte, hat der Innenraum des Polo GTI heute eine hochwertige Anmutung.
Das dezent konturierte Armaturenbrett hat eine breite waagerechte Blende in Rot, die das Schwarz der umliegenden Flächen unterbricht. Eine grün leuchtende LED-Linie trennt den roten Teil am unteren Rand vom Schwarz der unteren Verkleidung ab. Die Instrumententafel beschirmt ein leichter Überstand vor einfallendem Sonnenlicht, sodass die Instrumente jederzeit gut ablesbar sind.
In der Mittelkonsole finden wir ein Multifunktionsgerät, das für Radio, Navigation und etliche andere nützliche Dinge zuständig ist. Darunter liegen die Bedienelemente der Klimaautomatik. Sie teilt sich in zwei Zonen auf, was wir als ausgesprochen angenehm empfinden, da meine Frau und ich oft recht unterschiedliche Temperaturwahrnehmungen haben.
Das Radio arbeitet mit Lautsprechern, die für einen anständig satten Sound sorgen. Allerdings demonstriert unser Testwagen an dieser Stelle auch deutlich, an welche Zielgruppe sich der Polo GTI in erster Linie richtet, denn er hat neben der „normalen" Stereoanlage einen Subwoofer eingebaut, der vor allem Bässe verstärkt. Eine Eigenschaft, die wir nicht unbedingt schätzen. Wir hätten lieber darauf verzichtet, was grundsätzlich kein Problem ist, denn dabei handelt es sich um ein kostenpflichtiges Extra.
Fahrwerk straff und sportlich
Unter dem Multifunktionsradio ist ein Ablagefach mit gummiertem Boden eingebaut. Das sorgt nicht nur dafür, dass ein dort abgelegtes Smartphone auch in scharf gefahrenen Kurven nicht verrutscht, sondern es lädt den Akku des Smartphones auch kabellos auf, sofern das Telefon dafür ausgerüstet ist. Wenn Sie also mit fast leerem Akku in die nächste größere Stadt fahren und das Telefon während der Fahrt dort ablegen, könnte der Akku am Ziel schon wieder fast vollgeladen sein – zumindest im dünn besiedelten Norden reichen die Distanzen dafür aus. Wer noch kein Smartphone mit induktiver Ladefunktion hat, findet im gleichen Fach zwei USB-Anschlüsse um den Akku per Kabel zu laden.
Eine Sitzheizung sorgt für angenehm aufgeheizte Flächen an Rücken und Gesäß. Sie funktioniert sogar so gut, dass ich sie einmal in ihrer Leistung reduzieren musste, was mir noch nie passiert ist. Die Sitze selbst sind gut ausgeformt und bieten exzellenten Seitenhalt in scharf gefahrenen Kurven. Das ist für mich besonders erfreulich, weil meine Frau beim Test die hervorragende Straßenlage des Polo GTI schnell schätzen lernt und entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit einen schnittigen Fahrstil an den Tag legt. Aber auch das bringt mir als Beifahrer viel Spaß.
In der Mittelkonsole finden wir zwei Getränkehalter und ein Ablagefach unterhalb der Mittelarmlehne, die für mein Empfinden ein wenig weiter nach vorne ragen könnte. Der Dachhimmel ist schwarz ausgekleidet und rundet damit den „coolen" Gesamteindruck ab. Vermutlich wäre es auch „uncool", am Dach Haltegriffe zu haben. Das ist doch eher ein Ausstattungsmerkmal für die Generation des Testers dieses Autos. Nun ja, wir vermissen sie nicht wirklich, aber als ich meinen Arm auf der Fensterkante aufstütze und nach oben greife, fällt mir schon auf, dass da außer dem Dachhimmel nichts mehr ist.
Die hinteren Sitze sind ebenso gut geformt und angenehm straff gestaltet wie die vorderen Sitze. Der Platz reicht auch für einen kräftigen Mann von 183 Zentimeter Größe wie mich gut aus. Die bereits erwähnte Fahrt mit vier Personen in die nächste größere Stadt lässt sich sehr gut absolvieren. Wenn es sein muss, kann auch ein fünfter Passagier mitfahren, der dann aber nicht mehr ganz so bequem reist.
Langstrecken würde ich im Polo GTI allerdings nicht unbedingt zurücklegen wollen, was meinem nicht mehr jugendlichen Alter geschuldet sein mag. Die Zielgruppe hingegen könnte vermutlich auch ganz Europa mit diesem Auto bereisen. Denn wenn die Rückenlehne der hinteren Sitze umgeklappt ist, könnten auch zwei Personen wochenlang mit ausreichend Gepäck verreisen.
Von außen fällt der Polo GTI fraglos auf, und zwar positiv. Er ist etwas tiefer gelegt, was gut zum straffen, sportlichen Fahrwerk passt. Dezente seitliche Schweller unterstreichen im wahrsten Sinne des Wortes die Sportlichkeit. Am Heck sitzen links außen zwei verchromte Auspuffrohre, die so weit unter den Boden des Autos gezogen sind, dass sie zeigen, dass hier ein Sportler, aber kein Protzer kommt. Unterhalb des Stoßfängers sorgt ein Diffusor für zusätzlichen Abtrieb, um den Wagen auch bei höheren Geschwindigkeiten gut auf die Straße zu drücken. Das gelingt richtig gut. Unterstützung dafür bietet ein ins Dach integrierter Spoiler, der sich geschickt in die Linien des kleinen Sportlers einpasst.
Diffusor sorgt für mehr Abtrieb
An der Vorderseite unterscheidet sich der Polo kaum noch vom größeren Bruder Golf. Oberhalb des Stoßfängers liegen zwei Scheinwerfer. Das Licht des Polo ist so hell, dass sogar ich als besonders kurzsichtiger Mensch im Dunkeln gut sehen kann. Der „Augenaufschlag" beim Einschalten der Scheinwerfer erscheint mir immer wieder sympathisch. Es handelt sich dabei offenbar um die richtige Ausrichtung der Scheinwerfer, die sich an der Beladung des Autos orientiert. Im Kühlergrill dazwischen demonstriert der Schriftzug „GTI" Selbstbewusstsein.
Darunter liegen zwei zusätzliche Schweinwerfer. Zwischen ihnen finden wir einen Frontspoiler, der durch versetzte Gittereinlässe die Luft im Motorraum verteilt und für Abtrieb durch den Diffusor am Heck sorgt.
Unser Testwagen läuft auf 18-Zoll- Leichtmetallfelgen in extravagantem Design, die dem Kleinen gut zu Gesicht stehen. Obwohl die Laufeigenschaften durch die flachen Reifen weniger Abrollkomfort bieten, nehmen wir den Federungskomfort des Polo GTI als auffällig angenehm wahr. Er ist straff, aber nicht hart. Er passt perfekt zum sportlichen Auftritt des Polo GTI.
Natürlich erregt der Polo GTI nicht das Aufsehen eines reinrassigen Sportwagens, aber sobald der Motor anspringt, lässt auch er ein angenehmes Röhren hören. Er setzt sich von anderen Autos ab, ohne anzugeben. Bei Beschleunigungen schlägt das Herz eines Autoenthusiasten schon höher, denn 6,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h sind schon bemerkenswert. Dabei hat VW in jeder Hinsicht das richtige Maß getroffen. Nichts ist übertrieben, alles passt zusammen. Die Verarbeitungsqualität ist hoch, Details sind durchdacht. Der Polo GTI hebt sich ab und ist dabei eine angenehme Erscheinung.
Unser Testwagen schlägt mit 31.830 Euro zu Buche. Eine Summe, die nicht nur für junge Leute nicht unerheblich ist. Aber man bekommt dafür auch ein besonderes Auto. Wer auf das eine oder andere Ausstattungsdetail verzichten kann, bekommt den Wagen sogar noch günstiger.
Mein Fazit für den Test des VW Polo GTI aus der Sicht des Beifahrers ist, dass er ein Auto ist, das richtig viel Spaß macht. Billig ist er nicht, aber dafür bietet er viel. Die Zielgruppe sind junge Leute. Kinder dürften sie auch schon haben, nur keinen Kinderwagen mehr, denn der passt nicht in den Kofferraum. Ein rundum gelungenes Auto für einen angemessenen Preis.