Glücklicherweise ist am Aschermittwoch alles vorbei. Die Narren sind zurück in der vernunftbetonten Welt klarer Verhältnisse. Aber ist das gleich ein Grund, Hoffnungen auf den alten Lenin zu setzen, zumindest, dass er in einem Punkt Recht behält: In Deutschland haben Revolutionen keine Chance. Auch nicht freitags.
Natürlich darf man sich gerne für was Gutes engagieren, auch als Schüler, auch freitags. Aber bitte zuerst Hausaufgaben machen, bevor man raus auf die Straße darf. Ordentlich wie vor hundert Jahren, als jener Lenin bemerkte, Deutsche würden, wenn sie einen Bahnsteig stürmen wollten, zuerst noch eine Bahnsteigkarte kaufen. Daran sollten sich die jungen Leute mal erinnern. Aber so was lernt man ja nicht, wenn man die Schule schwänzt und Geschichte verpasst.
Womit wir genau in der Falle stecken, die uns da aufgestellt ist. Seit sich „Fridays for Future" medialer Beachtung erfreuen darf, dreht sich die Diskussion zuvörderst darum, ob man den Rasen betreten, pardon, die Schule schwänzen darf, wenn man aus Sorge um die Zukunft demonstriert. Vermutlich hätte „Fridays for Future" größere Probleme, Verstöße gegen die Schulpflicht zu erklären. Aber nur, wenn sie den Eindruck hätten, allen, die gegen Gesetze und Vorschriften zum Klimaschutz verstoßen, würde ebenso frühzeitig und klar Paroli geboten. Die Debatte Schulpflicht vs. Zukunftsdemo taugt vielleicht für einen Pro-und-Contra-Aufsatz, lenkt aber vom eigentlichen Problem ab.
Nun bin ich nicht vehement dafür, freitags grundsätzlich zum Schüler-Demo-Happening-Tag auszurufen. Aber die Initiative hat deutlich mehr verdient als eine SchulschwänzerDiskussion. Jetzt müssen die, die sonst gerne davon reden, „im Interesse der nachfolgenden Generation" zu handeln, zeigen, wie ernst sie es meinen. Ein erster Schritt wäre, nicht nur über diese Generation zu reden, und zu erklären, was man in ihrem Sinne zu tun gedenkt, sondern mit ihr zu reden, und ernst zu nehmen, was schon Jean-Paul Sartre wusste: „Die Jugend hat Heimweh nach Zukunft".