Nähen ist ihr Leben. Die Schweizerin Pia Fischer stellt aus Recyceltem Unikate her – ihre Kreationen sind unter anderem auf der Berliner Zeughausmesse, internationalen Modenschauen oder im Deutschen Historischen Museum zu sehen.
Frau Fischer, Sie haben im Schweizer Luzern Haute Couture gelernt. Bietet Berlin einer Modedesignerin mehr künstlerische Freiheit?
Berlin ist ein Eldorado für Kreative. Ich bin eher Künstlerin als Modedesignerin und arbeite mit den unterschiedlichsten Textilelementen. Aus Krawatten, Reißverschlüssen oder Etiketten habe ich schon über 200 Kleider kreiert. Jedes ist einzigartig. An einem nähe ich häufig drei, manchmal sogar sechs Monate. Meine Kleider sind tragbar, aber darüber hinaus Kunstwerke. Nach Berlin kam ich ursprünglich der Liebe wegen. Hier habe ich meinen Traummann kennengelernt und meine Kinder bekommen. In der Schweiz bin ich nur noch Gast.
Können Sie von Ihrer Kunst leben?
Dass einmal ein Scheich eines meiner Unikate für seine Herzensdame entdeckt, darauf warte ich noch (lacht). Meine Kleider sind weniger Kleidungsstücke, sondern eher Kunstobjekte, in die man investieren kann. Quasi eine Wertanlage etwa für Sammler. Meinen Lebensunterhalt finanziere ich über Maßanfertigungen für Schauspielerinnen, Nähkurse an der Volkshochschule oder den Verkauf von Accessoires wie originellen Portemonnaies. Mir geht es aber vor allem darum, meinen Traum zu leben und mir meine künstlerische Freiheit zu bewahren.
Wie sollte die Gesellschaft ihre Kreativen unterstützen?
Das Bewusstsein sollte sich ändern. Wenn die Leute nur noch im Internet bestellen, entzieht uns das die Existenzgrundlage. Der Markt bietet hauptsächlich Massenware und Einheitslook.
Das Kunsthandwerk stirbt langsam aus. Gerade die Textilbranche ist betroffen. Berlin ist berühmt für seine vielen Kreativen. Aber wenn es so weitergeht, wird es die Kulturstadt Berlin irgendwann nicht mehr geben. www.creationpiafischer.de