Die einen wollen nicht mehr in die USA, solange Trump Präsident ist. Die anderen pfeifen auf die Briten – seit ihrem Ausstieg aus der EU. Dabei ist London immer eine Reise wert. Um die Metropole an der Themse noch attraktiver zu machen, bieten einige Hotels sogar spezielle Brexit-Trips an. Wir waren in Soho unterwegs.
Ist er’s? Ja, er ist es. Brooklyn Beckham, der älteste Spross der Beckhams, läuft, unauffällig gekleidet, nur in Begleitung eines Freundes durch Soho. Hier passieren Promi-Begegnungen dieser Art öfters, denn wer nicht hier lebt, kommt doch zumindest gern zu Besuch. Ein großer Prozentsatz von uns war schon mal in London. Packt einen die Stadt beim ersten Aufeinandertreffen, kommt man im Laufe eines Lebens auch gern wieder und wieder. Möglichkeiten, die Stadt immer wieder aufs Neue zu erleben, gibt es viele.
Speziell in Soho pulsiert die Metropole. Und das fast rund um die Uhr. Dieser Stadtteil ist die Keimzelle der City. Wir checken in „Mimi’s Hotel" in der Frifth Street 57 ein. Businessleute, die einen Großteil der Klientel ausmachen, schätzen die Lage. Aber auch junge Leute, die das Nachtleben und eine gute Gastronomie schätzen, sind hier richtig. Das Konzept der Zimmer ist der Clou des Hotels mit der imposanten Fassade aus gebrannten Ziegeln, die 1870 hochgezogen wurde. Das Hotel wurde 2016 eröffnet. Zwei Jahre zuvor begannen die Arbeiten – das Innere wurde von Grund auf kernsaniert und modernisiert. Es gibt nun also 58 Zimmer auf sechs Etagen in sieben Kategorien: von „tiny" bis „lux". Ich liege mit „cosy" etwa dazwischen und staune über die Gemütlichkeit, die mein Zimmer bietet. Alle Betten sind maßgefertigt und fügen sich so in den Grundriss eines jeden Zimmers. Viel Platz ist, wie man das von Weltmetropolen gewöhnt ist nicht, doch die Nutzung des Raumes ist optimal. So lässt sich beispielsweise der Koffer problemlos unter dem Bett verstauen und steht nicht im Weg herum. Auch ansonsten bleiben in Sachen Ausstattung und Annehmlichkeiten keine Wünsche offen (mehr dazu auf der Website).
Tolle Gastronomie und boomendes Nachtleben
Nach dem Einchecken gilt es, die Umgebung abzuchecken. Hier ist schließlich richtig was los, die Gastronomie und das Nachtleben haben einige Schätze zu bieten. Beispielsweise das schicke wie ebenso hippe „Social Eating House". Fünf Gehminuten von unserem Hotel in der Poland Street 58 entfernt, kann man hier nicht nur fantastisch speisen, sondern auch ausgelassen feiern. Die prämierte Bar, die sich von außen ein wenig versteckt im Obergeschoss des Hauses befindet, nennt sich „The Blind Pig". Die Barkeeper wurden für ihre Cocktail-Kreationen schon mehrfach ausgezeichnet, aber auch der Champagner pitzelt als solider Aperitif. Das Restaurant im unteren Bereich wurde im Jahr 2013, gerade mal ein halbes Jahr nach seiner Eröffnung, mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet. Sternekoch Paul Hood kreiert bis heute eine simple und doch sehr fein abgestimmte Küche auf hohem Niveau – zu angemessenen Preisen.
Das London-Standardprogramm habe ich im Laufe mehrerer Besuche bereits abgefrühstückt. Westminster Abbey, Buckingham Palace, der Tower of London, London-Eye, Big Ben und so weiter. All das sind tolle Sehenswürdigkeiten, die bei keinem London-Trip fehlen sollten, vorausgesetzt, man hat sie nicht schon gesehen. Ist man angehender London-Kenner, gibt es noch so viel anderes zu entdecken …
Punkt zwei des Wochenendtrips nennt sich „Dean Street Townhouse", befindet sich in einer Parallelstraße unseres Hotels – wie der Name schon sagt in der Dean Street 69-71. Entzückend beschreibt diese Location ganz einfach, aber treffend. Das Interieur vermittelt Gemütlichkeit sondergleichen. Kleine Coffeetables und Mini-Sessel, gepolsterte Sitzbänke, die über und über mit Kissen ausstaffiert sind, laden ein, darin zu versinken. In unserem Separee ist es etwas schummrig und gediegen. In der Früh helfen uns diverse Kaffeekreationen beim Munterwerden. Aber auch frische Säfte, hauseigen, abgefüllt in kleine Fläschchen, tragen Titel wie „The Green", „Red Hot" oder „Recovery" und bedienen „frischgepresst" den aktuellen Trend – da ist alles drin, was der gesundheitsbewusste Mensch gern zu sich nimmt. Meine pochierten „Eggs Royale" mit Sauce hollandaise und Lachs befördern mich – ich möchte an dieser Stelle nicht übertreiben – geradewegs in den siebten Frühstückshimmel. Ein Früchteteller mit Passionsfrucht, Kiwi, Ananas, Maracuja, Granola mit Joghurt, Croissants, diverse Ei-Kreationen oder aber auch ein klassisches Full-English-Breakfast finden sich auf der Karte. Und auch hier sind die Preise erstaunlich erschwinglich. Auch für Londoner Verhältnisse.
Gestärkt für den Tag ziehen wir los und machen uns auf in Richtung Galerie König London. Die Ausstellung in einem alten Parkhaus beziehungsweise einer Tiefgarage ist ein Ableger der gleichnamigen Berliner Galerie und hat, obwohl recht klein, einiges zu bieten. Zeitgenössische Kunst zum Thema „I will be dead" wird dort gezeigt und lässt auch Kunstbanausen zu Kunstliebhabern werden, denn hier wird jeder Kunstgeschmack bedient: Malerei, Fotografie, Skulptur und Objektkunst.
Nach unserer privaten Führung, gehen wir, das Frühstück liegt ja auch schon locker zwei Stunden zurück, in den Londoner Stadtteil Mayfair. Dort wartet ein Tisch in „The Punch Bowl by Guy Ritchie" auf uns. Für alle, die mit dem Namen nichts anfangen können – Guy Ritchie ist der Ex-Mann der Queen of Pop Madonna und darüber hinaus ein sehr erfolgreicher Regisseur – man denke nur an den Film „Snatch". Neben dem Film-Business widmet er sich eben auch der Gastronomie. Das Ambiente des Pubs im Erdgeschoss ist urig-charmant, die Tische für alle, die nicht nur Flüssignahrung zu sich nehmen möchten, äußerst stylish. Unserer befindet sich ein Stockwerk höher. Der Dining Room ist lichtdurchflutet, in hellen Farben gehalten. An den Wänden hängen Gemälde, die die Konterfeis von Models wie Kate Moss oder Twiggy zieren. Die Küche ist etwas zünftiger, bietet aber auch kleine wie große Köstlichkeiten für jeden Geschmack. Die Salate sind knackig, die Sandwiches saftig und Fish and Chips gibt es reichlich. Das Lager-Bier ist fruchtig und frisch, das Guinness schmeckt hier noch besser als zu Hause, und der Gin ist ausgezeichnet – im wahrsten Sinne des Wortes.
Im Hyde Park ruhe und Sonne tanken
Um die Gerichte besser verdauen und Platz für das geplante Abendessen schaffen zu können, unternehmen wir einen Spaziergang durch den Hyde Park. Auch in London scheint, wenn man Glück hat, mal die Sonne, und an diesem Nachmittag zeigt sie sich von ihrer strahlendsten Seite. In „der grünen Lunge" Londons, dem Hyde Park, tummeln sich vor allem Touristen, die Grauhörnchen hinterherjagen oder doch zumindest darauf versessen sind, diese zu streicheln. Halsbandsittiche, die aussehen wie kleine grüne Papageien, tummeln sich in den Baumkronen und machen mit ihrem Gezwitscher auf sich aufmerksam, während Enten und Fischreiher eher gemütlich an den kleinen Wasserstellern im Park verweilen.
Noch mehr Kalorien als bei einem Spaziergang lassen sich bekanntermaßen beim Shopping verbrennen. Wer wo shoppt, ist primär eine Frage des Geldbeutels. In Mayfair, wo vor den Geschäften zuhauf Ferrari, Lamborghini und Mercedes parken, werde ich heute wohl nicht fündig. Wir machen uns also auf Richtung Harrod’s und anderen Einkaufsmöglichkeiten am Picadilly Cirus. Die Architektur der Stadt – viele Häuser sind viktorianischen Ursprungs – ist eine Augenweide, die eine Fahrt mit der Underground verwehren würde.
Nachdem nach einem zehn Kilometer Fußmarsch auch endlich ein paar High Heels für den Abend gefunden sind, heißt es zurück zu „Mimi’s" und fertig machen für den großen Abend. Wir treffen uns gegen 21 Uhr in „Mimi’s"-Bar. Adrian Russotto, der junge Mann hinterm Tresen, wurde übrigens in Haiti zum Cocktail-König gekrönt. Danach heißt es: Abfahrt. Und zwar im Rolls Royce mit Sternendach. Schön, einfach schön. Kaum habe ich meine Euphorie über den Chauffeur-Service der extravaganten Art gezügelt, sind wir auch schon am Ziel: Im „Private Member’s Club Annabel’s". Solche Member Clubs gibt es in London zuhauf. Hier findet sich ein elitärer Kreis zusammen, der nicht nur Wert auf gepflegte Gesellschaft, sondern auch gutes Essen, erlesene Weine und Party-Ambiente legt. Dieser Club ist doch speziell, denn er ist einer der wenigen, die sich insofern modernisiert haben, dass auch Frauen zugelassen sind. Gemischte Gesellschaften sind erwünscht. „Annabel’s" ist glamouröser als die meisten seiner Art, eine legendäre Institution.
Was so eine Mitgliedschaft jährlich kostet, möchte ich an dieser Stelle mal unter den Tisch fallen lassen. In ähnlicher Tiefe, also etwa auf der Tischkante befindet sich meine Kinnlade. Ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus. Unten im Club, wo wir unseren Begrüßungs-Schampus einnehmen, ist in Sachen Dekoration unfassbar viel los. Die Wände sind verziert mit Glas und Spiegeln, Affen, Schlangen, Gorillas, Lianen – das Motto lautet hier „Jungle".
Fotografieren ist im Privatclub verboten
Als wir ankommen brummt der Laden schon, die Stimmung ist ausgelassen. Eine Etage höher werden wir zu Tisch gebeten. Ach ja, meine Kinnlade ist immer noch weit geöffnet. Wie detailverliebt hier eingerichtet wurde, haut mich einfach um. Und auch das Publikum. Wieder habe ich einen „War das nicht gerade?"-Moment. Ja, er war es. David Furnish. Der Ehemann von Elton John. Ordentlich gestriegelt läuft er an unserem Tisch vorbei. Seine Begleitung kenne ich nicht, Elton John ist es jedenfalls nicht. Aber hey, Promi ist Promi. Und wenn solche Persönlichkeiten am Tisch vorbeilaufen, ist das Warten auf die Vorspeise irgendwie verdammt kurzweilig. Die anwesenden Ladys aller Altersklassen haben eines gemeinsam: einen guten Friseur und vermutlich auch einen guten Botox-Doc.
Hier herrscht reges Treiben. Das Personal erkenne ich an ihren extrem auffällig bunten Jacketts. An den Tischen sitzen „rich kids" wie gestandene Geschäftsleute, zuweilen auch gemixt – das Publikum ist bunt gemischt. Das Essen hervorragend: Mein Oktopus als Vorspeise ist butterzart und grandios gewürzt, mein Lachs mit seiner asiatischen Note zergeht im Mund, die Schokoladenvariation zum Dessert setzt noch mal einen drauf. Auch dieses Essen will abtrainiert werden, und dafür geht es wieder ein Stockwerk tiefer, wo die Gäste fertig diniert haben und das Tanzbein schwingen wollen. Hier ist es voll, laut, verqualmt und einfach cool.
Das nächste Mal widme ich mich dann vielleicht der Musik- und Theater-Szene. Denn, dass ich wieder kommen werde, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Keiner weiß bisher, wo die Reise hingehen wird. Deal oder No-Deal. Und wenn ja, zu welchen Konditionen. Das alles ist noch offen. Aktuell muss man schon mit Verzögerungen im Flugbetrieb rechnen. Das Gute beim Reisen nach Großbritannien ist aber – den Euro musste sich der Globetrotter ja sowieso in Pfund wechseln lassen – macht also erst mal keinen großen Unterschied.
Weitere Infos: mimishotelsoho.com;
www.socialeatinghouse.com;
www.deanstreettownhouse.com,
www.punchbowllondon.com,
koeniglondon.co.uk; annabels.co.uk
Die Reise wurde von „Mimi’s Hotel Soho" unterstützt.