Die siebenköpfige Band The BossHoss wurde 2004 in Berlin gegründet. Die beiden Frontmänner Alec Völkel und Sascha Vollmer sprechen im Interview über ihr aktuelles Album „Black is beautiful" und das Tourleben.
Sascha, Alec, für das neue Album habt Ihr Euch viel Zeit gelassen. Viel Urlaub war aber trotzdem nicht drin, oder?
Sascha Vollmer: Nein, wir hatten einen vollen Terminkalender: 2016 und 2017 waren wir Teil von „Sing meinen Song". Danach war dann in der Tat einmal etwas Zeit für eine kleine Pause. Vor allem live wollten wir zurückschrauben.
Alec Völkel: Die Pause war nötig. Obwohl die im Prinzip gefühlt gar nicht so krass war. Richtig raus waren wir letztendlich eigentlich nur in den Sommerferien 2017. Live hatten wir die letzte Show im Dezember 2016. Deswegen scharren wir jetzt auch wieder mit den Hufen.
Druck habt Ihr Euch aber nach den Erfolgen des Vorgängers beim neuen Album nicht gemacht, oder?
Sascha Vollmer: Respekt haben wir schon vor jedem neuen Album, vor jeder neuen Ära. Ich glaube, es ist gesund, wenn man diese Einstellung hat, immer wieder alles gibt und sich wirklich reinkniet, um möglichst das beste Album und die beste Tour zu machen.
Alec Völkel: Wir versuchen, unserem Weg treu zu bleiben. Wir erfinden uns zwar immer wieder ein Stück weit neu, verlassen aber nicht den Pfad. Das hat sich bewährt und das haben wir, glaube ich, mittlerweile ganz gut drauf. Deswegen ist der Druck auch überschaubar.
Wie würdet Ihr Euer aktuelles Album beschreiben?
Alec Völkel: Es ist The BossHoss, aber mehr. Wir haben noch mehr verschiedene Sachen ausprobiert. Es ist facettenreicher, wie man immer so schön sagt. Ich glaube, es ist echt ein extrem abwechslungsreiches Album – ohne dass es zusammengewürfelt erscheint. Die Boss-Hoss-Soundklammer hält es 100 Prozent zusammen. Aber es ist musikalisch spannender geworden.
Sascha Vollmer: Wir lassen von Album zu Album immer wieder mehr Einflüsse zu und probieren Sachen aus. 2012 haben wir Beats mitlaufen lassen. Und darauf aufbauend kommt eins zum anderen. Dieses Mal haben wir wieder mehr auf die Rocktube gedrückt und Kracher dabei, die auf dem letzten Album nicht so drauf waren. Das war eher poppig, würde ich sagen, mit Ausnahme von „Dos Bros".
Trotzdem haben wir auch auf diesem Album einen Country-Song drauf, aber auch Pop-Songs. So ein Justin Timberlake würde sich nach der einen oder anderen Nummer die Finger lecken. Es ist also ein sehr abwechslungsreiches und trotzdem in sich absolut logisches und geschlossenes Meiserwerk.
In der ersten Single-Auskopplung „AYO" geht es darum, sich freizumachen von den Zwängen. Muss man das als Musiker nicht vor jedem neuen Album?
Alec Völkel: Doch schon. Back to Zero. Da ist immer eine leere Festplatte, die man erst mal füllen muss. Man hat auch immer einen gewissen Zweifel: Wird uns was einfallen? Das kommt dann immer peu à peu.
Wie macht Ihr Euch privat frei von den Zwängen des Musikbusiness?
Sascha Vollmer: Wir machen uns nie frei vom Musikbusiness. (lacht) Wir machen ja nicht nur unsere Musik selbst, sondern auch unser Management. Das heißt, auch die ganze Vorbereitung der Album-Veröffentlichung, also das Marketing und die Promo – und alles, was so dazugehört. Da stecken wir überall knietief mit drin. So richtig loslassen kann man da nie. Außer wenn wir auf einer Roadshow sind und auf die Bühne gehen, dann gibt es wirklich nur die Show, die Musik, die Songs und alles andere wird hinten angestellt.
Alec Völkel: Loslassen können wir nicht. Man nimmt das auch schon mal abends mit ins Bett. Zu Hause ist aber schon ein guter Ausgleich. Da hat man seine Familie, die Kinder rennen rum. Da ist schon so ein Hafen, der sehr privat ist und auch nichts mit Tour, Plattenfirmen, Porsche oder sonst was zu tun hat. Da kann man zwar nicht unbedingt loslassen, aber es ist einfach ein Ausgleich.
Früher habt Ihr nach Euren Konzerten gern noch gefeiert. Hat sich Euer Tourleben inzwischen verändert?
Alec Völkel: Ja, man wird schon ein bisschen ruhiger. Wir haben schon die ein oder andere Party in all den Jahren gefeiert. Dazu kommt: Früher hattest du einen kleineren Gig und danach bist du noch in einen Pub. Da kannte dich außer den paar Fans, die auch beim Gig waren, kaum jemand. Aber jetzt, wenn wir beide, bekannt aus Funk und Fernsehen, in irgendeine Bar oder einen Club gehen, hast du keine Ruhe mehr.
Sascha Vollmer: Da sind die ganze Zeit Smalltalk und Fotos angesagt. So einfach wie früher ist es nicht mehr. Aber das ist halb so wild. Wie Alec sagt: Wir haben schon genug für mehrere Leben gefeiert. Jetzt zieht es uns eher nach Hause. Aber das ist auch eine gesunde Entwicklung. Wir wollten ja auch noch lange Musik machen.
The BossHoss steht für Cowboys und Western. Viele glauben ja, dass die Künstler dann auch privat diesen Style leben …
Alec Völkel: The BossHoss haben ein klares und großes Bild von der Welt und Klischees, die wir bewusst so gesetzt haben.
Sascha Vollmer: Teilweise sind wir aber auch privat so, allerdings nicht so überspitzt wie auf der Bühne. Aber der Lifestyle spricht uns schon an. Motorräder, Autos, Gitarren … Dieses Bild, das wir zeichnen, ist nicht vollkommen frei erfunden, das sind schon wir. Aber wir gehen jetzt morgens natürlich nicht ins Bad und putzen uns mit Jack Daniels die Zähne.
Alec Völkel: Und wir machen auch nicht den Kaffee auf dem Feuer heiß.