Da stehen sich zwei offenbar feindlich gesinnte Lager gegenüber: auf der einen Seite der Verbraucher, oft Großstadtbewohner, auf der anderen der Landwirt. Beide Seiten pflegen einen wohl kultivierten Antagonismus: der Verbraucher, der kaum je einen Kuhstall von innen gesehen hat, wirft dem Landwirt Tieresmisshandlung, Profitgier, Überdüngung der Böden, übermäßigen Einsatz von Pestiziden und vieles andere vor. Der Bauer pflegt seine genau entgegengesetzten Vorurteile vom naiven Verbraucher, der Fleisch vom glücklichen Schwein will, dafür aber bei Aldi nur drei Euro pro Kilo zahlen will. Das Buch von Andreas Möller kommt gerade zur rechten Zeit. Es geht auf beide Seiten ein und will, dass ein Dialog beginnt.
In der ersten Hälfte des Buches rollt Möller die Geschichte des Bauerntums in Deutschland auf, die für Laien zum Teil überraschende Fakten enthält. Wer weiß schon, dass Agrarunternehmer Carl Wentzel, der 1944 hingerichtet wurde, in den 20er-Jahren in seinen Betrieben rund 20.000 Mitarbeiter beschäftigte? Damit kommt der Autor wenig später auf das sogenannte Agribusiness, eine Branche, die in Deutschland angeblich rund 300 Milliarden Euro erwirtschaftet. Und damit umgekehrt proportional ist zum Anteil der Landwirtschaft am Bruttosozialprodukt, das lächerliche 0,7 Prozent beträgt.
Statistiken kann man bekanntlich so oder so auslegen. Leider begeht Möller den gleichen Fehler, den auch Großkonzerne wie Monsanto/Bayer machen, wenn sie vorrechnen, dass „moderne Landwirtschaft" für die Nahrungsmittelversorgung einer wachsenden Weltbevölkerung unabdinglich ist. Allein zwei Millionen Fleischesser in Berlin, so Möller, benötigen im Jahr 52 Millionen Kilo Fleisch. Und dieser Bedarf sei durch ökologische Haltung nicht zu decken.
Dass Bio-Fleisch wesentlich teurer ist als konventionell hergestelltes und somit zu einer (vernünftigeren) Verbrauchsmenge führen wird, diese Option lässt der Autor leider außen vor.