Klischeefrei – Bundesfamilienministerin Franziska Giffey möchte, dass Mädchen und Jungen ihren Beruf frei von Stereotypen wählen können.
Frau Giffey, ist mit der Frau an der Tonne eine der letzten Männerdomänen gefallen?
Na, noch nicht ganz. Aber wir müssen endlich aufräumen mit den Rollenklischees. Denn Frauen können alles: Vorstandsvorsitzende, Bauingenieurin, IT-Expertin – und eben auch Müllwerkerin. Gleichstellung hängt von vielen Faktoren ab – das gilt auch für die Berufswahl. Ich möchte eine Arbeitswelt, in der Frauen in typischen Männerberufen genauso gut arbeiten können, wie Männer in typischen Frauenberufen. Frauen sollen überall wie ihre männlichen Kollegen Karriere machen können und in Führungspositionen aufsteigen können.
Müllwerkerin ist ein körperlich extrem anstrengender Job …
Ja, das ist richtig! Die Arbeit bei der Müllabfuhr ist körperlich ziemlich anstrengend – aber Gegenfrage: Ist es deshalb ein Männer-Beruf? Nein, jeder Mensch ist verschieden. Ich konnte mir ja bei meinem Kurz-Praktikum als Müllwerkerin ein Bild von diesem Beruf machen und stelle fest: Auch Frauen können diesen Job erledigen. Dafür brauchen sie eine gehörige Portion Mut, gute weibliche Vorbilder und eine fördernde Unternehmenskultur. Deshalb unterstützen wir zusammen mit dem Bundesbildungsministerium und dem Bundesarbeitsministerium die Initiative „Klischeefrei". Sie unterstützt Mädchen und Jungen bei der Berufswahl, frei von Stereotypen.
Sind wir mit der zunehmenden Zahl von Müllwerkerinnen auf einem guten Weg in Richtung echter Gleichberechtigung?
Ich denke, von echter Gleichstellung sind wir noch weit entfernt. Das zeigt nicht zuletzt die nach wie vor bestehende Ungleichheit bei der Bezahlung von Frauen und Männern in anderen Berufen. Wir müssen außerdem die sozialen Berufe weiter stärken. Wir werden die Zielvorgaben für Frauen in Führungspositionen in großen Unternehmen weiterentwickeln und verbindlicher ausgestalten müssen. Im öffentlichen Dienst des Bundes werden wir das Ziel der gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern in Leitungsfunktionen bis 2025 festschreiben. Klar ist: Alles, was Frauen an Gleichberechtigung erreicht haben, ist nicht vom Himmel gefallen, sondern hart erkämpft.