Nicht tatenlos zusehen, sondern anpacken. Das haben sich die Gründer von „Wiwo – wir wollen was bewegen" auf die Fahne geschrieben. Der Verein hat mittlerweile einige beachtenswerte Projekte weltweit initiiert und gefördert.
Auf unseren Reisen rund um den Globus haben wir viel Armut und Elend gesehen. Immer wieder haben wir uns gesagt: ‚Mensch, da muss man doch was machen. Da muss man doch helfen.‘ Aber wie und wer soll was tun? Die Antwort war schnell gefunden: Wir wollen was dagegen tun. Wir wollen aktiv gegen dieses Leid vorgehen", sagt Wiwo-Gründungsmitglied Jean-Michel Wolff. Aus dieser Erkenntnis entstand vor sechs Jahre die Hilfsorganisation „Wiwo" – benannt nach dem Leitsatz „Wiwo – Wir wollen was bewegen".
Hinter der Vereinigung stand anfangs ein knappes Dutzend aus enthusiastischen Freunden, junge Frauen und Männer im Alter zwischen 20 und 35 Jahren, die gern reisen und mit wachen Augen durch sogenannte Entwicklungsländer fahren. Unter ihnen sind Studenten, Ärzte, Juristen, Informatiker, Psychotherapeuten, Steuerberater, die alle von der Idee überzeugt sind, dass man selbst viel bewirken kann, man muss es halt nur mal anpacken.
Und anpacken – das können die „Wiwos". „Im Mittelpunkt unserer weltweiten Aktivitäten stehen dabei das Vorantreiben von Bildung, eine Verbesserung der medizinischen Versorgung sowie der hygienischen Bedingungen vor Ort", erklärt Max Zitzke, der wie Celina Fries ebenfalls zu den Gründungsmitgliedern zählt.
Ihr erstes Projekt stellte die Gruppe der saarländischen Helfer gleich vor logistische Fragen, mit denen sie in dieser Form gar nicht gerechnet hatten. „Auf einer unserer Reisen hatten wir in Kamerun den Arzt Georges Bwell kennengelernt. Er erzählte uns, dass er dringend ein geländetaugliches Fahrzeug brauche, um Patienten in entlegenen Dörfern zu besuchen. Ohne diesen Wagen hätte er keine Chance, kranke Menschen überhaupt je zu Gesicht zu bekommen. Wir dachten uns: ‚Das ist doch kein Problem, sammeln wir halt ein paar Spenden für ein Auto‘. Das Geld war schnell zusammen, aber wie bekommen wir das Auto nach Kamerun? ‚Wir fahren den Wagen selbst hin‘, war unser erster Impuls. ‚Aber Moment mal, in Mali herrscht Bürgerkrieg. Das geht nicht.‘ Also das Auto per Schiff runterbringen." Die vielen Zollbestimmungen und Anträge raubten den Helfern jede Menge Nerven. „Als wir das Auto dann endlich in Kamerun persönlich übergeben konnten, war die Freude groß. Und wir waren stolz, dass wir auf eigene Initiative und ohne staatliche Hilfe etwas bewegt hatten."
Das nächste Projekt führte die Wiwo-Aktivisten nach Peru, wo sie zusammen mit dem gemeinnützigen Verein „Hilfe für Ayacucho" einen Spielplatz in einem abgelegenen Anden-Dorf bauten. Es folgte ein Schulprojekt in Uganda, wo sie über die vergangenen sechs Jahre mit dem Bau zusätzlicher Schulgebäude und weiterer Toilettenanlagen, der Übernahme von Schulpatenschaften und Kursen in Zahn- und Handhygiene sowie Schwangerschaftsvorsorge aktiv sind.
Stets bezahlen die saarländischen Helfer ihre Reisekosten aus eigener Tasche und wohnen bei den Ansprechpartnern vor Ort. „Es macht uns nichts aus, für ein paar Tage zu zehnt in einem kleinen einfachen Raum zu schlafen. Ganz im Gegenteil: Wir genießen diese Zeit bei unseren Projektpartnern, wir lernen auch viel von ihnen", erzählt Maria-Anna Nonweiler, die vergangenes Jahr zum ersten Mal in Afrika war und dabei die Herzlichkeit der Menschen und das entschleunigte Leben vor Ort erfahren hat. Ihr wurden die Augen geöffnet für die Schönheit der Natur. All das nahme sie als ein Geschenk für ihr eigenes Leben mit nach Hause. Genau diese Erfahrungen, nicht nur etwas zu geben, sondern auch viel zurückzubekommen, steckt die Mitstreiter von Wiwo an. „Wenn wir von unseren Aktivitäten erzählen, sagen uns viele meist spontan Unterstützung zu. Sei es in Form von Spenden oder gar von aktiver Mithilfe", erzählt Celina Fries.
Rund 200 Unterstützer
„So haben wir mal im Ikea an der Kasse gestanden und eine Frau fragte uns, was wir denn mit diesen vielen Bilderrahmen machen. Wir erzählten, dass wir eine Fotoausstellung mit Flüchtlingen organisieren, in der Flüchtlinge und Saarländer 24 Stunden in ihrem Leben fotografisch festhalten und vom Verkaufserlös der Bilder Projekte in Uganda finanzieren. Spontan hat sie uns die Bilderrahmen bezahlt."
„Ein ähnlich schönes Erlebnis hatten wir, als uns auf dem Weihnachtsmarkt der Glühwein ausging und ein Besucher spontan zur Tankstelle fuhr, mit jeder Menge Glühweinflaschen zurückkam und uns dann den selbstgekauften Glühwein frisch aufgekocht nochmals abkaufte," ergänzt Christian Neu. „Diese Erfahrungen zeigen uns: Viele Menschen wollen helfen, sind bereit, ihren Geldbeutel zu öffnen. Von Neid und Hass keine Spur."
Rund 200 Unterstützer haben sich von den zahlreichen Erzählungen und den positiven Gefühlen der Wiwo-Akteure anstecken lassen. Zehn bis 15 zählen zum harten Kern. Sie investieren ihren Urlaub und ihre Freizeit dafür, vor Ort „etwas zu bewegen". Außerdem werben sie im Saarland für die Hilfsaktionen und generieren Spenden.
So ist der Verein auf dem Nauwieser-Viertel-Fest mit einem Kuchenverkaufsstand vertreten, organisiert Sommerfeste, Weihnachtsmärkte am Max-Ophüls-Platz oder Charity-Dinner, auf denen „für den guten Zweck geschlemmt" werden darf. Auch größere Firmen sind schon auf den Verein aufmerksam geworden, der Dank seiner anerkannten Gemeinnützigkeit auch Spendenquittungen ausstellen darf. So war zum Beispiel die Firma Prowin von der Arbeit des Vereins begeistert und spendete im vergangenen Jahr 10.000 Euro.
Rund 150.000 Euro sind schon zusammengekommen, die der Wiwo-Verein nachhaltig und in Abstimmung mit den Partnern vor Ort investiert. „Diese Erfahrung haben bestimmt schon viele Hilfsvereine gemacht: Sie bauen eine tolle Brunnenanlage und im nächsten Jahr ist alles versandet, weil keiner im Dorf die Verantwortung übernommen hat. Wir hingegen planen mit den Menschen vor Ort, binden die örtlichen Handwerker mit ein, schaffen damit einen Bezug der Menschen zu unserer Hilfsleistung", erklärt Jean-Michel Wolff. „Hilfreich wäre es für uns, wenn es eine systematische Erfassung, eine Art Monitoring für Hilfsorganisationen gäbe, aus der ersichtlich wäre, wer in bestimmten Gebieten tätig ist, angefangen von den ganz großen weltweit tätigen Organisationen bis hin zur kleinen Grundschule," regt Max Zitzke an. „Dann könnte vieles leichter organisiert werden, und wir könnten von den Erfahrungen des jeweils anderen profitieren." Als nächstes will Wiwo ein Gesundheitszentrum in Uganda bauen. Die ersten Spendengelder hierfür sind sogar schon eingegangen. Unterstützen kann man Wiwo auch durch Kuchenbacken, durch Fördermitgliedschaft und durch die Übernahme von Patenschaften. So sind zum Beispiel mit 120 Euro im Jahr die Schulgebühren, die Kosten für Schuluniform und -bücher und zwei warme Mahlzeiten am Tag für ein Kind gedeckt.