Die 30. Eppelborner Figurentheater-Tage finden vom 29. März bis zum 5. April statt. Das Theater con Cuore zeigt drei seiner Produktionen. Mitbegründer Stefan P. Maatz erzählt, wie er sich dem Figurenspiel näherte und dabei seine Frau Virginia fand.
Herr Maatz, ihr Duo-Ensemble, das Sie gemeinsam mit Ihrer Frau Virginia gegründet haben, heißt Theater con Cuore, zu Deutsch: Theater mit Herz. Welche Bezüge zu Italien stehen hinter dieser Namensgebung?
Der Bezug, dass wir etwas mit Leidenschaft machen. Jede Nationalität hat so klischeehafte Eigenschaften – den Südländern sagt man nach, dass sie alles, was sie machen, mit Leidenschaft machen. Wir haben den Hinweis aus der Presse entnommen, weil es hieß, dass wir mit Leidenschaft und Herz spielen.
Figurentheater ist eine spezielle Form der Bühnenkunst.
Richtig. Man kann mit Figuren ein Ensemble komplettieren, was als Schauspieler alleine schwierig wäre.
Wie haben Sie zum Figurentheater gefunden?
Ich bin in einem Zirkus aufgewachsen – in unserer Familie gibt es viele Sparten der darstellenden Kunst. Ich bin durch die Verwandtschaft dazu gekommen. Ich habe als 17-Jähriger mit ganz einfachem Kasperletheater angefangen –
meine Schwester hat mich zu den ersten Auftritten gefahren, weil ich noch keinen Führerschein hatte.
Haben Sie Ihre Frau beim Figurentheater gefunden?
Ich habe zuerst meine Schwiegereltern kennengelernt. Bei einem Festival in Husum. Meine Schwiegereltern (Gründer des Hohenloher Figurentheaters, Anm. d. Red.) waren beim Pole-Poppenspäler-Festival zu Gast, ich war dort normaler Besucher, um die große Welt des Figurentheaters kennenzulernen. Im Gespräch nach der Aufführung hat mich mein künftiger Schwiegervater zu sich nach Hause eingeladen, um mir seine Werkstatt und den Fundus seiner Figuren zu zeigen – am Abend habe ich meine Frau kennengelernt.
Sie sind in einem kleinen Städtchen in Hessen, in Schlitz, zu Hause. Finden Sie dort Ihr erstes Testpublikum, bevor Sie mit einem Stück auf Tournee gehen?
Wir haben feste Spielstätten in Kindergärten und Schulen. Es ist sehr nett, dass unsere Kindergärtnerinnen im heimischen Schlitz neue Inszenierungen immer gern zu sich einladen. Für uns ist es wichtig, Publikumsreaktionen zu sammeln.
Ist es schwierig, ein Stück als Paar gemeinsam zu konzipieren und gemeinsam auf der Bühne zu agieren?
Für uns nicht. Ich kann nicht für andere Kollegen sprechen – wir haben da durchaus andere Erfahrungen gemacht. Teilweise ist es doch schwierig, unterschiedliche Ideen auf der Bühne zusammenzuführen. Mit meiner Frau ist das sehr leicht, weil wir uns genau überlegen, welche Inszenierung wir ins Programm nehmen, ob uns das beiden liegt und wir uns mit den Charakteren und Figuren identifizieren. Es muss schon so sein, dass unsere Zahnrädchen bei den Proben oder auch vorab ineinandergreifen.
Wenn die Puppen schlafen, dreht sich bei den Puppenspielern weiter alles um die gemeinsame berufliche Tätigkeit?
Nein! Man muss im Privaten auch abschalten können. Mitunter sind Besucher in unserem Haus enttäuscht, weil man gar nicht so viel von dem Figurentheater sieht. Wir trennen das bewusst. Außerdem würde das unsere Kinder zu sehr beeinflussen – wir möchten ihnen die Möglichkeit lassen, etwas Eigenes zu finden. Im Büro und in der Werkstatt sieht man genug von unserer Leidenschaft.
Bauen Sie ihre Figuren selbst?
Wir überlassen das Puppenbauen gern Handwerkern, die das gelernt haben und verschiedene Stilrichtungen beherrschen. Was wir selbst machen, sind Teile der Bühne, der technischen Ausstattung und des Kulissenbildes.
Sie haben als Selbstständiger die Möglichkeit, ihren künstlerischen Intentionen zu folgen, tragen aber auch das wirtschaftliche Risiko. 2004 haben Sie Theater con Cuore gegründet. 15 Jahre danach gefragt: Würden Sie es noch einmal wagen?
Das war die beste Entscheidung, die wir je getroffen haben. Wir hatten schon eine Spielzeit als Schlitzerländer Puppenbühne größtenteils in Freizeitparks gespielt. Wir waren mit einer eigenen Figurentheatershow im Phantasialand in Brühl vertreten und haben 2004 den Entschluss gefasst, den Vertrag nicht zu verlängern, weil wir einfach die künstlerische Freiheit gesucht haben. 2004 haben wir eine Neuausrichtung vorgenommen und unser Programm auf Gastspiele bei Kultureinrichtungen, Theaterfestivals und Bildungseinrichtungen ausgerichtet.
Sie haben ein großes Repertoire mit Stücken für Kinder und auch Erwachsene. „Schweinchen Wilbur und seine Freunde" frei nach E. B. White, für Kinder ab sechs Jahren, spielen Sie seit sieben Jahren. Schwein Wilbur soll geschlachtet werden. Bitte verraten Sie, ob das verhindert werden kann.
Das verrate ich gern: Es kann verhindert werden, denn sonst wäre es eine Inszenierung ohne Happy End – das geht im Figurentheater für Kinder überhaupt nicht. Das Stück fördert die Empathie und den Blick auf die inneren Werte.
Im Figurentheatermusical „Ritter Rost und das Sternenschiff" für Kinder ab vier Jahren dreht sich alles um die Fantasie und was man mit ihr erreichen kann, richtig?
Ja. Das Stück basiert auf einem modernen Grundtenor, nämlich den der überbordenden Technisierung – gerade im Kindesalter. Dass man die Welt doch nicht durch den Bildschirm eines Handys betrachten sollte, darum geht es.
Das Stück „Hear my Song" für Menschen ab 14 Jahre ist eine Liebesgeschichte.
Die Inszenierung zeigt den Lebenslauf eines Künstlerehepaares, das sich beim Straßentheater kennenlernt. Jeder folgt seinem eigenen Ich. Das endet darin, dass die beiden sich trennen. Und zum Glück wieder zusammenfinden. Musik und Poesie sind Riesenüberschriften bei dem Stück.
Sie sind schon im Saarland aufgetreten. Was finden Sie im Saarland?
Weltoffene Menschen.