Es ist eine Erfolgsgeschichte – und es ist eine sehr ermutigende, äußerst unterhaltsame, wirklich wunderbare. Vor 30 Jahren wurde Station 17 als kreatives und soziales Projekt eines Heilerziehers in Hamburg gegründet. Weil die „Wohngruppe 17" für geistig behinderte Menschen schlicht enorm große Lust am Musizieren hatte.
Ja, und mit Kai Boysen hatte man nicht nur einen engagierten Pädagogen, sondern auch einen leidenschaftlichen Independent-Musiker. Jemanden, der das Herzblut-Projekt Station 17 als Schulterschluss behinderter und nicht behinderter Musiker an den Start brachte. Elf Alben, über 800 Konzerte, zwei Dokumentarfilme, zudem jede Menge Anerkennung von Kritik, Publikum und Kollegen und sicher auch reichlich Spaß später, ist es nun fraglos Zeit für eine „Werkschau".
Fünfzehn Tracks schafften es auf dieses Best-of-Album, darunter natürlich auch die legendären Kollaborationen mit Andreas Spechtl von Ja, Panik („Dinge"), Fettes Brot („Ohne Regen Kein Regenbogen") und DJ Koze („Lila Pause"). Unglaublich erfrischend wird hier gereimt und philosophiert, köstlich treibend, hypnotisierend, tanzbar gespielt.
Als absoluter Höhepunkt dieser erstaunlichen Karriere darf fraglos weiterhin die wirklich glücklich machende Inklusions-Hymne „Alles für alle" gelten. „Wir nehmen uns, was wir brauchen" – nicht mehr, aber eben auch nicht weniger". Das ist Gänsehaut pur – auch beim zigsten Durchlauf.
Gleichzeitig erscheint mit „Ausblick" ein brandneues Album der Hamburger. Und wieder liest sich die Gästeschar beeindruckend: Der Pyrolator, Andreas Dorau, Datashock und einmal mehr Herr Spechtl sind mit dabei. Begrüßt wird der Hörer von einer „Geisterstunde", die den Ton der neuen Lieder ganz trefflich setzt: Der Krautrock-Anteil ist erneut gestiegen. Kraftwerk, Can und Neu! lassen grüßen. Insgesamt wirkt der Reigen weniger fokussiert, mehr im Fluss als die „Werkschau", lediglich Doraus „Halbe Portion Glück" hat annähernd Hitpotenzial. Alles Gute für weitere 30 Jahre, Station 17!