Der Maler in seiner kreativsten Schaffensperiode: „Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit" startet am 18. April und porträtiert den Künstler im Alter von 38.
Ein Maler, heute weltberühmt, zu Lebzeiten weitgehend verkannt, immer am Rand des Wahnsinn: Die Geschichte von Vincent van Gogh schreit geradezu danach, verfilmt zu werden. Kein Wunder, dass es eine unüberschaubare Zahl von Filmen über den Maler gibt. Mit dem Film „Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit" von Julian Schnabel ist nun ein weiterer hinzugekommen. Er zeigt das Leben des Malers in der Periode, in der die bekanntesten – und am besten gelungenen – Werke entstanden: in Arles in der Provence, in Saint-Rémy und in Auvers-sur-Oise. In nur etwa zweieinhalb Jahren – von 1888 bis zu Van Goghs Tod im Juli 1890 – entstanden Hunderte Bilder und Zeichnungen. Es ist das Jahr 1888. Der Niederländer Vincent Van Gogh (Willem Dafoe) lebt in Paris. Doch unter den Künstlern dort ist er ein Außenseiter.
Er sehnt sich nach den Farben der Natur und der Sonne des Südens. „Geh in die Provence", rät ihm ein Freund, der Maler Paul Gauguin (Oscar Isaac). Dank der finanziellen Unterstützung seines Bruders Theo (Rupert Friend), der mit Kunst handelt, macht er sich auf den Weg nach Arles. Und findet Quartier bei den Wirtsleuten Ginoux – er zieht in das später durch seine Bilder berühmt gewordene „Gelbe Haus". In Julian Schnabels Film „Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit" geht es um Farben, um Gefühle und eine große Sehnsucht: Die Sehnsucht, die Welt in all ihrer Schönheit im Bild festhalten zu können.
Der Maler ist hier ein Getriebener, einer, der nicht zielgerichtet ein bestimmtes Werk schafft, sondern sich von seinen Gefühlen, von seinen Eindrücken führen lässt. Auf dessen Leinwand ein Bild nicht in wochen- und monatelanger Kleinarbeit entsteht, sondern in wenigen Stunden. Der die Farbe in dicken Schichten aufträgt, in groben und dennoch extrem zielgerichteten Strichen. Der nicht versucht, ein möglichst genaues Abbild der Realität zu schaffen, sondern ihr Wesen zu erfassen und es in komprimierter, geradezu überbetonter Form darzustellen. Schnabels Film lässt die Umgebung, in der sich der Maler bewegt, in den Farben seiner Gemälde erstrahlen, zeigt, wie die Natur gleichsam ihren Weg in die Bilder findet.
Der Abgrund rückt näher
Entscheidendes Stilmittel ist die Handkamera von Benoît Delhomme. Die zum Teil zwar sehr wackligen Bilder reihen sich aneinander wie in einem Rausch, der Zuschauer sieht die Welt quasi mit den Augen des Malers. Sie betonen das Getriebene, die Obsession bis hin zum Wahnsinn, die Vincent Van Gogh zu kreativen Höchstleistungen bringt.
Als sein Zustand immer besorgniserregender wird, überredet Theo van Gogh Paul Gauguin, zu Vincent in die Provence zu fahren. Er würde seine Kosten dort bezahlen; im Gegenzug soll ihm Gauguin ein Bild pro Monat schicken. Gemeinsam verbringen Vincent und Paul die Tage in der Natur, malen und diskutieren. Und Paul ist die Stütze, die Vincent in seinem Leben braucht. Die Wochen vergehen – doch die Gemeinsamkeit ist nicht von Dauer. Er müsse wieder nach Paris fahren, eröffnet Paul dem Freund. Für Vincent Van Gogh bricht eine Welt zusammen.
Die neuste Verfilmung „Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit" zeigt die tragische Seite des Künstlers: Die Besessenheit, mit der Vincent Van Gogh malte, ständig unter dem Zwang, seine Gefühle auf die Leinwand bringen zu müssen, ständig am Rande des Abgleitens in wahnhafte Welten – und oft genug auch gefangen in diesen. Der Realitätsverlust, der den Maler Stück für Stück dem Abgrund näherbringt.