Der Audi A8 L ist eine Chauffeur-Limousine, die in ihrer Klasse Maßstäbe setzt. Er bietet jede Menge Luxus und Platz auf allerhöchstem Niveau. Gemacht für Bei- oder Mitfahrer, haben wir den Wagen aus dieser Perspektive getestet.
Das hört sich ja an, als käme da gleich ein guter Film!", staunt meine Frau, als sie den Audi A8 L zum ersten Mal startet, denn es erklingt ein fröhliches Jingle, das uns Fahrgäste begrüßt. Damit sind wir gleich positiv auf die kommende Fahrt eingestimmt. Solange der Wagen steht, könnten wir – so wir denn wollten – vorne tatsächlich Fernsehen oder Filme schauen. Die Fahrgäste auf den Rücksitzen genießen dieses Privileg auch während der Fahrt.
Trotz seiner imposanten Länge von 5,30 Metern und obwohl er offensichtlich als Chauffeur-Limousine konstruiert ist, wirkt der A8 L dennoch gleichfalls sportlich und dynamisch. Das ist ein klares Alleinstellungsmerkmal in dieser Klasse. Der Wagen ist eher das Loft über dem East River in Manhattan als das Barockschlösschen. Er ist so groß, dass die meisten Parkplätze zu kurz für ihn sind. Als wir einmal an der Ampel „Schnauze an Schnauze" mit einem Kleinwagen stehen, reicht dieser nicht einmal bis an die Mittelsäule unseres Wagens heran.
Auch anderen fällt unser Auto auf, und offensichtlich gefällt es. Mehrmals haben wir erlebt, dass Bewunderer um den Wagen herumschlichen und hineinschauten oder ihn sogar fotografierten. Was für ein herrliches Gefühl der Angeberei ist es doch, in einem solchen Moment hinzugehen, einzusteigen und davonzufahren – auch wenn wir den Wagen nur temporär „besitzen". Aber Spaß beiseite. Zu den äußerlichen Besonderheiten gehört das exzellente Licht des Audis. Es macht die Nacht zum Tag, und selbst ich als stark Kurzsichtiger kann damit bei Nacht gut sehen. Ein spezielles Nachtsichtsystem verbessert diesen Eindruck noch weiter. Es erkennt Hindernisse wie Wild oder Fußgänger auch am Straßenrand und warnt den Fahrer vor. Audi erreicht diese enorme Lichtausbeute mit Laserlicht – eine sichtbare Verbesserung gegenüber Xenon und LED-Licht.
Neben seinen äußeren Werten hat der Audi A8 L aber vor allem innere. Beginnend mit dem Kofferraum, der für eine Limousine geradezu riesig wirkt. „Der ist ja so groß wie in meinem Kombi", staunt ein Handwerker, der bei uns arbeitet, als ich ihm den Wagen zeige.
Laserlicht statt Xenon oder LED
Das Innenleben des A8 L besteht aus weichem hellbeigen Leder. Die Türen und das Armaturenbrett sind mit Leder, Echtholz, Klavierlack beschichtetem Holz und Alcantara ausgestattet. Alles sehr hochwertig, und es ist ein Genuss, wenn man es berührt. Selbst die Elemente zur Einstellung der Vordersitze sind mit Liebe zum Detail auf eine geschmeidig weich lackierte Platte aus Metall montiert. Die Türen fallen mit einem satten, dumpfen Plopp zu. Wenn wir sie zu sacht andrücken, zieht eine Automatik sie vollständig ins Schloss. Ungewollt offenstehende Türen gibt es somit garantiert nicht.
Der vordere Beifahrersitz ist der einzige Sitz, der keine Rückenmassagefunktion anbietet. Er ist ohnehin eher ein optisches Muss als ein Sitz, der wirklich von Bedeutung für dieses Auto ist. Dennoch sitze ich auch hier ausgesprochen bequem. Dieser Umstand drängt sich unangenehm in mein Bewusstsein, als ich in einem Möbelhaus in einem Sessel sitze und mir sofort wünsche, doch lieber in unserem Audi zu sein.
Als ich mich zum ersten Mal in den Wagen setze, fällt mir sofort auf, dass das gesamte Armaturenbrett und die Mittelkonsole nahezu keine Knöpfe mehr haben. Beides strahlt mich in hochglänzendem Schwarz an, das einen angenehmen Kontrast zum freundlich-hellen Interieur des Testwagens bildet. Luftauslässe sind nicht zu sehen, sie öffnen sich erst, wenn die Zündung aktiviert und die Klimaautomatik angeschaltet ist. Dann sind auch die Bedienfunktionen auf den beiden großen Displays zu sehen. Das obere zeigt ein Navi, das sehr rechtzeitig Fahranweisungen gibt. Das untere zeigt zuerst die Einstellmöglichkeiten für die Vordersitze: Sitzheizung, Sitzkühlung, Neigungen und vieles mehr.
Das LED-Innenlicht kann ich an der Decke für alle Sitze steuern. Es ist auf den hinteren Sesseln dimmbar, und dort kann ich auch den Leuchtwinkel meinen Wünschen entsprechend einstellen. Sobald ich die Sitzheizung aktiviere, wärmen die Lehnen meine Arme. Es stehen umfangreiche Ablagen und Anschlüsse für elektronische Geräte zur Verfügung, inklusive einer induktiven Lademöglichkeit für unsere Smartphones.
Der pure Luxus steht dem Beifahrer auf dem hinteren rechten Sitz zur Verfügung. Wenngleich beide hinteren Sitze eine sehr gute Bein- und Kopffreiheit haben, ist der rechte noch eine Stufe höher anzusiedeln. Hier bin ich komfortabler gereist als in der ersten Klasse der Bahn oder in der First Class eines Deutschen Luftfahrtunternehmens auf einem Langstreckenflug. Ich kann meinen Sitz in eine Liegeposition bringen, wobei die Kopfstütze weich wie ein Kissen ist. Dazu kann ich die Beine auf einer Ablage platzieren und mir die Füße an einer Massageplatte verwöhnen lassen. Diese ist sogar beheizt. Für das Wohl des Rückens sorgen acht verschiedene Massagevarianten, die mir alle gut gefallen und gutgetan haben. Die Rückenlehne hat für die Schulterpartie eine separate Neigungseinstellung. Wenn ich gerade keine Lust habe, meine Beine hochzulegen oder mir die Füße massieren zu lassen, steht mir eine Fußstütze mit zwei Neigungswinkeln zur Verfügung.
Technik im Innenraum, die „mitdenkt"
Da Menschen, die so einen Luxus genießen können, nicht immer nur reisen, sondern während der Fahrt auch mal arbeiten müssen, gibt es an den Rückenlehnen der Vordersitze zwei Tablets, auf denen man Fernsehen schauen, aber auch individuell Radio hören, diverse Einstellungen vornehmen und auch als ganz normale Tablets nutzen kann. Sie können in ihren Halterungen verbleiben oder die Fahrgäste klinken sie aus und nehmen sie in die Hand.
Damit kein Durcheinander entsteht, bieten die hinteren Sitze auch die Möglichkeit, aus der Mittelarmlehne Tische auszuklappen, die Platz für das eigene Notebook bieten. Die Mittelarmlehne steht dennoch weiterhin zur Verfügung. Stromversorgung bieten etliche USB-Anschlüsse, und eine 230-Volt-Steckdose steht den hinteren Fahrgästen zur Verfügung.
Wer so prominent reist, möchte natürlich nicht unbedingt, dass andere ihn oder sie sehen. Dafür bieten die hinteren Sitzplätze elektrische Rollos an den Seiten- und dem Heckfenster. Die beiden Glasdächer sind sowohl von vorne als auch von hinten bedienbar und lassen sich per Rollo schließen, falls die Sonne einmal zu hell scheinen sollte.
Sämtliche Bedienfunktionen lassen sich auch von einem kleinen Gerät steuern, das in der hinteren Mittelarmlehne arretiert ist. Es hat die Größe eines großen Smartphones und bietet vom Platz abhängig alle vorhandenen Bedienfunktionen an. Ja, Sie haben richtig gelesen: Das Bedienteil kann innerhalb des Autos je nach Sitzplatz navigieren! Auf den hinteren Plätzen konnte ich meine Massagefunktionen auswählen. Als ich einmal von vorne nach hinten griff, um Einstellungen vorzunehmen, gab es das Menü für Massage plötzlich nicht mehr, denn der rechte Vordersitz bietet diese Funktion nicht. Die Bedienung denkt also offensichtlich mit. Ich bin fasziniert von so viel Technik in einem Auto.
Damit nicht genug, können die Insassen den Innenraum per Menü von statischer Aufladung befreien. Kein unangenehmes Ziepen bei einem statisch aufgeladenen Stromschlag piesackt sie mehr. Die Macher haben auch nicht außer Acht gelassen, dass Aromen ein wichtiger Faktor sind, damit Menschen sich wohlfühlen. Daher können die Insassen zwischen Sommer- und Winterduft in vier verschiedenen Intensitäten wählen, die dann über die Klimaautomatik im Inneren für Wohlgeruch sorgen.
Aromadüfte nach Wahl per Klimaautomatik
Obwohl Audi höchste Ansprüche an die Innenausstattung des A8 L gestellt hat, haben die Ingenieure auch die grundlegenden Funktionen des Wagens nicht außer Acht gelassen. Trotz seiner imposanten Länge hat der A8 L einen Wendekreis, der sich als Insasse anfühlt, als würde er eine Punktdrehung machen. Das erreicht Audi durch eine Allradlenkung, die neben dem Allradantrieb eine richtig gute Idee ist.
Unser Testwagen hat einen Dieselmotor mit 286 PS. Dass es ein Diesel ist, der diese Massen antreibt, hört man nicht, zumindest nicht im Innenraum. Zunächst befürchtete ich, dass das etwas zu wenig Kraft für ein so großes Auto sein könnte, aber das hat sich nicht bestätigt. Im Gegenteil. Nach den ersten Ampelstarts sagte meine Frau ganz verwundert: „Wo sind denn die anderen? Nach eigenem Bekunden hatte sie das Gaspedal nur „gerade mal berührt".
Ich war gespannt, was so eine Karosse an Sprit verbrauchen würde und glaubte an einen Fehler des Bordcomputers, als meine Frau das erste Mal den Spritverbrauch auf einer von uns gefahrenen Langstrecke erwähnte. Wir kamen mit 6,4 Liter Diesel auf 100 Kilometer aus. Beeindruckend! Das war vermutlich der moderaten Fahrweise geschuldet, dennoch ist dies ein ausgezeichneter Wert.
Zusammenfassend bleibt mir zum Audi A8 L zu sagen, dass ich etwas Luxuriöseres und Bequemeres noch nicht erlebt habe. Der Preis ist mit 154.000 Euro für unseren Testwagen so hoch, dass er für die meisten Menschen unerreichbar ist, dennoch ist jeder Quadratmillimeter dieses Autos sein Geld wert. In der Basisversion kostet der A8 L übrigens 97.050 Euro.