Heilfasten kann dabei helfen, die Ernährung dauerhaft umzustellen
Mit dem Gedanken des Fastens hatte ich schon lange gespielt, aber über das Ziel war ich mir noch nicht im Klaren. Zuerst musste ich die Selbstzweifel überwinden, meine Ehepartnerin überzeugen und schließlich meine Kollegen darüber informieren. Ich entschied mich fürs Buchinger-Heilfasten, eine niederkalorische Trinkdiät, bei der Tee, Wasser und Gemüsebrühe erlaubt sind. Warum? Weil ich nicht bloß Gewicht verlieren, sondern weil ich meinem Darm eine Auszeit gönnen und endlich im Körper „aufräumen" wollte. Wobei ich gestehen muss: Das Sieben-Tage-Heilfasten habe ich nicht durchgezogen. Schnupper-Fasten trifft es in meinem Fall wohl eher.
Der erste Tag des Heilfastens ist dazu da, Stoffwechsel und Verdauung durch Schonkost zu entlasten. Zum Frühstück verzichte ich auf das übliche Müsli mit frischem Obst und esse stattdessen Birne, Apfel und Banane. Dabei kaue ich bewusst langsam und möglichst oft, so wie es die Heilfasten-Literatur empfiehlt. Zum Mittagessen gibt es 100 Gramm – ups, wahrscheinlich etwas mehr – gekochten Vollkornreis und dazu gedünstete Zucchini und zwei Möhren. Als ich alles verputzt habe, bin ich pappsatt. Ich vermisse allerdings die Gewürze, das Öl und die Sojasauce mit dem unverwechselbaren Umami-Geschmack. Da die Reis- und Gemüsemenge so üppig war, nehme ich abends nur einen Apfel und eine Banane zu mir.
Der zweite Entlastungstag fällt auf einen Samstag. Sonst hole ich immer die Brötchen für die Familie – heute nicht. Für alle Nicht-Faster gibt es dafür ofenwarme Aufbackbrötchen. Um die Mittagszeit koche ich Vollkornreis – diesmal mit Brokkoli. Auf dem Küchentisch steht ein Salzfässchen. Ich kann mich nicht beherrschen und nehme mir etwas Salz. Außer mir hat es keiner registriert. Erste Veränderungen machen sich bemerkbar: Mein Kopf fühlt sich benommen an, doch ansonsten bin ich körperlich fit.
Am dritten Tag beginnt der Ernst des Fastens: Mein Körper arbeitet ab heute auf Sparflamme, er muss mit Tee, Wasser und Gemüsebrühe sowie Fettreserven auskommen. Am frühen Nachmittag der erste große Durchhänger. Müdigkeit überkommt mich, ich lege mich zwei Stunden auf die Couch. Am Vormittag hatte ich einen längeren Spaziergang gemacht. Draußen stieg Essensgeruch in meine Nase, ich bekam sofort Appetit auf Rührei. Am frühen Abend genieße ich eine Portion selbstgemachte Gemüsebrühe, die gefühlt viel zu klein ausfällt.
In den vierten Fastentag starte ich voller Euphorie. Immerhin habe ich heute die Hälfte meiner Fastenzeit geschafft. Im Büro spreche ich mit den Kollegen über mein Erstfasten. Ein lieber Arbeitskollege bietet mir später etwas von seinem frischen Obst an, das ich dankend ablehne. Pah, netter Versuch, mich auf die Seite der (Mit-)Esser zu ziehen.
Wieder habe ich nachmittags ein Tief, aus dem mich aber eine große Tasse schwarzer Kaffee rausreißt. Die Highlights des zweiten Tages ohne feste Nahrung: die Gemüsebrühe am Feierabend und ein Bad vorm Zubettgehen. Leider mache ich den Fehler, vorm Schlafen ein Magazin mit Essensrezepten zu lesen – das schürt nur die Vorfreude auf die Post-Fastenzeit.
Noch vor dem Alarmsignal des Smartphones wache ich am fünften Tag auf. In Ruhe trinke ich eine Tasse Kräutertee mit einem Löffel Honig – ja, der ist bei dieser Heilfasten-Methode erlaubt. Den Tag über geht mein Stimmungsbarometer rauf und runter. Auf Dauer schwer auszuhalten sind die Gespräche der Kollegen, wenn sie sich über Küchenrezepte austauschen. Ihre spitzzüngigen Kommentare trage ich mit Fassung.
Nach einem mehr oder minder schlauchenden Arbeitstag freue ich mich auf den Nachhauseweg. Ich laufe vom Arbeitsplatz etwa sieben Kilometer zu Fuß nach Hause. Später am Abend treffe ich die Vorbereitungen für den ersten von zwei Aufbautagen. Ich weiche über Nacht drei getrocknete Feigen in einem Glas mit Wasser ein. Am nächsten Morgen breche ich das Fasten – mit den drei Feigen.
Das Heilfasten hat mir geholfen, bewusst aus meinen Ernährungsgewohnheiten – drei Mahlzeiten täglich – auszubrechen. Ich freue mich natürlich darauf, wieder all das essen zu können, worauf ich Lust habe, aber ich will meine Ernährung dauerhaft umstellen. Weniger essen und mehr genießen.