Abenteuerurlaub bei Büffeln und Krokodilen: Im Sumpfboot durch die Bamurru Plains im Mary River Nationalpark.
Ich liege im Bett – und werde angestarrt. Zumindest fühle ich mich intensiv beobachtet, denn ich kann den Büffel sehen, der etwa 20 Meter von meinem Bungalow entfernt unter den Bäumen steht und unentwegt in meine Richtung blickt. Dieser jedoch kann mich durch die feine Gitterstruktur, die vor meinem Fenster hängt, sicherlich nicht erkennen. Der schwarze Büffel verliert das Interesse und wendet sich ab. Doch einen Moment später hüpft ein Känguru vorbei und zwei übermütige Kälber starten eine Rauferei. Die Szene wird untermalt von krähenden, pfeifenden und zirpenden Lauten, mannigfaltigen Vogelschreien, von sägenden Tönen und vom gellenden Ruf der Wildgänse. Besonders markant ist das lachend-krähende „huhu, huhu, huhu" der Kookaburras. Das sind Eisvögel, die jetzt in der Morgendämmerung um die Wette schreien. Ein ganz normaler Tagesanbruch in der „Bamurru Plains Lodge", einem Luxus-Safari-Camp im australischen Northern Territory, das sich auf dem Gelände einer riesigen Büffelfarm befindet, der „Swim Creek Station". Das Safari-Camp umfasst Savannen und Wälder, aber auch ein verzweigtes Feucht- und Überschwemmungsgebiet. Insbesondere diese Floodplains sind ein faszinierendes Vogel- und Tierparadies, das mit Wildlife- und Safari-Erlebnissen lockt, die sonst eher für Afrika typisch sind. Mit unserem Guide Sam French steigen wir in ein flaches Sumpfboot, das von einem imposanten Luftpropeller angetrieben wird. Sonnencreme und Sonnenhüte sind Pflicht – und eigenmächtig verlassen sollten wir das Boot auf keinen Fall. Denn auch wenn zahlreiche Büffel scheinbar unbesorgt durch den Sumpf waten und an Wasserpflanzen ziehen und kauen: In den Gewässern hier lauern auch Krokodile. „Morgens und abends kommen sie oft heraus, um sich zu sonnen, um die Mittagszeit hingegen sind sie eher im Wasser, da sieht man sie seltener", erläutert Sam.
Eisvögel, die um die Wette schreien
„Ich habe schon gesehen, wie Krokodile eine Gans angegriffen haben, und ich habe gesehen, wie ein toter Büffel von vier Krokodilen gefressen wurde, aber nicht, wie ein Büffel direkt angegriffen wurde", berichtet er, und lenkt unsere Aufmerksamkeit erst einmal auf andere Pflanzen und Tiere. Etwa auf die Wasserlilien, auf Kingfisher und auf einen schwarzen Vogel mit langen Beinen, weißem Hals und roten Kamm, der nahezu magisch über das Wasser zu laufen scheint. Der Jacana, so erfahren wir, wird auch Jesus-Vogel oder Lotusvogel genannt, weil er sich dank seiner langen Hinterzehen geschickt auf den Blättern von Lotuslilien fortbewegt und dabei so wirkt, als spaziere er souverän über die Wasseroberfläche. Einen schwarzen Hals, einen weißen Bauch und dichte schwarze Flügelfedern hingegen haben die Spaltfußgänse, die wir an einer Stelle gleich zu Hunderten antreffen. Als wir mit dem Sumpfboot wieder weiterfahren wollen, erhebt sich der ganze Schwarm plötzlich in die Luft. Der englische Name der Spaltfußgänse, die nur in Australien und Neuguinea vorkommen, lautet Magpie-Gänse, die australischen Aborigines nannten sie Bamurru – nach diesen Wildgänsen ist das gesamte Feuchtgebiet benannt. Als es auf die Mittagszeit zugeht, wird es heißer. Sam steuert mit dem Boot ein schattiges Plätzchen an, er manövriert uns in einen Wald, der vor allem aus den aus dem Wasser ragenden Paperbark Trees besteht, einer Baumart, die eigentlich Malaleucas heißt, und die von den Aborigines auf vielfältige Art und Weise verwandt wurde. Sie nutzten die dicke, leicht feuchte Rinde unter anderem dafür, Nahrungsmittel einzupacken und diese dann darin zu räuchern.
Das Feuchtgebiet wurde nach Gänsen benannt
Unser Mittagessen heute ist allerdings nicht von der Aborigional-Küche inspiriert, sondern von balinesischen Traditionen. Das Top End Australiens ist nur gut zwei Flugstunden von der indonesischen Ferieninsel entfernt – und Made Mustika, der balinesische Koch der „Bamurru Plains Lodge", kreiert fantastische Menüs, die häufig von den kulinarischen Besonderheiten seiner Heimat beeinflusst sind.
Am Nachmittag geht es noch einmal nach draußen, diesmal zu einem Safari Drive durch den bewaldeten Teil der Swim Creek Station. Die Australierin Emma Walton, unser Nachmittags-Safariguide, hat früher im Büro gearbeitet. „Das habe ich gehasst, ich muss nach draußen, das ist meine Welt", beteuert sie und zeigt uns Andreaskreuzspinnen, bunte Papageien, haarige Raupen, Banyan-Feigen und Chininbäume. Am Ende der Tour parkt Emma das offene Safarifahrzeug nicht weit von einem Ausläufer des Überschwemmungsgebietes entfernt.
Sekt und Häppchen zum Sonnenuntergang
Zum Sundowner serviert sie Sekt und Häppchen – und verrät, dass sie nicht nur leidenschaftlich an Natur interessiert ist, sondern auch gerade dabei ist, ein Buch zu schreiben. Die Büffel der Creek Station sind längst ins Landesinnere gezogen – bevor sie am nächsten Morgen wieder Richtung Gewässer ausschwärmen werden. Als ich am Abend von meinem Bungalow zum Hauptgebäude der Safarilodge laufe, in der der balinesische Koch das Abendessen zubereitet, raschelt es rechts und links des Weges im Gebüsch. Ob da wohl Schlangen sind, geht es mir durch den Kopf. Doch dann sehe ich den Schatten eines Kängurus in der Dunkelheit verschwinden und bin sofort wieder beruhigt.