Kultureller Höhepunkt des Kasteler Felsenpfads bei Saarburg ist die von Baumeister Schinkel erbaute Grabkapelle des blinden, böhmischen Monarchen Johann von Luxemburg.
Unsere Wanderung beginnt am Parkplatz gegenüber der Klause, ein von Mönchen erbautes Refugium, dessen Ursprünge bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen. Wir folgen zunächst der Wegmarkierung Richtung Kirche und dann der Markierung wenig später nach rechts, um zum Aussichtspunkt Elisensitz zu gelangen. Dort genießen wir einen fantastischen Ausblick ins Saartal. Der Aussichtspunkt mit steinernen Bänken und einem steinernen Tisch war, der Überlieferung nach, der Lieblingsplatz der Kronprinzessin Elisabeth von Bayern, Gemahlin des Kronprinzen Friedrich-Wilhelm von Preußen.
Im Schatten der Kirche befindet sich der Ehrenfriedhof von Kastel-Staadt. Über 1.000 Soldaten, die während des Zweiten Weltkriegs gefallen sind, haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden. Vom Friedhof sind es nur wenige Schritte zum Eingang der Klause.
Bevor wir uns auf den Weg über das felsige Hochplateau machen, lohnt ein Abstecher zur Klause, die 200 Meter über dem Saartal auf einem Felsvorsprung thront. Die Hochfläche über der Saar war bereits früh besiedelt, die Kelten hinterließen Spuren, ebenso die Römer. Im Mittelalter gab es an der steilen Felsspitze über der Saar einen Ort christlicher Verehrung.
Um 1600 siedelte hier der französische Franziskaner Romery als Klausner. Auf ihn geht der Ausbau der heiligen Grabnische und der Felsenkapelle Hl. Kreuz-St. Helena zurück. Während und nach den Revolutionskriegen war die Eremitage verlassen und verfiel.
Schwarzer Marmorsarkophag
Im 19. Jahrhundert erteilte der preußische Kronprinz und spätere König Friedrich Wilhelm IV. dem Architekten Karl Friedrich Schinkel den Auftrag, die Ruine als Grabkapelle für den von ihm verehrten böhmischen König Johann von Luxemburg auszubauen. Der blinde König war während des Hundertjährigen Krieges zwischen England und Frankreich 1346 in der Schlacht von Crécy gefallen. Im Innern der Kapelle befindet sich der eindrucksvolle schwarze Marmorsarkophag, in welchem bis 1946 die sterblichen Überreste des Königs lagen. Heute ruhen die Gebeine des böhmischen Königs in der Kathedrale von Luxemburg.
Nachdem wir das Gelände der Klause verlassen haben, machen wir uns entlang der Klausenmauer auf unseren Rundweg. Über einen leicht abschüssigen Weg gelangen wir zum Waldrand und mitten im Wald zum „Nordtor der Römer", einer bizarren Felsformation mit schmalem Durchlass. Wir wandern nicht hindurch, sondern biegen rechts ab.
Die mächtigen Bundsandsteinfelsen zur Rechten wandern wir talwärts. Bald sehen wir in schwindelerregender Höhe weit über uns das steinerne Kreuz der Grabkapelle. Viele mit Spalten und Höhlen durchzogene Felsen säumen den Weg, wenn wir talwärts über einen schmalen Pfad unterwegs sind. Plötzlich ragt ein mächtiger, 36 Meter hoher Fels direkt vor uns in die Höhe. Der sogenannte Runde Turm zeigt wie ein großer Finger in die Höhe.
Wir steigen weiter ab ins Tal des Pinschbachs. Dort angekommen überqueren wir den Bach über eine Holzbrücke. Bis zum Altfels überwinden wir auf sanft ansteigenden breiten und steil nach oben führenden Waldwegen einige Höhenmeter. Am Altfels angekommen genießen wir den wunderbaren Blick auf die gegenüber des Pinschbachtals liegenden Felsformationen und die Häuser von Kastel-Staadt.
Nur für schwindelfreie und geübte Kletterer
Den Altfels sollten nur schwindelfreie und geübte Kletterer besteigen. Es gibt keinerlei Absturzsicherungen, der einzige Halt an der Steilwand sind in den Fels gehauene Fußtritte und Drahtseile. Die Aussicht ist atemberaubend. Unten das Saartal und dahinter die aufsteigenden Höhen des Hunsrücks.
Hinter dem Altfels müssen wir nochmals kurz bergan zum höchsten Punkt unserer Tour auf 360 Meter. Es folgt ein langer Abstieg durch verschiedene Waldformationen ehe wir ein zweites Mal den Pinschbach überqueren.
Bis zu den ersten Häusern von Kastel-Staadt steigt der Weg nun im Wald ständig bergauf. Oben im Ort angekommen halten wir uns rechts. In der König-Johann-Straße führt die Wegtrasse zwischen zwei Häusern (Nr. 29 und 31) hindurch zur Mariengrotte außerhalb der bebauten Lage von Kastel-Staadt. Von der Mariengrotte geht es über steile Treppenstufen ein letztes Mal abwärts und zur Schutz- und Rasthütte im Fuchsloch oberhalb einiger Teiche gelegen.
Auf dem letzten Teilstück der Wanderung passieren wir weitere bizarre Felsformationen, die Namen tragen wie Franzenknippchen oder Felsentor. Nachdem wir das „Nordtor der Römer" durchschritten haben, steigt der Weg nochmals an, ehe wir an der Klause unsere Wandertour beenden.