Jaguar knüpft mit dem F-Type an den legendären E-Type an. Ein gelungenes Unterfangen. Die offene Version des F-Type heißt „Convertible" und ist ein Cabrio der Extraklasse. Wir haben den Jaguar F-Type R Convertible getestet – aus der Sicht des Beifahrers.
Die 560 Pferdestärken unseres F-Type R Convertible beschleunigen den Wagen rasant. Das versetzt uns in die angenehme Lage, ganz sicher und problemlos überholen zu können, wo es notwendig ist. Auffahrten auf andere Straßen sind kein Problem, da wir auch hier sicher sein können, uns gelassen einzufädeln. Unser Testwagen ist ein purer Augenschmaus. Er ist in einem dunklen „British Racing Green" lackiert, ein Perleffekt lässt den Lack in der Sonne glitzern. Kombiniert mit dem hellbeigen Dach und den hellbraunen Ledersitzen ist er ein echter Klassiker und nicht nur für uns ein Hingucker.
Der F-Type R Convertible zeichnet sich durch eine flache Silhouette aus, die besonders zur Geltung kommt, wenn das Dach zurückgeklappt ist. Anders als bei vielen anderen Cabriolets entsteht bei geöffnetem Dach kein Wulst hinter den Sitzen, sondern das Verdeck verschwindet nahezu plan in der Karosserie. Auch hier hat Jaguar sehr gute Arbeit geleistet. Selbst unser Zwei-Meter-Mann am Steuer empfindet den Fahrtwind als angenehm und hat bei unserem Test zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass es zugig sei. Ist das Stoffverdeck geschlossen, hat man den Eindruck, ein „richtiges" festes Dach über dem Kopf zu haben. Es entsteht kein Rauschen, kein Knattern oder Flattern.
Die Motorhaube ist lang gestreckt und hat zwei eigene Lufteinlässe, die den riesigen nach unten gezogenen Kühlergrill darin unterstützen, den Motor zu belüften. Das Heck zieren vier chromglänzende Auspuffrohre und machen Nachfolgenden sehr klar deutlich, dass sie einen Sportler vor sich haben.
Die meisten Menschen, denen wir in unserem Testwagen begegnen, quittieren den Auftritt mit Bewunderung und Freude. Er ruft aber auch Neider auf den Plan. Gleich mehrfach erleben wir es, dass „Alltags-Sportwagen" in unserer Nähe die Muskeln spielen lassen wollen. Motoren heulen auf, und die Fahrer ziehen plötzlich mit überhöhter Geschwindigkeit an uns vorbei. Ein amerikanisches Sportcabriolet mit jeder Menge Horsepower unter der Haube überholt uns und setzt sich aggressiv direkt vor unsere Nase. Die bewusste Provokation lässt uns allerdings kalt. Aus dem Alter sind wir raus. Wir genießen die Souveränität unseres Boliden, der nicht nur schnell, sondern auch edel ist, und fahren gelassen im Verkehrsfluss weiter.
Überrascht hat mich angesichts der flachen und schnittigen Linie des Wagens, wie viel Platz er für die Insassen bietet. Der Fußraum ist üppig bemessen, und sogar die Kopffreiheit ist erstaunlich. Einige Handwerker, die gerade bei uns arbeiten, freuen sich wie die Schneekönige, dass sie eine kleine Spritztour mitmachen dürfen. Einer davon ist deutlich über 1,90 Meter groß und fürchtet, nicht in den Wagen zu passen, aber alles kein Problem – er ist hinterher restlos begeistert.
Auch geschlossen punktet der F-Type mit viel Kopffreiheit
Ein Blick in den Innenraum zeigt: Das Armaturenbrett ist schlicht und elegant gehalten. Das Handschuhfach ist nicht mit einem Griff zu öffnen, sondern per Druck auf einen kleinen runden silbernen Knopf. Dieser gibt ein erstaunlich voluminöses Ablagefach frei.
Wie schon das Coupé ist auch das Cabriolet ein reiner Zweisitzer. Hinter den Sitzen findet rein gar nichts mehr Platz. Das ist eine Puristik, die mich begeistert. Um auch bei Unfällen geschützt zu sein, finden sich hinter den Kopfstützen zwei kleine Überrollbügel, die so dezent angebracht sind, dass sie gar nicht weiter auffallen.
Die Schalensitze des F-Type sind zwar sehr flach, aber ausgesprochen angenehm im Sitzkomfort. Selbst bei schnell gefahrenen Kurven bieten sie ausgezeichneten Seitenhalt. Sämtliche Sitzeinstellungen lassen sich per Schalter in der Türverkleidung steuern.
Eine diagonale Strebe macht mir als Beifahrer klar, dass die Bedienelemente in der Mittelkonsole dem Fahrer vorbehalten sind. Lediglich die drei Drehinstrumente unterhalb des Displays für Navigation und andere Funktionen sind für mich als Beifahrer gut erreichbar und selbsterklärend. Hier kann ich mein eigenes Wunschklima regulieren. Besonders angenehm ist die Sitzbelüftung, die dafür sorgt, dass ich auch bei hohen Temperaturen nicht anfange zu schwitzen. Dafür sorgen kleine Löcher im Leder, die die kühle Luft an Rücken, Gesäß und Beine verteilen.
Am Ende der Mittelkonsole findet sich – zusätzlich zum Stauraum unter der Mittelarmlehne – eine Netzablage, in die man leicht eine Parkscheibe oder Ähnliches stecken kann. Auch Ladeanschlüsse für elektronische Helferlein wie Smartphone, Tablet oder Sonstiges finden sich im Staufach unter der Mittelarmlehne.
Erfreulich ist auch die Breite des F-Type R. So haben zwei erwachsene Männer reichlich Platz auf den Sitzen – was angesichts des einen oder anderen Kilos mehr bei mir auf den Rippen nicht selbstverständlich ist. Wir können auch beide bequem unsere Arme in der Mitte ablegen, ohne uns „zu nahe" zu kommen.
Das Fahrwerk nimmt jede Straßenlage wie auf Schienen, auch bei schnell gefahrenen Kurven. Das vermittelt ein Gefühl großer Sicherheit und erhöht somit den Fahrspaß auch des Beifahrers deutlich. Die Heckpartie hat nur eine ganz leichte Neigung nach hinten und führt damit den dezenten Anstieg der langen Motorhaube gekonnt weiter. Ein Spoiler sorgt bei höheren Geschwindigkeiten für den notwendigen Abtrieb, der das Heck auf die Straße drückt. Schön, dass er nur dann zu sehen ist.
Türgriffe sind in der Karosserie versenkt
Seitlich komplettieren zurückhaltende Schweller im unteren Teil des Wagens die Optik des Jaguar F-Type R Convertible. Auch hier haben die Designer auf Zurückhaltung und Eleganz Wert gelegt, denn die Türgriffe verschwinden vollständig in der Karosserie. Nur zum Einsteigen klappen sie aus. Selbst Türschlösser sind nicht mehr vorhanden. Jaguar vertraut an dieser Stelle voll auf seine Funktechnik. Wohl dem, der einen Zweitschlüssel hat, wenn die Batterie des Schlüssels irgendwann mal zu schwach sein sollte. Das hat allerdings den Vorteil, dass nichts die elegante Linie des Wagens stört oder unterbricht.
Wie so oft ist auch das F-Type R Cabriolet am schönsten, wenn es offen ist, denn dann kommt die perfekte Linienführung so richtig zur Geltung. Allerdings muss ich auch zugeben, dass der Wagen sogar im geschlossenen Zustand ein schönes Bild abgibt, was durchaus nicht selbstverständlich ist bei Cabriolets.
Der Kofferraum ist naturgemäß begrenzt, aber einige Jacken und eine große Fototasche finden durchaus Platz. Nein im Ernst, der Kofferraum reicht für einen Wochenendurlaub mit Reisetaschen für zwei Personen leicht aus. Koffer sollte man allerdings eher nicht versuchen, darin mitzunehmen.
Mit dem F-Type R Convertible ist Jaguar mal wieder ein Volltreffer gelungen. Der Wagen fällt ohne Zweifel auf – im positiven Sinn. Er hat mit seinen 560 PS eine Kraft, die ein souveränes Fahren möglich macht. Sein Fahrer hat es nicht nötig, sich mit Halbstarken zu messen und auf Rennen einzulassen. Das Erscheinungsbild des F-Type R Convertible ist aristokratisch und entbehrt nicht einer gewissen Arroganz. Der Wagen kommt selbstbewusst daher und hat auch allen Grund dazu. Er gehört zweifelsohne zu den schöneren Autos, die es zurzeit zu kaufen gibt. Wer sich diesen Wagen leisten kann und will, sollte dies auch tun, denn das Auto macht richtig Spaß – und jede Menge Eindruck.